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Pressemitteilung vom 03.11.2022    

Der Waschbär ist in Betzdorf los

Von Jennifer Patt

Da staunte ein Betzdorfer Ehepaar nicht schlecht, als sie die Aufnahmen ihrer Wildkamera sichteten. Ein Waschbär zeigte sich auf den Bildern, welcher genüsslich das Vogelfutter am Verspeisen war. Der ungebetene Gast kam nun schon einige Male in der Nacht zu Besuch.

Ein Bild des Waschbären aufgezeichnet mit der Wildkamera
(Foto: Jenny Patt)

Betzdorf. Eigentlich hatte sich das Ehepaar die Kamera zur Vogelbeobachtung besorgt. Die beiden 83-jährigen Rentner bestimmen in ihrer Freizeit unterschiedliche Vögel und führen Buch über die heimischen Vogelarten. Aber "dieser Vogel" schoss buchstäblich "den Vogel" ab. Gegen Einbruch der Dunkelheit zeichnete die Kamera eine Gestalt auf, die untypisch für die bewährten Besucher der Terrasse des Ehepaars war. "Ein Igel zeigte sich in den letzten Wochen öfters, aber mit einem Waschbären haben meine Frau und ich nicht gerechnet" so der 83-jährige Rentner. Neugierig legte sich der Rentner die folgende Nacht auf die Lauer und erwischte den pelzigen Besucher in flagranti beim Durchsuchen eines Eimers. Seitdem kommt das Wildtier beinahe jede Nacht und durchsucht den heimischen Garten. Die Kamera zeichnet darüber Beweisaufnahmen auf.

Schnell informierten sich das Rentnerpaar über den Umgang mit Waschbären. Diese sollte man nicht anfüttern, da sie zu echten "Plagegeistern" werden können. Der Umgang mit den Tieren wird in Deutschland kontrovers diskutiert. Kein Tier polarisiert so stark wie der Waschbär, der NABU gibt folgende Tipps zum Umgang mit den pelzigen Artgenossen heraus:
- Schneiden Sie Bäume und Sträucher, die an oder über das Dach reichen, großzügig zurück.
- Bringen Sie glatte Blechmanschetten (ein Meter hoch, ein Meter breit) über den Fallrohren der Regenrinne an.
- Lassen Sie ein starkes Metallgitter auf dem Schornstein anbringen.
- Verschließen Sie mögliche Einstiege konsequent und mit soliden Baumaterialien.
- Verschließen Sie nachts die Katzenklappe.
- Bewahren Sie Mülltonnen und Abfälle unzugänglich auf oder sichern Sie Behältnisse mit starken Spanngummis. Stellen Sie die Mülltonnen nach Möglichkeit mindestens einen halben Meter von Zäunen, Mauern und Zweigen entfernt auf.
- Werfen Sie Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Brot und Obst nicht auf den Kompost, Garten- und Gemüsereste sind hingegen unproblematisch.
- Hinterlassen Sie keine Nahrungsreste in öffentlichen Papierkörben.
Futter für Haustiere nicht über Nacht im Garten oder auf der Terrasse belassen.



Ganz wichtig: Waschbären nicht anfüttern! Vorbeugen ist allemal besser als abschießen. Sie sind und bleiben Wildtiere.

Als Pelzlieferant wurde der Waschbär in den 1920/30er Jahren aus Nordamerika zu uns gebracht und fristete sein Dasein in den Folgejahren hauptsächlich in Pelzfarmen. Mit dem Ziel ihn bei uns anzusiedeln wurde der Waschbär 1934 in Hessen erstmals bewusst ausgesetzt. Stand der Waschbär in den Folgejahren seiner Ansiedlung noch unter Naturschutz, nahm Hessen den Kleinbären als erstes Bundesland in das Jagdrecht auf. Heute fällt er in fast allen Bundesländern unter das Jagdrecht.

Um die Geschichte des Waschbären in Deutschland ranken sich einige Legenden. Unter dem nicht schmeichelhaften Namen "Nazi Racoon" hält sich hartnäckig das Gerücht, dass NS-Größe Hermann Göring vor 80 Jahren die Ansiedlung von Waschbären in Europa befohlen hat. Sogar in der Fachliteratur ist dies vereinzelt nachzulesen, diese Annahme stimmt aber nur bedingt: Ein für die Verbreitung des Waschbären in Europa wichtiges Ereignis war das Aussetzen von zwei Waschbärpaaren am 12. April 1934 am hessischen Edersee. Der Antrag durch das damalige Forstamt Vöhl bezog sich auf § 60 des im Januar 1934 eingeführten Preußischen Jagdgesetzes und wurde am 26. März 1934 gestellt, zwei Wochen nach der Aussetzung traf die schriftliche Genehmigung des Preußischen Landesjagdamts ein. Inwiefern Göring jedoch in diese Entscheidung involviert war, bleibt spekulativ.
(Jenny Patt)


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