Triathlet Boris Stein gibt immer das Optimum
Von Helmi Tischler-Venter
Die Regionalinitiative „Wir Westerwälder“ stellt regelmäßig „Wäller Gewächse“ vor, erfolgreiche Westerwälder, die, kaum beachtet von der Öffentlichkeit, Großes vollbringen. Zu ihnen gehört der Eitelborner Boris Stein, ein äußerst sympathischer Mann, der genau weiß, was er will und seine Ziele mit physischer und mentaler Stärke ansteuert. Ende dieses Jahres will er seine Profi-Karriere beim Israel-Triathlon beenden.
Montabaur. Vorständin Sandra Köster war aufgrund der bemerkenswerten Liste sportlicher Erfolge auf Boris Stein aufmerksam geworden: Er ist zum Beispiel mehrfacher Deutscher Meister (2010, 2012, 2013), Sieger der Ironman 70.3 European Championships (2015, 2019), Sieger bei diversen Ironman-Wettbewerben (2014, 2015, 021), und er wird in der Bestenliste deutscher Triathleten auf der Ironman-Distanz geführt. Beim wichtigsten Triathlon auf Hawaii startete er fünfmal, seine beste Platzierung war Rang 7.
Während Amateursportler nach einer Stunde Radfahren erschöpft sind, ist der Profi gerade aufgewärmt für den Lauf. Der Trainingsaufwand für so viel Fitness ist relativ hoch, 35-Stunden-Wochen sind die Regel. So hielt sich Stein in den letzten sieben Jahren immer unter den Top 20. Da er 38 Jahre alt wird, will er nach dem Ironman-Wettbewerb im November seine Profi-Karriere beenden. Er hat sich auf eine Stelle als Sport- und Sozialkunde-Lehrer am Gymnasium beworben. Diese Ausbildung hatte Stein mit dem Referendariat in Montabaur bereits vor seiner Profi-Karriere beendet. Das war möglich, weil das Hochleistungsalter im Ausdauersport relativ spät einsetzt.
Boris Steins Lebensmittelpunkt war - außer während den fünf Studienjahren - und ist immer Eitelborn. Er wohne mit seiner Familie schön und habe gute Trainingsmöglichkeiten: Er könne ohne Ampelstopp mit dem Fahrrad fahren und überall laufen. Nur das Schwimmtraining sei schwierig, weil sportliches Schwimmen in den Hallenbädern von Koblenz, Wirges, Lahnstein, Dillenburg, Bonn oder in den Freibädern in Vallendar, Ransbach-Baumbach und Koblenz nicht so einfach sei, aber: „Wer schwimmen, laufen und Rad fahren kann, kann auch Triathlon machen.“
Die Entscheidung für den Profi-Sport und damit die Selbständigkeit habe er nach der abgeschlossenen Berufsausbildung sehr bewusst getroffen. Zu seinem Team gehören auch Vater und Ehefrau, zudem muss er Trainer und Physiotherapeuten bezahlen. Seinen Lebensunterhalt verdient der Sportler mit Sponsoren- und Preisgeldern.
Pro Jahr bestreitet er maximal drei Langdistanzen, fünf bis sieben Wettkämpfe international. Er führe ein glückliches Leben, da er als Sportler auch von einem zweiten oder dritten Platz begeistert sei, denn er versuche immer nach dem Optimum zu streben. Nebenbei habe er viel von der Welt gesehen, so sei er in diesem Jahr auf Lanzarote, Frankfurt und Wales angetreten, demnächst beim finalen Wettkampf in Israel. Das bewirke einen größeren ökologischen Fußabdruck, ist Stein sich bewusst, aber der Profi-Sport habe die Aufgabe, andere Leute zum Sporttreiben zu motivieren. Es sei zum Beispiel wichtig, dass alle Kinder schwimmen können, das bedeute eine Sorge weniger.
Landrat Achim Schwickert erkundigte sich, was einem Sportler bei einem Acht-Stunden-Wettkampf durch den Kopf gehe. Boris Stein meinte, bei einem solchen Wettkampf denke er nahezu an nichts. „Ich konzentriere mich auf das Steuern meiner Leistung.“ Strategien habe er mit Sportpsychologen entwickelt, so mache er sich im Vorfeld gute Gedanken für die einzelnen Disziplinen. Zum Beispiel freute er sich auf Lanzarote, dass das Schwimmen im Salzwasser einfacher ist als im Süßwasser, dafür liebte er die herausfordernde Fahrradstrecke, weil das Radfahren seine Stärke ist. Selbstmotivation gelinge ihm auch unabhängig vom Sport.
Schwickert wusste, dass bei zu dichtem Abstand im Triathlon beim Radfahren eine Zeitstrafe verhängt wird. Stein bestätigte, dass man nicht im Windschatten fahren und den Zwölf-Meter-Abstand nicht unterschreiten darf. Da auf Hawaii das Leistungsfeld relativ eng beieinander liegt, muss man das Tempo am Berg strategisch einsetzen. Die Bedingungen auf Hawaii sind schwierig - schöne Insel, aber heiß und langweilige Strecke -, ist der sportliche Anspruch unter acht Stunden zu bleiben, aber die Zeit ist zweitrangig, es geht um die Platzierung. Man sieht nicht die Umgebung, nur den Vordermann, den man zu überholen versucht. Das ist faszinierend und frustrierend. „Man muss das Beste aus sich herausholen!“
Zehn Jahre Profisportler sei eine lange Zeit, lobte Landrat Schwickert. Stein meinte, daher sei er jetzt sehr entspannt. Er freue sich auf den beruflichen Neuanfang im Januar und eine spannende Zeit mit der Familie. Seine Einstellung als Sportler wolle er ins tägliche Leben mitnehmen. Triathlon werde hobbymäßig weitergemacht. Im Ausdauerbereich gebe es sehr viele Dinge, die man noch machen könne, zum Beispiel Alpenpässe fahren und Neues entdecken. „Jetzt genieße ich noch, dass ich 150 oder 170 Kilometer fahren kann.“ (htv)
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