Herdorf: Singender Prinz Ralf I. startet auf der Knöstplatte in die Session
Das karnevalistische Zentrum im Oberkreis des AK-Landes war am 11. November Herdorf: Auf der Knöstplatte drückte Prinz Ralf I. (Braun) die Reset-Taste. Nach einer abgebrochenen Session legt er nun neu los. Und die närrische „11“ spielte vielfältig eine Rolle – auch bei den närrischen Paragrafen.
Herdorf. Der 11.11., 11 Böllerschüsse und ein 11. Geburtstag am 11.11.: Die närrische Zahl kam bei der Sessionseröffnung der KG Herdorf nicht zu kurz. Und Vizepräsident Stephan Euteneuer sagte zu den Karnevalisten aus nah und fern auf der Knöstplatte: "Das passt, es ist ein wunderschöner Tag". Sein Co-Moderator, der kommissarische Präsident Klaus-Peter Beel, dürfte allen aus der karnevalistischen Seele gesprochen haben, als er meinte: "Viele haben den Karneval vermisst.“ Im Dezember vor einem Jahr habe man aufhören müssen, nun werde es nachgeholt. Nun war der örtliche Schützenverein buchstäblich Drücker: 11 Böllerschüsse halten im Städtchen, und das Moderatorenduo stellte fest "Die Session ist eröffnet". Oben drauf gab es gleich ein dreifaches "Herdorf, Nadda Jöhh“.
Kinder lassen rote und weiße Luftballons in den blauen Himmel aufsteigen
Zu dem Lied "Treuer Husar“ und mit großem Gefolge kam Prinz Ralf I. sympathisch lächelnd und mit beiden Armen winkend und das Bockzepter fest in der Hand daher. Und mit Sonnenbrille auf der Nase. Bei Bilderbuchwetter gaben der Prinz, seine Begleiter, Damenelferrat, Prinzengarde und Tanzgruppen ein schönes Bild ab. Es ist ein schöner Brauch, dass die Kinder Luftballons zum Start in die fünfte Jahreszeit steigen lassen. Zwischen dem Prinz und den befreundeten Karnevalsverein entließen die Kinder die Ballons in den Himmel, was von Seiten der Moderatoren kommentiert wurde: "Die unterste Gruppe fliegt gleich zu Geimers". Bleibt die Ballongruppe womöglich in Herdorf?, wie befürchtet. Das taten sie nicht und schwebte den anderen Luftballons in den blauen Himmel hinterher. Bleibt noch abzuwarten, wo die Karten am Ende wiedergefunden werden.
Leni Stünn feiert am 11.11. den 11. Geburtstag
Schon längst wiedergefunden haben die Karnevalisten hingegen ihren Humor, ihren Frohsinn und ein Lächeln auf dem Gesicht. Das Schunkeln klappte auch noch ausgezeichnet, wie auf der Knöstplatte vielfach und ausgelassen bewiesen wurde. Und Leni Stünn, die bei den Kindern tanzt, feierte an diesem 11.11. ihren 11. Geburtstag. Ganz klar, dass Beel die Nachwuchstänzerin nach vorne vor den Prinz holte. Beel stimmte "Happy Birthday" an. Der ganze Platz sang mit.
Prinz Ralf I. "kriegt eine zweite Chance dieses Jahr“
Unterstützung gab es für die Moderatoren von Vizepräsidentin Regina Farnschläder, die mit gereimten Zeilen daher kam. "11.11.22, Sekt und Bier sind langsam ranzig“, sagte sie: "Jetzt ist es wieder mal soweit, eröffnet ist die fünfte Jahreszeit". Nur drei Wochen nach der Sessionseröffnung 2021/22 sei die Kampagne ad acta gelegt worden. Die Enttäuschung war groß, blickte Farnschläder zurück – und sagte: "Keine Tollität erreichte ihr Ziel, weil die Session ins Wasser fiel". Doch im Sommer sei klar gewesen, Prinz Ralf I. "kriegt eine zweite Chance dieses Jahr“.
Regina Farnschläder: "Bei all den Krisen in der Welt, ein Lächeln verschenken kostet kein Geld"
"Ja, er bricht jede Tradition, ohne Proklamation besteigt er den Thron“, so Farnschläder: „Prinz zu sein, es ist sein Traum.“ Nun habe er nur ein Ziel vor Augen: Die Session zu Ende zu bringen. Und dabei auch sein Lied auf die Heimat zu singen, Sitzungen zu erleben und in Kita, Schule und Altenheim Freude zu verbreiten. "An Rosenmontag das Highlight der Session, im Prinzenwagen durch Herdorf, das ist der Lohn“, sagte Farnschläder. Erst wenn man das alles erlebt habe, die Sitzungen, der Rosenmontagszug und vieles mehr, „der Boden unter den Füßen bebt“, sagte sie, "dann weiß man, Karneval ist ein Gefühl, man trägt es im Herzen und es gibt so viel". Sie erwähnte auch das Motto des Prinzen, das da lautet: "Karneval in Herdorf, da fühlt man sich frei, komm lebe dein Leben und sei mit dabei“, und Farnschläder meinte: "Bei all den Krisen in der Welt, ein Lächeln verschenken kostet kein Geld".
Tanzgruppen trainieren schon fleißig
Das Bockzepter hatte Prinz Ralf I. bereits vor einem Jahr bekommen. Auch eine Prinzenkette für die Session 2021/22. Der stellvertretende KG-Vorsitzende Andreas John überreichte nun eine neue Prinzenkette, auf der die neue Session verewigt ist. Es war an dem Prinz, sein Begleiterteam vorzustellen, und zwar mit Hofmarschall Lothar Sachtleben sowie den Begleiter Andreas Faßbender, Marko Kopac, Sven Braun und Jost Kammerl. Nach der kurzen Session im Vorjahr, so Prinz Ralf I., hoffe er nun, dass die fünfte Jahreszeit diesmal ganz nach der Tradition erst am Aschermittwoch endet. Nach zwei Jahren der Pandemie sei es für die Karnevalisten und die Tanzgruppen wichtig, dass "wir unser Können zeigen dürfen“. In der vergangenen Woche habe er bei jeder Tanzgruppe schon vorbeigeschaut – und konnte nun kund tun: "Es wird fleißig trainiert".
Prinz Ralf I.: "Seid mit dabei"
"Durch Corona und Krieg haben wir keine schöne Zeit, aber nichtsdestotrotz: Wir wollen uns nichts vermiesen lassen, wir wollen feiern, tanzen und singen auf unser schönes Herdorf“, sagte Prinz Ralf I. Er motivierte alle, sich einzuhaken, zu tanzen und zu schunkeln. Aber er stellte auch etwas deutlich heraus: "Eines dürfen wir nicht, die Menschen vergessen, denen es nicht so gut geht wie uns“, appellierte er. "Karneval in Herdorf, da fühlt man sich frei, komm lebe dein Leben und sei mit dabei“, schmetterte Ralf I. sein Motto heraus und ermunterte alle: "Seid mit dabei".
Ein singender und tanzender Prinz regiert im Städtchen
Er ist nicht nur ein tanzender Prinz – mit seinem Hofmarschall und seinen Begleitern tanzt er bei den "Jumbos“ -, sondern er ist auch ein singender Prinz. Das hatte er schon 2021 bewiesen, und zuletzt Ende Oktober bei der Prinzenparty der KG Herdorf im Knappensaal. Am Freitag sang er auch bei der Sessionseröffnung, und zwar das von ihm geschriebene Lied "Heimat“ auf die Melodie von "Sailing“. In dem Lied auf Herdorf heißt es im Refrain: "Das ist Heimat, das ist Heimat, das ist Herdorf im Hellertal, zwischen Christians, Bahnhof und Geimers, haben wir Herdorfer das Paradies“.
Elf närrische Paragrafen
Natürlich wurden auch die närrischen Paragrafen bekannt gegeben. Elf an der Zahl sind es, und die aus dem Vorjahr wurden teils übernommen, teils aktualisiert. Die Paragrafen sind ordentlich mit Lokalkolorit gewürzt, um Beispiel Paragraf 4: "Um die Zusammenarbeit im Verbandsgemeinderat zu stärken, wird ein gemeinsamer Kinoabend vereinbart. Folgende Filme sind vorzuführen: 1. Der Feind in meinem Bett, 2. Der Spion, der mich liebte und 3. Das Schweigen der Lämmer“. Und in den närrischen Paragrafen ist auch notiert: "Der neu gewählte, humorvolle Verbandsbürgermeister wird in einer KG-Sitzung von der Prinzengarde zwangszugeführt“, und: "ihm wird auf dieser Sitzung für seine vorbildliche Haltung gegenüber der Jugend- und Brauchtumsarbeit der KG erstmalig der neugeschaffene ,Floporden mit Eichenlaub am Bande' überreicht“. Mit den elf Paragrafen wurde auch bekannt gegeben: "Alle Baustellenfahrzeuge, Schilder und Ampeln in der Stadt Herdorf sind mit Luftballons und Luftschlangen zu schmücken – zuständig ist der Bauhof“.
Stadtbürgermeister Uwe Erner feierte Sessionseröffnung mit
Apropos Baustelle: Die Großbaustelle an Steinaus Eck im Städtchen hatte Stadtbürgermeister Uwe Erner am 11.11. ab 11.11 Uhr nicht mehr im Blick. Auch das Stadtoberhaupt schunkelte auf der Knöstplatte mit – und entrichtete ein Grußwort. Auch Erner hofft, dass man diesmal eine durchgängige Session haben wird. Das Stadtoberhaupt erwähnte auch die Gesangseinlage von Interimspräsident Beel beim „Happy Birthday“ und ließ ihn gleich noch mal ansingen und meinte schmunzeln, dass es jetzt schon besser sei. Hier sprang der tanzende und singende Prinz dem singenden Präsident zur Seite und meinte mit einem Augenzwinkern: "Tanzen kann er, das andere ist ja singen". Dass es so gutes Wetter bei der Sessionseröffnung gebe, das liege an dem Hoch mit dem Namen Charlie - und der Prinz ist im Städtchen eher als Charlie Braun bekannt denn als Ralf Braun. Es ist alles durchorganisiert, befand Erner und wünschte, dass man eine "super Session“ erleben wird.
Viele Gastvereine waren nach Herdorf angereist
Danach war auf der Knöstplatte noch lange nicht Trübsal blasen und Langeweile angesagt. Die befreundeten Vereine erwiesen nacheinander Prinz Ralf I. und seinen Begleitern die Ehre. Aus dem Erbachtal, aus Herschbach, Herkersdorf, Niederfischbach, Fensdorf, Scheuerfeld, Wissen und Hövels waren die Karnevalisten mit Tollitäten und Gefolge ins Städtchen gereist, um mit der KG Herdorf in die fünfte Jahreszeit zu starten. Und noch oft war diesem in allen Belangen überhaupt nicht tristen 11.11. der Herdorfer Karnevalsruf "Nadda Jöhh“ zu vernehmen. (tt)
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