Kreis Altenkirchen: Helferinnen wollen Organisation für Flüchtlinge gründen
Von Simone Schwamborn
Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sind mehr als eine Million Menschen nach Deutschland geflüchtet (Stand November). In Rheinland-Pfalz sind 44000 Flüchtlinge registriert, davon rund 1600 im Kreis Altenkirchen. Krystyna Valko und Olga Sajun unterstützen ankommende Flüchtlinge im Kreis Altenkirchen etwa bei Behördengängen. Angesichts des wachsenden Hilfebedarfs bitten sie um Verstärkung. Dafür wollen sie eine Hilfsorganisation ins Leben rufen.
Altenkirchen. Seit März 2022 kommen ukrainische Flüchtlinge in Deutschland und somit auch im Kreis Altenkirchen an. "Sie werden von der fremden Kultur und fremden Sprache quasi überrollt", berichten Sajun und Valko von den Eindrücken der Ukrainer, hauptsächlich Frauen und Kinder. Sajun kam 1997 als Spätaussiedlerin nach Deutschland und lebt in Etzbach. Valko gelangte kurz nach Kriegsausbruch nach Deutschland und wohnt in Altenkirchen. Sajun spricht sehr gut Deutsch, und Valkos Deutschkenntnisse sind trotz der kurzen Zeit, die sie in diesem Land weilt, bereits beachtlich. Sajuns und Valkos Sprachkenntnisse und deren Wille, anderen Menschen zu helfen, bilden den Grundstock für den Plan, eine Hilfsorganisation nicht nur für ukrainische Flüchtlinge im Kreis Altenkirchen zu gründen.
"In unserem Heimatland gibt so gut wie keine Bürokratie, in Deutschland aber schon", erklären die beiden Ehrenamtlichen. Und da genau liege der Hase im Pfeffer. Zwar existiere zum großen Glück finanzielle und soziale Unterstützung vonseiten der Behörden und Einheimischer, jedoch zu wenig Hilfe beim Umgang mit den Ämtern. "Die Flüchtlinge sind der Deutschen Sprache nicht ausreichend mächtig, um sich mit Mitarbeitern der Behörden zu unterhalten oder eigenständig Formulare auszufüllen", können Sajun und Valko auf einen Schlag viele Behörden und Dienstleister nennen, mit denen Flüchtlinge Kontakt aufnehmen, darunter die Kommunalverwaltung, Jobcenter, Krankenkasse, Energieversorger, GEZ und so weiter. Zudem stellten auch die Paragraphen eines Mietvertrages die ukrainischen Flüchtlinge vor Herausforderungen.
"Deshalb helfen wir bei Behördengängen. Zum Beispiel übersetzen wir oder füllen mit den Flüchtlingen Formulare aus", berichten Sajun und Vako. Eines haben sie bei ihrem Engagement festgestellt: "Der Hilfeschrei nimmt immer weiter zu. Wir können die Anfragen kaum noch bewältigen". Deshalb haben sich die Beiden jetzt vorgenommen, eine Organisation zu gründen, um die Hilfe auf breitere Füße zu stellen. Dafür suchen sie Mitstreiter. "Das können Privatleute sein, Organisationen oder Vereine, wir sind um jede Mithilfe dankbar."
Die Organisation, die noch keinen Namen hat, verfügt bereits über eine Anlaufstelle. Diese befindet sich im zweiten Stock der Volkshochschule Altenkirchen (Rathausstraße 12). Die Öffnungszeiten sind von Montag bis Freitag von 8.30 und 11.30 und von 14 bis 17 Uhr. "Wir sind froh, dass wir ab Montag eine öffentliche Anlaufstelle haben. Noch teilen wir uns die Bürozeiten. Aber es wäre schön, wenn wir hier und bei anderen Aufgaben Unterstützung erhalten. Denn die ist dringend notwendig", unterstreichen Sajun und Valko.
Mit der Anlaufstelle sei schon ein wichtiger Meilenstein erreicht worden. Aber jetzt gelte es, die Organisationsgründung zu meistern. "Da kommen einige finanzielle und rechtliche Fragen auf uns zu. Auch hier hoffen wir auf Ehrenamtliche, die ihr Know How einbringen wollen. Zudem ist jede Spende willkommen." Vorab hatten sie eine Umfrage durchgeführt, um zu erfahren, ob Einheimische und Flüchtlinge eine solche Einrichtung für sinnvoll erachten. "Innerhalb von zwei Wochen hatten wir mehr als 200 Unterschriften. Das war eine klare Aussage", freut sich Valko. Sie und ihre Mitstreiterin betonen, dass die Anlaufstelle nicht nur von Ukrainern, sondern von allen Flüchtlingen egal welchen Herkunftslandes aufgesucht werden kann. Wer Kontakt aufnehmen möchte, kann das Team unter Telefon 0171/6158320 oder per E-Mail an valko.christina@gmailcom erreichen.
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