Mittelhofer zeigen Flagge: Protest zum Projekt "Alte Dorfschule“ hat Gesichter
Von Katharina Behner
Schon wieder ist viel Zeit ins Land gegangen, ohne das weitere Informationen bekannt wurden: "Es reicht jetzt!“ meinen daher eine Vielzahl von Mittelhofer Bürgern, die sich der Interessengemeinschaft "Alte Dorfschule Steckenstein“ angeschlossen haben. Fehlende Kommunikation seitens "Hands of Hope“ lässt kein Vertrauen entstehen.
Mittelhof/Steckenstein. Vor fast einem Jahr gründetet sich die Interessengemeinschaft (IG) "Alte Dorfschule Steckenstein“, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Bürger der Ortsgemeinde Mittelhof in das Vorhaben zur Alten Dorfschule einzubeziehen. Denn zu diesen Plänen der Hands of Hope wird viel Konfliktpotential gesehen. Die freikirchliche Organisation "Hands of Hope“ mit Sitz in Neunkirchen, plant in der ehemaligen Steckensteiner Dorfschule eine Jugendhilfeeinrichtung zu eröffnen. Dies mit dem Ziel der Rehabilitation von Jugendlichen, die sich in einer schwierigen Lebensphase befinden und zum Beispiel psychische Störungen oder Suchtprobleme haben. Die Inbetriebnahme der Wohngemeinschaft soll für Anfang 2024 geplant sein. Wir berichteten hier.
Widerstand wird laut – Protest zeigt Gesichter
Kürzlich zeigte sich zum Widerstand der IG gegen diese Planungen viel Rückdeckung seitens der Mittelhofer Bürger. Rund 75 Eltern mit Kind und Kegel, weitere Bürger sowie Mitglieder des Ortsgemeinderates einschließlich des Ortsbürgermeisters Franz Cordes stellten sich Anfang November deutlich hinter die Interessen der IG Alte Dorfschule und deren mit deutlichen Botschaften versehenes Plakat. Zum aktuellen Stand in der Angelegenheit befragten wir Karina Völker und Andreas Klein von der Interessengemeinschaft.
AK Kurier: "Warum zeigen Sie gerade jetzt mit Ihrer IG nochmals deutlich Flagge gegen das Projekt der Hands of Hope mit Ihrer Plakataktion? Aktuell gibt es doch eigentlich gar nichts Neues zu berichten."
Karina Völker: "Das ist richtig und genau das ist auch der Punkt. Seit fast einem Jahr werden wir von Hands of Hope hingehalten. Die fehlende Kommunikation und Transparenz seitens der freikirchlichen Organisation sorgt weder in der IG noch bei den Bürgern für Vertrauen. Hinzu kommt, dass eine zuerst für April und dann auf nach den Sommerferien verschobene Bürgerversammlung nach wie vor nicht terminiert werden konnte. Zwar gab es Mitte Mai ein Treffen im kleinen Kreis mit Hands of Hope. Doch Konkretes konnte dabei nicht in Erfahrung gebracht werden, weil seitens der Hands of Hope ein Gesamtkonzept fehlte. Mit der aktuellen Banneraktion wollen wir dem Protest ein Gesicht geben und einmal mehr darauf aufmerksam machen, dass wir nicht müde werden, gegen das Projekt anzugehen."
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AK Kurier: "Was konkret stört Sie denn an dem Projekt der Hands of Hope?"
Andreas Klein: "Wir sehen ein recht großes Konfliktpotential, das auch mit den vielen Rückläufen der Bürgerbefragung Anfang des Jahres bestätigt wurde. Es gibt Bedenken und Ängste zur Sicherheit von Kindern und älteren Menschen. Wir möchten allerdings hervorheben, dass wir generell keine Vorbehalte gegen soziale Einrichtungen haben. Denn es gibt bereits zwei Einrichtungen vor Ort. Die Lebenshilfe in Steckenstein und Die Insel in Mittelhof. Und es gibt ein gutes Miteinander. Um Konflikte zu vermeiden, halten wir allerdings eine weitere Einrichtung einfach für zu viel für unsere kleine Ortsgemeinde. Wir wollen auch, wie es auch auf unserem Plakat steht, keinen Raum für Fundamentalisten bieten und weisen darauf hin, dass es sich bei Hands of Hope um einen Ableger der umstrittenen Calvary Chapel Siegen handelt, deren Ursprung in Kalifornien (USA) zu finden ist."
AK Kurier: "Wie sieht es mit amtlicher und politischer Rückendeckung zu Ihrem Protest aus?"
Karina Völker: "Insgesamt 488 Unterschriften gegen das Projekt haben wir an das Landesjugendamt gesandt. Zudem steht unser Ortsgemeinderat hinter uns, der auch das gemeindliche Einvernehmen zu dem Projekt verwehrt hat. Verbandsgemeindebürgermeister Berno Neuhoff hat unsere Absicht unterstützt, für eine umfassende Information einen baldmöglichst Termin mit Hands of Hope, zudem mit dem Kreisjugendamt zu finden, wenngleich das bis dato ohne Erfolg blieb. Erst kürzlich haben sich auch die Landtagsabgeordneten Michael Wäschenbach und Matthias Reuber uns zur Seite gestellt. Sie erkennen unsere Sorgen, dass jede weitere Einrichtung den sozialen Frieden innerhalb des Ortes massiv gefährden könnte. Auch sie sehen die Situation wie wir und teilten mit, das sie ebenfalls für Integration und Chancengleichheit von Menschen mit schwierigem sozialen Hintergrund sind. Das es aber nicht sein könne, dass eine kleine Gemeinde einen Großteil von dem stemmt, was als gesamtgesellschaftliche Aufgabe anzusehen ist. Auch Sabine Bätzing-Lichtenthäler unterstützt unser Anliegen, was für uns sehr vorteilhaft ist."
AK Kurier: "Haben Sie Informationen wie es jetzt weitergehen wird?"
Andreas Klein: "Leider nein. Weder haben wir einen Termin für eine Bürgerinformation mit Hands of Hope, noch können wir sagen, ob derweil dem Landesjugendamt das bisher fehlende Gesamtkonzept für die Einrichtung vorliegt. Es bleibt abzuwarten, wie es weitergehen wird. Wir hoffen alle, dass unsere Bedenken gehört und bei Entscheidungen berücksichtig werden." (KathaBe)
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