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Nachricht vom 29.10.2022    

Weltschlaganfalltag: Risiken kennen und einem Schlaganfall vorbeugen

Von Katharina Kugelmeier

Noch immer zählt der Schlaganfall zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland, mit 6,6 Prozent aller Todesfälle ist er sogar die zweithäufigste. Rund einer von 1.000 Menschen erleidet pro Jahr einen Schlaganfall, wer ihn überlebt, muss oft mit bleibenden Schäden leben. Umso wichtiger, die Risiken zu kennen.

Symbolfoto. (Foto: Canva)

Region. Jedes Jahr am 29. Oktober ist Weltschlaganfalltag. Durch diese sogenannten Gesundheitstage sollen Erkrankungen ins Licht der Öffentlichkeit gebracht werden, um vor allem für Aufklärung und Prävention zu sorgen. Gerade der Schlaganfall ist eine Erkrankung, die nach wie vor die zweithäufigste Todesursache in Deutschland ist. Wirklich „vermeiden“ kann man das Risiko natürlich nicht, wenn man aber die stärksten Risikofaktoren kennt, kann man zumindest versuchen, etwas zu tun, um dieses Risiko zu minimieren.

Risiken für einen Schlaganfall gibt es tatsächlich viele. Während sich die Faktoren wie Veranlagung, Alter oder Geschlecht – das Schlaganfallrisiko ist bei Männern höher als bei Frauen und steigt mit dem Alter – nicht beeinflussen lassen, gibt es glücklicherweise auch ein paar Dinge, die man präventiv tun kann. Vor allem ein gesunder und ausgeglichener Lebensstil gehört dabei ganz oben auf die Liste. Stress, Alkohol, Bewegungsmangel, Übergewicht und Nikotin führen nämlich die Liste der beeinflussbaren Risikofaktoren ganz klar an. Vor allem Rauchen ist neben Bluthochdruck, welchen man hauptsächlich medikamentös behandeln kann, ganz vorn dabei. Rauchen allein erhöht das Schlaganfallrisiko um das zwei- bis vierfache – und Rauchen kommt als Risikofaktor selten allein.

Immer mehr junge Frauen betroffen
Obwohl tendenziell eher ältere Männer einen Schlaganfall erleiden, kommt es durch die Kombination von Rauchen und der Anti-Baby-Pille auch bei jungen Frauen immer häufiger zu Schlaganfällen. Sind dann noch weitere Risikofaktoren oder zusätzliche Erkrankungen wie Migräne dabei, ist der Risiko-Cocktail perfekt. Besonders tückisch ist es dabei, dass ein Schlaganfall bei Frauen von der Symptomatik eher untypisch in Erscheinung tritt und auch viele Krankenhäuser und Ärzte den Schlaganfall bei jungen Frauen oft nicht auf dem Schirm haben. Übelkeit, Erbrechen, plötzlich auftretende Schmerzen von Kopf, Gliedern oder Gelenken, Brustschmerzen und Kurzatmigkeit oder Atemnot sind neben Verwirrtheit bei Frauen Warnzeichen, die auf einen Schlaganfall hindeuten können. Ein Symptom, welches sowohl völlig harmlos, aber auch ein Hinweis auf einen Schlaganfall sein kann, ist Schluckauf. Brustschmerzen, Kurzatmigkeit und Schluckauf lassen normalerweise eher nicht an einen Schlaganfall denken, sollten jedoch bei Frauen unbedingt ernst genommen werden, vor allem, wenn sie in Kombination auftreten und genannte Risikofaktoren vorliegen.

Wie man an den Symptomen bei jungen Frauen sieht, ist es nicht immer anhand der klassischen Symptome feststellbar, ob die betreffende Person einen Schlaganfall haben könnte. Ob ein Schlaganfall tödlich endet, hängt nämlich meist von den ersten Minuten ab, denn im Notfall zählt jede einzelne davon. Eines der Hauptindizien ist, dass die typischen Symptome bei einem Schlaganfall plötzlich auftreten. Bei den folgenden Symptomen sollte man unbedingt reagieren:
Sehstörungen: Bei einem Schlaganfall können Betroffene plötzlich nicht mehr richtig sehen. Dabei reichen die möglichen Einschränkungen von einem eingeengten Gesichtsfeld über das Gefühl, durch einen Schleier zu blicken bis zu Doppelbildern. Gangunsicherheit oder das Vorbeigreifen an Gegenständen sind oft Folge der Sehstörungen.
Sprachstörungen: Die Sprache ist besonders häufig und auffällig gestört. Sätze und auch Worte werden abgehackt formuliert, klingen wie betrunken oder es werden Silben vertauscht. Auch das Verständnis von Sprache kann beeinträchtigt sein.
Lähmung und Empfindungsstörung: Das wohl bekannteste Symptom eines Schlaganfalls ist die plötzlich eintretende halbseitige Lähmung. Dabei sind Arm, Hand und Gesicht meist stärker betroffen. Aber nicht nur eine Lähmung deutet auf einen Schlaganfall hin, auch Empfindungsstörungen wie ein “pelziges“ Gefühl oder starkes Kribbeln auf einer Körperseite können Hinweise sein.
Schwindel: Plötzlich auftretender Schwindel zählt auch zu klassischen Schlaganfall-Symptomen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Schwank- oder Drehschwindel handelt.
Sehr starker Kopfschmerz: Treten ganz plötzlich extrem starke Kopfschmerzen auf, sollte man auch wachsam sein. Diese können Folge der schlaganfallbedingten Durchblutungsstörung oder Einblutung sein. Übelkeit mit Erbrechen begleiten den Kopfschmerz häufig. Oftmals setzen beispielsweise Lähmungen etwas zeitversetzt zum Kopfschmerz ein.
Die genannten Symptome können einzeln, oder aber auch meistens in Kombination auftreten. Sie können intensiv sein, aber auch nicht unbedingt eindeutig. Hilfreich in der Praxis ist der sogenannte “FAST-Test“.

Der “FAST-Test“ ist die bekannteste und schnellste Überprüfung, ob es sich bei den Symptomen um einen Schlaganfall handeln kann. “FAST“ steht dabei für Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit). Die aus dem Englischsprachigen stammende Abfolge der Kontrolle verschiedener Funktionen sieht vor, dass man den Betroffenen bittet zu lächeln, um im Gesicht eine Lähmung zu erkennen, ihn bittet, die Arme vorzustrecken und die Handflächen nach oben zu drehen, was nur einseitig möglich wäre und ihn zu bitten, einen einfachen Satz nachzusprechen. Schafft der Betroffene dies nicht oder nur sehr unzureichend, kommt der letzte Punkt, die Zeit ins Spiel. Da bei einem Schlaganfall jede Minute zählt, sollte man nicht zögern, den Notruf zu wählen und auch den Verdacht eines Schlaganfalls äußern.



Wie man im Alltag das Schlaganfallrisiko senken kann
Wie bereits zu Beginn erwähnt, trägt ein gesunder und ausgewogener Lebensstil dazu bei, das Risiko für einen Schlaganfall und andere Erkrankungen zu verringern. Ein wesentlicher Punkt ist die Reduzierung von Stress, was wohl für viele am schwierigsten ist. Niemand kann alle Stressfaktoren einfach aus dem Leben streichen, auch wenn das schön wäre, aber man kann versuchen, sich kleine Entspannungsinseln zu schaffen. Dabei unterstützen können Übungen wie autogenes Training oder auch Meditationen. Auch ein längerer Spaziergang in der Natur kann nachweislich Stress reduzieren und man schlägt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe, denn ausreichende und regelmäßige Bewegung ist ein weiterer wesentlicher Faktor. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt mindestens zweieinhalb Stunden ausdauerorientierte Bewegung pro Woche. Durch diesen Ausdauersport werden zusätzlich noch die Risikofaktoren Zuckerstoffwechsel, Blutdruck und Cholesterin positiv beeinflusst. Wer dann noch die empfohlenen 10.000 Schritte täglich schafft, hat nicht nur das Schlaganfallrisiko gesenkt.

Eine gute Ernährung ist nicht nur an sich gut, um verschiedene Erkrankungsrisiken zu senken, sie wirkt sich obendrein noch positiv auf viele weitere Risikofaktoren aus. Besonders die sogenannte “mediterrane Ernährung“ ist dabei laut Studien führend. Ein großer Pluspunkt dieser Ernährungsform ist, dass sie sehr abwechslungsreich ist und es kaum Verbote gibt. Täglich auf dem Speiseplan stehen, sollten Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Olivenöl. Auch Eier, Milchprodukte oder ein kleines Glas Wein dürfen regelmäßig auf den Tisch. Wöchentlich darf man seine Hauptmahlzeit gern mit Fisch und Geflügel ergänzen, rotes Fleisch sollte eher selten verzehrt werden. Wer jetzt denkt, dass das alles viel zu kompliziert ist, kann mit Kleinigkeiten beginnen, die Ernährung langsam anzupassen. Morgens statt der Scheibe Wurst etwas Käse oder Tomate aufs Brot, Olivenöl statt Salatöl, Vollkornbrot statt Weiß- oder Mischbrot und alles etwas weniger salzen sind gute erste Schritte. Wer dann noch in Ruhe isst und sich bewusst Zeit für die Mahlzeit nimmt, ist auf einem guten Weg. Kein oder wenig Fast Food und am besten frisch gekocht, mit Kräutern und Gewürzen ist anfangs vielleicht noch gewöhnungsbedürftig, aber es gibt so viele schnelle Gerichte, dass es sich nach etwas Umgewöhnung super in den Alltag integrieren lassen kann.

Neben dem Essen ist es auch nicht unerheblich, was und wie viel man trinkt. Mindestens zwei Liter ungesüßte Flüssigkeit wie Wasser oder Tee sollten es am Tag sein. Besonders grüner Tee ist dabei besonders gesund. Sogar Kaffee kann das Schlaganfallrisiko positiv beeinflussen, mehr als maximal drei bis vier Tassen sollten es allerdings nicht sein. Obwohl Alkohol zu den Risikofaktoren zählt, muss man ihn nicht komplett streichen. Ein kleines Glas (125 Milliliter) Wein am Tag kann sich sogar positiv auswirken, jedoch kehrt dieser Effekt ab dem zweiten Glas bereits ins Gegenteil. Softdrinks sollten übrigens möglichst komplett gestrichen werden, egal ob mit Zucker oder alternativen Süßungsmitteln. Künstliche Süßstoffe begünstigen neben einigen anderen Erkrankungen auch Schlaganfälle. Wer jetzt denkt, dass die Auswahl an Getränken ohne süße Säfte und Softdrinks langweilig ist, der bekommt zum Abschluss noch ein paar Tipps:
“Infused Water“: Einfach mal eine Scheibe Zitrone, Gurke, frische Kräuter oder Beeren ins Wasser geben. Auch ein Stück Apfel oder anderes Obst kann so Geschmack ans Wasser abgeben. Der Fantasie und dem persönlichen Geschmack sind hier keine Grenzen gesetzt.
Tees: Auch wenn die Supermarktregale voll von verschiedenen Teesorten sind, sollte man den aromatisierten Beuteltee eher links liegen lassen. Frisch aufgebrühter, loser Tee ist meist nicht nur wesentlich leckerer, sondern auch gesünder. Auch diese findet man in vielen Supermärkten, Teeläden oder online. Viele Tees schmecken auch gekühlt aus dem Kühlschrank super und können vielleicht den einen oder anderen Softdrink ersetzen.
Wasser mit Geschmack: Wem einfaches Wasser zu langweilig ist, findet mittlerweile viele verschiedene Sorten Wasser mit diversen Geschmacksrichtungen in den Getränkeregalen. Diese gibt es komplett ungesüßt und mit natürlichen Aromen. Für viele vielleicht eine tolle Alternative, die zeigt, dass ungesüßt nicht langweilig sein muss.

Wer jetzt denkt, dass das alles viel zu viel und viel zu kompliziert ist, der sollte dennoch den Kopf nicht in den Sand stecken. Bei der Prävention von Erkrankungen geht es nicht um Perfektion. Es geht um viele kleine Schritte, die vielleicht einzeln unbedeutend erscheinen, im Gesamten jedoch den entscheidenden Unterschied machen können. Wer nicht mit dem Rauchen aufhören kann oder will, könnte einfach etwas weniger rauchen. Warum nicht mal versuchen, die Zigaretten pro Tag zu rationieren? Wenn man auf seine Cola oder Limonade nicht verzichten möchte, könnte man sich vielleicht einfach bewusst ein Glas am Tag gönnen, statt nebenbei die ganze Flasche zu trinken. Statt zum Schokoriegel zwischendurch einfach mal den Apfel oder einen Joghurt mit frischem Obst essen und bei der Pizza der vegetarischen Variante eine Chance geben. Hier und da einfach mal zu Fuß gehen, statt mit dem Auto fahren und die Treppe statt des Aufzugs wählen. Und wenn man heute nichts von alldem geschafft hat, ist morgen ein neuer Tag, an dem es vielleicht besser läuft. Lieber kleine Schritte statt keine Schritte.


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