Erhöhte Energiepreise könnten zu mehr Altersarmut führen
Der Anstieg der Inflation im letzten Jahr betrifft vor allem Geringverdiener und Rentner, die ein geringes Altersruhegeld beziehen. Diese spüren, gebeutelt durch die Pandemie und die steigenden Energiekosten, die hohen Preissprünge bei der Lebenshaltung besonders deutlich. Zudem summieren sich im Alter meist hohe Ausgaben, um das eigene Wohnumfeld barrierefrei zu gestalten. Daher ist es absehbar, dass Rentner und Menschen mit geringem Einkommen besonders stark von Altersarmut bedroht sind. Eindrucksvoll bestätigt wird diese Annahme von den Ergebnissen einer Erhebung, die vom Anbieter treppenlifter.me durchgeführt wurde.
Neue Hilfen der Regierung für arme Menschen
Der Anstieg der Energiekosten für deutsche Haushalte könnte 2023 schätzungsweise 1.700 Euro pro Haushalt betragen. Viele Geringverdiener und Rentner können sich diese Teuerung nicht mehr leisten. Von den bisherigen Hilfen profitierten Geringverdiener und Rentner wenig, weil sie Steuernachlässe, Kinderbonus, Tankrabatte und Home-Office-Pauschale nicht umsetzen können. Erst die Energiepreis-Pauschale sorge für spürbare Entlastungen auch für ärmere Bevölkerungsschichten. Ob sie dazu geeignet ist, langfristig eine steigende Altersarmut zu begrenzen, bleibt abzuwarten.
Sozialverbände fordern konkrete Entlastungen
So ist auch die Forderung der zahlreichen Sozialverbände zu verstehen, die eine Forderungsliste vorlegten, um die Gefahr der Altersarmut einzudämmen. Darin sind neben einer Ausweitung der Beratungsangebote über den Wegfall der Mehrwertsteuer für Grundnahrungsmittel weitere Hilfen für ärmere Menschen vorgesehen.
Viele Senioren sind auf Spenden angewiesen
Im vergangenen Jahr waren viele Rentner auf die freiwillige Hilfe von Sozialverbänden angewiesen. Innerhalb von 10 Jahren hat sich die Zahl der Senioren, die täglich an einer Tafel anstehen, auf 350.000 Menschen verdoppelt. Ohne Zuschüsse, wie sie unter anderem der Lichtblick e. V. für arme Menschen leistet, wäre das monatliche Geld, das Hartz-IV-Empfänger erhalten, schon nach der Hälfte des Monats aufgebraucht. Die Zuschüsse werden für Medikamente und Kleidung benötigt, in manchen Fällen wird damit das Pflegebett bezahlt.
Warum steigen die Preise für Energie?
Zwar wird der hohe Strompreis zurecht mit dem Gas-Stopp aus Russland in Verbindung gebracht. Doch es existieren noch andere Gründe, warum Strom so exorbitant teuer geworden ist. Wer derzeit einen neuen Stromanbieter auswählen muss, bezahlt je Kilowattstunde einen halben Euro. Damit haben sich die Energiekosten innerhalb eines Jahres in etwa verdoppelt. Es wird erwartet, dass auch die Tarife alter Verträge in Kürze angepasst werden.
Wie setzt sich der Strompreis zusammen?
Der hohe Strompreis erklärt sich nach dem Wegfall der EEG-Umlage auch durch die Anwendung der Merit-Order. Bei dieser Methode der Berechnung sagen die Stromhändler der Leipziger Strombörse EEX (European Energy Exchange) den Strombedarf für einen bestimmten Zeitraum voraus. Danach suchen sie nach den günstigsten Anbietern, die sich in der Regel aus der Wind- und Solarbranche rekrutieren. Ist deren Leistung nicht ausreichend, kommen die nächst teuren Anbieter zum Zuge, bis der gesamte Bedarf an Strom gedeckt ist.
Das Kraftwerk, das als Letztes zur Deckung des Strombedarfs herangezogen wird, bestimmt nun den Preis des gesamten Pakets. Da es sich dabei nicht selten um Gaswerke handelt, die gerade besonders teuer Strom produzieren, steigt der Gesamtpreis auf dieses Niveau. Somit ist der hohe Gaspreis ausschlaggebend für die aktuelle Teuerungswelle, obwohl Gas nur 10 % des deutschen Strombedarfs deckt.
Warum wird das Strompreis-System nicht verändert?
Vor einem Umbau des Strompreis-Systems wird trotzdem gewarnt. Er könne laut der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm dazu führen, dass der Staat neue Gaskraftwerke bauen müsse. Zudem würden die Marktmechanismen hinsichtlich des Ausbaus der erneuerbaren Energien gebremst. Die Experten setzen eher auf eine Übergewinnsteuer, die Unternehmen der fossilen Energiegewinnung auferlegt werden. So könnten bis zu 100 Milliarden Euro an zusätzlichen Steuern erhoben werden, die auch Bedürftigen zugutekommen.
Wirtschaftsminister Habeck steht mit dieser Ansicht im Einklang, indem er sich für eine Übergewinnsteuer und gegen einen Change des Strompreis-Systems ausspricht. Neben den kurzfristig wirkenden Entlastungspaketen und der Gaspreisbremse erwähnt Habeck neben anderen Änderungen, die 2023 eingeführt werden, die Solardachpflicht, die ab diesem Jahr gilt. Diese würde dann mittel- bis langfristig greifen und den Strompreis merklich senken. Dann könnte auch die Gefahr der Altersarmut eingedämmt werden. (prm)
Agentur Artikel