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Nachricht vom 13.01.2023    

Großer Zahltag in Wallmenroth fürs AK-Land: Land unterstützt zwei Großprojekte

Großer Zahltag an einem Freitag, den 13., in Wallmenroth (wenn das kein gutes Omen für weitere Landesmittel war): Die rheinland-pfälzische Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität, Katrin Eder, hat Förderbescheide für zwei Großprojekte übergeben, die im Kreis Altenkirchen derzeit realisiert werden.

Zufriedene Mienen (von links): Bernd Brato, Katrin Eder, Fred Jüngerich und Wolfgang Treis als Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord). (Foto: vh)

Wallmenroth. Ob es nun verspätete Weihnachtsgeschenke oder Willkommenspräsente fürs neue Jahr waren, spielte keine Rolle: Hauptsache, das Geld fließt und das in nicht unerheblichem Maße. Katrin Eder als rheinland-pfälzische Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität überreichte am Freitagmorgen (13. Januar) im Betriebsgebäude der Kläranlage des Abwasserzweckverbandes (AZV) Betzdorf-Kirchen-Daaden in der Muhlau bei Wallmenroth zwei Förderbescheide. Der eine, mit circa 3,18 Millionen Euro (beinahe hälftig Zuschuss und zinsloses Darlehen) datiert, kommt der „Kommunalen Klärschlammverwertung Region Altenkirchen GmbH“ (KKV AK GmbH) zugute, der andere in Höhe von rund 3,77 Millionen Euro (1,96 Millionen Euro Zuschuss und 1,76 Millionen Euro zinsloses Darlehen) den Werken der Verbandsgemeinde (VG) Altenkirchen-Flammersfeld, die derzeit die Kläranlage im Mehrbachtal für 11,6 Millionen Euro aufwendig sanieren und erweitern. Die KKV lässt momentan auf der Gelände des AZV eine thermische Klärschlammverwertungsanlage bauen, die rund 16,5 Millionen Euro kosten wird. Als Gesellschafter fungieren neben dem AZV der Abwasserverband Hellertal (AVH/Stadt Herdorf und die Gemeinden Burbach, Neunkirchen und Wilnsdorf) sowie die VGs Altenkirchen-Flammersfeld, Hamm, Wissen (sie entsorgt über Hamm), Selters, Dierdorf (sie entsorgt über Selters), Hachenburg und die Gemeinde Windeck (Nordrhein-Westfalen). Jährlich sollen rund 16.000 Tonnen „behandelt“ werden.

Richtigen Weg eingeschlagen
Fred Jüngerich als Bürgermeister der VG Altenkirchen-Flammersfeld und gleichzeitig auch Vorsteher der KKV AK (im zweijährigen Wechsel mit Betzdorf-Gebhardshains Bürgermeister Bernd Brato) ließ kurz anhand einer Zeitreise die Realisierung des Projektes in der Muhlau von 2017 an (Änderung der Klärschlamm- und Düngemittelverordnung) bis hin zum Spatenstich im September des vergangenen Jahres Revue passieren. Die Anlage koste 16,5 Millionen Euro, „das ist ein Pfund“, meinte er, die später hinzugekommenen Gesellschafter wie die VGs Hachenburg oder Selters zeigten, dass der „Weg der richtige war, den wir begonnen haben zu gehen, so dass andere auf den Zug aufgesprungen sind“. Eder outete sich als „Fan von Kläranlagen. Das Projekt hier ist die kleine Schwester des Projektes in Mainz“, wo eine Großanlage gleicher Prägung betrieben wird. Darüber hinaus sei sie eine „Verfechterin von interkommunaler Zusammenarbeit, eine kommunale Zusammenarbeit sogar über Ländergrenzen hinweg ist ein Gewinn“. Lobend erwähnte Eder die rasche Umsetzung vor Ort, während „in Mainz bereits 2011 die ersten Gespräche stattgefunden hatten, die Schornsteine jedoch erst seit dem vergangenen Jahr rauchten“. Ganz sicher war sie sich (und erntete Schmunzeln aus der Gästerunde): „Ich lade mich schon jetzt ein, wenn das Projekt fertiggestellt ist.“ Brato stufte das Projekt als „sinnhaft“ ein und zeigte sich angetan von der schnellen Umsetzung unter dem Motto „Problem erkannt, Problem beseitigend. Alle Akteure haben sich mit einem großen interkommunalen Austausch hinter das Projekt gestellt“. Mit Blickrichtung Mehrbachtal sprach Jüngerich von einem „nachhaltigen Vorhaben“. Die Schmutzfracht für den Mehrbach als Gewässer dritter Ordnung werde reduziert, das wirke sich bis in den Rhein hinein aus. Für Eder ist die Investition einfach nur „gut angelegtes Geld“.

Alternative schnell vom Tisch
Dass Klärschlamm aus kommunalen Reinigungsanlagen auf Äckern verteilt wurde, war auch im AK-Land nichts Ungewöhnliches. Die Landwirtschaft nutzte ein Großteil der in Rheinland-Pfalz anfallenden Schlämme als Dünger. Die Änderung der Klärschlamm- und Düngemittelverordnung im Jahr 2017 inklusive der bis zum Jahr 2032 zur Verpflichtung gemachte Phosphorrückgewinnung aus den Klärschlämmen ließ Handlungsbedarf entstehen. Eine Machbarkeitsstudie im Hinblick auf die Entsorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit aus dem Jahr 2018 empfahl im Ergebnis eine thermische Verwertung (Verbrennung) des Klärschlamms am Standort der Kläranlage Muhlau. Mit diesem Ansatz war die Alternative, die den Transport des Klärschlammes in die thermische Verwertung nach Mainz beinhaltete, vom Tisch, zumal auch die große Entfernung in die Landeshauptstadt nicht unbedingt der Trumpf dieser Überlegung war. Im Mai 2019 wurde die KKV gegründet, als Gesellschafter fungieren die „abwasserbeseitigungspflichtigen“ Gebietskörperschaften des Kreises Altenkirchen. Wenig später wurden drei weitere Gesellschafter, die VGs Hachenburg und Selters sowie die Gemeinde Windeck (Nordrhein-Westfalen), aufgenommen. Ein Teil für die Arbeit der Anlage erforderliche Energie wird durch Fotovoltaikanlagen gedeckt, die auf den Dächern der Maschinen- und der Klärschlammlagerhalle installiert werden. Die Fachleute wissen, dass die Anlage so ausgelegt ist, dass sie Klärschlamm behandeln kann, der über einen Feststoffanteil zwischen 18 und 30 Prozent verfügt, in der Regel, so haben sich die Gesellschafter geeinigt, liefern sie „Ware“ an, die zwischen 22 und 25 Prozent enthält. Die KKV AK hat das rund 400 Quadratmeter große Betriebsgelände zunächst einmal für 20 Jahre vom AZV gepachtet. Während Beate Drumm dem kaufmännischen Part der GmbH vorsteht (ebenfalls kaufmännische Leitern der VG-Werke Altenkirchen-Flammersfeld), hat Jürgen Arndt den Part des technischen Geschäftsführers inne. Zudem ist er Leiter der VG-Werke Betzdorf-Gebhardshain. Aus der VG Altenkirchen-Flammersfeld werden pro Jahr rund 2900 Tonnen Klärschlamm erwartet, vom AZV rund 2750 und aus Selters rund 2300. Die Mengen der weiteren Zulieferer: AVH rund 2200 Tonnen, Hachenburg rund 1800, Hamm 1300 und Windeck rund 1150, womit die Anlage als ausgelastet gilt.



Keine Teichkläranlage mehr
Die Arbeiten im Mehrbachtal haben ebenfalls bereits begonnen und sollen alles in allem bis Ende des Jahres 2024 der Vergangenheit angehören. Ist das Projekt am Ufer des Mehrbachs Wirklichkeit geworden, stellt es eine Reinigungseinheit dar, die knapp 8000 Einwohnergleichwerten entspricht. Im Gegenzug wird die 1984 in Betrieb genommene Teichkläranlage in Hasselbach, die nicht mehr den aktuellen Erfordernissen nach den Hochzeiten in den 1980er- und 1990er-Jahren entspricht, außer Dienst gestellt. Künftig werden die Ortsgemeinden Hasselbach, Weyerbusch, Werkhausen (bislang auf Hasselbach fixiert), Ersfeld, Fiersbach, Forstmehren, Hirz-Maulsbach, Kircheib, Kraam und Mehren jeweils „ihr" Abwasser in die erweiterte Säuberungsstation schicken, die seit dem Jahr 2000 arbeitet. „Die Abwasserbeseitigung ist eine Pflichtaufgabe einer Verbandsgemeinde", hatte Jüngerich am 8. September 2022 bei der Grundsteinlegung dargelegt, der Aus- und Umbau stärke den lokalen und überregionalen Umwelt- und Naturschutz. „Wir werden eine deutlich effizientere Reinigung erzielen. Jeder Cent ist also goldrichtig angelegt", ergänzte er. Zu den Zuwendungen aus Mainz kommen noch 600.000 Euro von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und 400.000 Euro aus Bundesmitteln. Ein Erdbecken der Anlage in Hasselbach wird zu einem Regenrückhaltebecken umfunktioniert.

Planungen begannen 2018
Bereits im Jahr 2018 waren gemeinsam mit den Firmen Rheinplan und Enwacon (beide Bonn) die ersten Planungen zur Optimierung der veralteten Anlagen in Hasselbach und Mehrbachtal aufgenommen worden. Im Ergebnis wurde die Zusammenlegung beider Einheiten favorisiert. Kern der neuen Kläranlage werden zwei SBR-Reaktoren sein, die einen zweistraßigen, redundanten und damit sicheren Betrieb erlauben. Zum einen war dies eine Auflage der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord), zum anderen spart das kompakte Verfahren Investitionskosten, weil keine zusätzlichen Bauwerke und Flächen benötigt werden. Vorhandene Bauwerke und Gebäude werden in das neue Konzept eingebunden. (vh)


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