Pressemitteilung vom 15.10.2022
Siegener Wissenschaftler entwickeln faltbare Glasfläche
Eine faltbare Glasfläche, geht das überhaupt? Ja, sagten Wissenschaftler am Lehrstuhl für Tragkonstruktion an der Uni Siegen und entwickelten zusammen mit Studierenden im Masterstudiengang Architektur eine faltbare Glasfläche. Das Exponat präsentierten sie jetzt auf der Glasstec, der weltweit größten Fachmesse für Glas in Düsseldorf.
Siegen. Das sogenannte "Hyperkubische Glas“ war Teil der Sonderschau "glass technology live“, die Innovationen und Neuheiten aus Wissenschaft und Forschung zeigte. Das "Hyperkubische Glas“ war ursprünglich ein Entwurf des spanischen Architekten Emilio Perez Piñero, der es 1971 für den Künstler Salvador Dalí entwickelte. Die faltbare Glasfläche sollte als kinetisches Artefakt die Bühne im ehemaligen Theater von Figueras öffnen und schließen. Das Konstruktionsprinzip basiert auf drei Patenten des Architekten. Realisiert wurde es aber bisher nie. Es existiert lediglich ein Modell. An der Universität Siegen wurden nun im Seminar "Bewegliche Tragwerke“ die Patente analysiert und an heutige digitale Fertigungsprozesse angepasst.
Die auf der Sonderschau präsentierte Version des "Hyperkubischen Glases“ stellt das Ergebnis dar. Die faltbare Glasfläche ist in die Horizontale gedreht und lässt sich über einen motorisierten Antrieb öffnen und schießen. 3D-Druck ermöglicht den individuellen Entwurf für die verschiedenen Knoten aus Kunststoff. Die faltbare Fläche von zwei Meter auf zwei Meter besteht aus insgesamt 16 Dünnglas-Kunststoff-Verbundtafeln, die durch eine Klebung mit den Scharnieren verbunden sind. Die Unterkonstruktion setzt sich aus Aluminiumstäben zusammen.
Stellenanzeige
Am Projekt beteiligt waren Prof. Dr. Thorsten Weimar, Sebastián Andrés López, Henrik Reißaus und Katja Wirfler vom Lehrstuhl für Tragkonstruktion sowie Dr. Martino Peña Fernández-Serrano als Lehrbeauftragter von der Universidad Politécnica de Cartagena. Wei die Uni Siegen weiter berichtet, wurden mit den Studierenden zwei Arbeitsmodelle entwickelt. Zunächst um den Faltmechanismus zu überprüfen und ein weiteres Modell zur Analyse des Maßstabes, der Materialität und der Geometrie. Das Exponat wurde mit engagierter Unterstützung der Mitarbeiter in der Werkstatt am Campus Hölderlinstraße gebaut.
Die Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu dem "Hyperkubischen Glas“ sowie dessen Realisierung als Exponat sei durch keine konkrete Anwendung motiviert. Allerdings wären praktische Anwendungen beispielsweise als faltbare Dachkonstruktion mit integriertem Sonnen- und Blendschutz für temporäre Bauten oder mit bunten und bemalten Glastafeln als Skulptur und Kunstwerk vorstellbar. Eine Integration von Photovoltaik sei ebenfalls möglich. Das Exponat könne zukünftig als "Blinkfang“ bei Kunstausstellungen im Innenraum verwendet werden. (PM)