Pressemitteilung vom 20.10.2022
Im Herdorfer Hüttenhaus erklangen gleich zwei Streichquartette
Zum Auftakt der neuen Spielzeit war ein auditorischer Leckerbissen zu Gast im Hellerstädtchen. Mit dem Aris Quartett konnte der Kreis der Kulturfreunde Herdorf in Zusammenarbeit mit Villa Musica eines der besten deutschen Streichquartette für den Auftritt gewinnen. In den vergangenen Jahren sorgte das Quartett für reichlich Furore, berichten die Kulturfreunde, zuletzt mit einem Auftritt in der Sendung "New Generation Artists Presents" der Londoner BBC.
Herdorf. Bevor sich das Aris Quartett ans Werk machte, überließ es den Musikern Hannah Kandinsky (Violine I), Evgenii Artemenkov (Violone II), Ignazio Alayza (Viola) und Antonia Gervilla (Violoncello) die Bühne. Zum Start in den Konzertabend bot das junge Ensemble Joseph Haydns Streichquartett D-Dur, op. 20 Nummer 4 dar. Selbst in Wien ansässig, brachten sie somit ein eher selten gespieltes Stück der Wiener Klassik mit ins Hüttenhaus. Wie der Kreis der Kulturfreunde Herdorf weiter berichtet, zeichneten sich die Variationen des zweiten Satzes unter anderem durch ihr ernstes D-Moll-Thema aus. Menuett und Finale beinhalteten deutliche Folkloreelemente mit rustikaler Bauern- und ungarischer Volksmusik.
Nach der Pause betrat das Aris Quartett die Bühne, wobei einzig Lukas Sieber mit seinem Violoncello Platz nahm, während Anna-Katharina Wildermuth (Violine I), Noémie Zipperling (Violine II) und Caspar Vinzens (Viola) im Stehen spielten. Deren Darbietung wohnte eine Körperlichkeit inne, die schlichtweg ein erhebliches Maß an räumlicher Freiheit erforderlich machte. Die Komposition Erwin Schulhoffs aus dem Jahre 1923 stellte ein erhebliches Kontrastprogramm zu den anheimelnden Tönen Haydns dar.
Das Arrangement zeichnete sich unter anderem durch eine prägnante Kürze der Sätze aus. Während die beiden Allegro-Sätze Nummer 1 und 3 motorisch von fast französischer Delikatesse waren, bettete Schulhoff im zweiten Satz einen ironischen Seitenhieb auf die Wiener-Walzer Sentimentalität ein. Anschließend folgte eine verhinderte Serenade und im Finale ein volksmusikalisch inspiriertes Denkmal an die böhmische Heimat des Komponisten. "Dem Aris Quartett schien dieses Stück geradezu auf den Leib geschneidert zu sein", so die Kulturfreunde.
Als Schlussakt stand mit Felix Mendelsohns Oktett Es-Dur, op. 20 von 1825 eines der großen Meisterwerke der Kammermusik auf dem Programm. So ideal wie sich diese Musikform für die Akustik des Hüttenhauses eignete, so souverän fanden sich auch die Musiker in ihrem Spiel als Oktett zusammen. Bereits der erste Satz bestach durch das Spiel mit Klangfarben und Registern, ebenso durch die Gruppierung der Streicherpaare. Die beiden Streicherquartette wurden oft doppelchörig gegeneinandergestellt.
Einem harmonischen Andante folgte Mendelsohns Scherzo, worin sich eine Hommage an die Walpurgisnacht-Szene aus Goethes Faust verbarg. Der beschwingten atmosphärischen Ausgestaltung war diese Analogie deutlich anzumerken. Das anschließende kraftvolle Finale begann mit tiefen Streichertönen, die sich nachfolgend behände in die Höhe steigern, wobei die kontrapunktischen Möglichkeiten vollständig ausgeschöpft wurden.
Die Standing-Ovations seien die logische Konsequenz eines rundherum perfekten Konzertabends und eine gänzlich verdiente Würdigung vor der Leistung aller Darbietenden gewesen. (PM)
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