Fans von Simon & Garfunkel kamen in Wissen auf ihre Kosten
Von Wolfgang Rabsch
Es müssen nicht immer 500.000 Besucher sein, die wie beim legendären Konzert von Simon & Garfunkel im Central Park von New York ihren Lieblingen huldigten, auch 500 im Kulturwerk in Wissen können ein "Groovy Feeling“ empfinden. So geschehen am Donnerstagabend (22. Dezember) in Wissen beim Konzert der Simon & Garfunkel Revival Band (SGRB).
Wissen. Heutzutage werden bestimmte Altersgruppen zusammengefasst in den Bezeichnungen Ü30, Ü40 oder Ü50. Beim Konzert von SGRB ist es sinnvoll, das Durchschnittsalter der Besucher anders zu klassifizieren, U80 wäre angebracht gewesen, denn unter 80-Jährige beinhalten auch junge Menschen. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass Besucher jedweden Alters die Hits von Simon & Garfunkel genießen wollten - und sie wurden nicht enttäuscht. Das Quartett von SGRB offenbarte bei dem Konzert keinerlei Schwachpunkte, da sie den Sound von Simon & Garfunkel fast 1:1 interpretierten, ganz nah am Original. Trotzdem hauchten sie mit ihrer groovy Dynamik den Hits etwas Besonderes ein.
Um Simon & Garfunkel im Original nachspielen zu können, sind große musikalische Fähigkeiten erforderlich. Gerade in der Schlichtheit der Songs, die ohne viel technischen Schnickschnack vorgetragen werden, belegen das musikalische Können. Dazu bedarf es einer Band, in der jeder gleichberechtigt seine eigene Rolle verkörpert und sie auch ausspielen kann. Michael Frank ist als Sänger und Gitarrist zwar der Frontmann, ihm stehen aber Keyboarder und Bassist Sebastian Fritzlar, sowie Drummer Ingo Kaiser und Sänger Guido Reuter, der auch mit Flöte und Geige erstklassig umgehen kann, in nichts nach. Präzise wie ein Uhrwerk und bestens abgestimmt, schaffte SGRB den Spagat zwischen gefühlvollen, emotionalen Balladen und den teilweise rockigen und mit afro-amerikanischen Elementen versehenen Liedern von Simon & Garfunkel.
Das Publikum stand wie eine Eins hinter der Band, vom ersten Gitarrenzupfer an wurde jeder Song euphorisch gefeiert, teilweise textsicher mitgesungen. Es hört sich übertrieben an, doch zwischen der Band und dem Publikum im Kulturwerk entstand ein unsichtbares Band der gegenseitigen Sympathie, zusätzlich unterstützt durch die schöne weihnachtliche Dekoration, mit der Dominik Weitershagen und sein Team das Kulturwerk ausgestattet hatten. Man konnte Michael Frank bei dessen Begrüßung Glauben schenken, als er sagte: "Wir sind in vielen Hallen aufgetreten, doch hier in Wissen, in dieser einmaligen Location als früheres Industriewerk, in Verbindung mit der Weihnachtsdekoration, das hat uns total geflasht“.
Hit auf Hit – ein Schaumbad der Gefühle
In ihrem Programm präsentierte die Band die schönsten Songs von Simon & Garfunkel, die einen festen Platz in der Ewigkeit haben. Unter die Haut gehende Balladen wie "Scarborough Fair“, "Bridge over troubled water“ oder "Bright Eyes“, Klassiker wie "Mrs. Robinson“, "The Boxer“ oder "The Sounds Of Silence“ gehören ebenso fest zum Repertoire, wie das mitreißende temperamentvolle "Cecilia“ oder "El Condor Pasa“. Ohne von der Bühne dazu aufgefordert werden, sangen die Besucher mit Gefühl und Leidenschaft einige Songs lautstark mit, zum Beispiel bei "The Boxer“ schallte aus hunderten Kehlen der Refrain "Lalalei“ – Gänsehaut pur.
Kleine Lovestory am Rande des Konzerts
Zum Publikum gehörte ein Paar, welches sich gerade bei den Balladen nicht aus den Armen ließ, ein wahrhaft schöner Anblick, der nach dem Konzert zu einer Frage verleitete. Nicht ohne Stolz erklärte der glückliche Ehemann: "Ich habe meine Frau in der damaligen Diskothek der Hammermühle in Mudenbach kennengelernt und wusste sofort, sie ist es. Damals hat man noch zusammen getanzt und ich gebe zu, dass die schummrige Beleuchtung mit Infrarotlicht beim Tanzen geholfen hat. Als der DJ schließlich 'The Sounds of Silence' auflegte, war es geschehen. Im April 2023 feiern wir unsere Goldene Hochzeit.“ Die strahlende Ehefrau nickte und bestätigte die liebevollen Worte ihres Mannes. Mit dieser kleinen Anekdote ist eigentlich die gesamte Stimmung des Konzertes beschrieben.
Bereits in der Pause war zu beobachten, dass bei angeregten Gesprächen sich die meisten Besucher in ihre Jugend zurückversetzt fühlten, dabei lebhaft und glücklich in Erinnerungen schwelgten. Das eher spartanisch eingerichtete Bühnenbild passte genau zur emotionalen Atmosphäre, weil flackerndes und zuckendes Flashlight ganz einfach nicht zum Sound gepasst hätte. So konnten die Besucher das Konzert in vollen Zügen genießen und sich ganz der Musik hingeben. Das Publikum wollte die Band am liebsten nicht von der Bühne lassen, Standing Ovations und begeisterte Zugaberufe belohnten die vier Musiker, bis endlich nach zweieinhalb Stunden Konzert die Lichter auf der Bühne erloschen.
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