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Fuchs und Krähe überlisten
Meint ein Jäger, mit Fuchs oder Rabenkrähe leichtes Spiel zu haben, hat er gegen scharfe Sinne und beachtliche Intelligenz schlechte Karten. Er muss sich schon etwas einfallen lassen. Der bekannte Lockjagd-Experte Klaus Demmel erläuterte 33 Jägerinnen und Jägern im Landgasthof Koch in Fluterschen, wie man den Fuchs reizt und die Krähe lockt.
Fluterschen. Fuchs und Rabenkrähe bevölkern zahlreich Wald und Flur und machen sich jeweils auf ihre Art unbeliebt bei Landwirten und Jägern. Sie zu bejagen ist ebenso spannend wie notwendig. Allerdings sind Lockjagd-Spezialisten unter den Jägern recht dünn gesät. Daher ist der jagdliche Erfolg oft weniger dem Können als der glücklichen Fügung zu verdanken. Hunderte von Krähen zerhacken Freiland-Silagen und der Fuchs ist zum Leidwesen von Hase und Kanin alles andere als eine Rarität. In der von Thomas Müller geleiteten Hegegemeinschaft 1 (Gieleroth) wurde das jedenfalls so gesehen – mit der Folge, dass man sich bei der Jagd-Zeitschrift "Wild und Hund" erfolgreich um ein Seminar mit Klaus Demmel bemühte. Der Schwabe und gelernte Tierpräparator Demmel hat sich mit optischen und akustischen Hilfsmitteln in Fachkreisen einen Namen gemacht. Er entlockt seinen auf Rehgehörnen basierenden Mini-Instrumenten die unterschiedlichsten Tierlaute. Sie können sogar Befindlichkeiten ausdrücken, die zum Beispiel von Fuchs und Rabenkrähe nicht nur erkannt, sondern auch interpretiert werden. Macht es der Jäger richtig, darf er auf seinem Stand oder Ansitz mit Besuch rechnen.
Zunächst einmal muss man natürlich wissen, wie sich das Original anhört. Thomas Müller hat die CD auch im Auto immer parat: Mauspfiff statt Mozart. Training ist wichtig, damit die Imitation nicht als solche erkannt wird. Lippenansatz, korrekter Luftstrom und die hohle Hand vereinen sich dann aber beim Könner zu reizenden und lockenden Tönen.
Die Reizjagd auf den Fuchs unterliegt laut Demmel nahezu keiner Beschränkung durch Witterung, Tages- oder Jahreszeit. Besonders spannend sind stille Tage und helle Nächte im Winter, wenn der Fuchs nicht im Überfluss schwelgt. Man begibt sich in die Nähe des vermuteten Tageseinstands, wartet zehn Minuten hinter dem Schirm oder auf der Kanzel und lässt dann das Mauspfeifchen, die Hasenklage, das Vogelangstgeschrei oder – je nach Standort – das Geschnatter der Ente ertönen. Reagiert der Fuchs nicht auf die Hasenklage, hat man ihn wohl mit Überlautstärke erschreckt. Er vernimmt den normalen Laut noch auf einen Kilometer Distanz, ortet die Quelle und nähert sich wie an der Schnur gezogen. Kommt der Fuchs in Sicht, herrscht Ruhe.
Der Vogelklage folgt der Fuchs im Hörbereich von 500 bis 600 Metern oft mit hohem Tempo und Demmel rät zu entsprechender Geistesgegenwart. Ratsam sind für das jeweilige Instrument spezielle Reiz-Sequenzen. Ist ein Fuchs erlegt, muss man nicht nach Hause gehen, denn Demmel berichtete von fünf bis sechs Füchsen bei einem Ansitz. Ins Reich der Fabel verwies der Referent die Meinung, der Mäusepfiff vom Hochsitz aus könnte den Fuchs irritieren. Allerdings sollte sich der Waidmann auch nicht wundern, wenn wilde Schweine auftauchen. Sie finden die Aussicht auf Maus oder toten Vogel durchaus interessant.
List gegen List heißt die jagdliche Devise bei der Rabenkrähe, wobei man sich das ausgeprägte Sozialverhalten der Vögel zunutze macht. Die Krähen sollen Lockrufen folgen oder sich mit vereinten Kräften auf den vermeintlichen Feind stürzen – hier künstliche Eule, Habicht, Wanderfalke oder Fuchs. Kunststoff-Krähen unterstützen die Lockrufe besonders wirkungsvoll, wenn sie sich an entsprechenden Vorrichtungen bewegen. Werden am Lockstand Krähen geschossen, müssen sie sofort eingesammelt werden, da die Vögel jede unnatürliche Haltung von Artgenossen bemerken. Eigenartig ist allerdings, dass sie normal stehende Kunststoff-Krähen nicht als leblos erkennen.
Mit höherer Tonlage und aggressiveren Rufen wird die Krähe zum Feind gelockt. Hier bleiben tote Krähen liegen oder werden sogar platziert, da sie den gemeinsamen Hass noch steigern. Alle Atrappen sollten nicht unmittelbar am Wald aufgestellt werden, da sich die Krähen in ihrer Flughöhe nach der Vegetation richten.
Von entscheidender Bedeutung ist die Unsichtbarkeit des Schützen, wobei höchstens zwei einen Stand beziehen sollten. Der Jäger trägt Tarnkleidung einschließlich Gesichtsschleier und umwickelt sogar den Gewehrlauf. Beim mobilen oder stationären Schirm soll die Brüstung mindestens 1,60 Meter hoch sein. Wichtig ist auch die gute Deckung nach oben, weshalb sich alte Feldscheunen oder dichtere Feldgehölze gut für einen Krähen-Lockstand eignen.
Günstig für die Krähenjagd sind der frühe Morgen und der späte Abend. Wind und starke Sonne sind abträglich. Vor Fehlschüssen sollte man sich hüten, denn die Krähen werden sich dann aus dem Staub machen. Diesen Stand sollte der Jäger alsbald verlassen. Fällt die erste Krähe aber, kommen mehr. Augen offen halten heißt es bei der Wahl des Standorts. Wo halten sich Krähen auf, wo sammeln sie sich? Wo sind Fraßstellen wie Deponien oder frisch gemühte Wiesen? Wo wurde Gülle ausgebracht?
Thomas Müller dankte dem Referenten herzlich für seine spannenden Ausführungen und Hör-Beispiele im Namen der interessierten Teilnehmer, von denen einige aus Wetzlar und Gießen oder sogar aus Essen kamen. (Klaus Holl)
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Krähen aus Kunststoff, wie sie Klaus Demmel hier zeigt, können ihre "Artgenossen" anlocken. Fotos: Klaus Holl
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