Karnevalsumzüge: Auflagen und Kosten lasten auf Karnevalsvereinen
Von Wolfgang Rabsch
Vielerorts beschweren sich Karnevalsvereine, auch aus dem Westerwaldkreis und den Kreisen Altenkirchen und Neuwied, dass sie wegen der strengen Sicherheitsauflagen und der damit verbundenen Kostenexplosion kaum noch in der Lage sind, die traditionellen Karnevalsumzüge durchführen zu können. Aus diesem Grund haben sich die Kuriere bei den Karnevalsgesellschaften (KG) umgehört.
Region. „Natürlich machen sich auch die Verantwortlichen der KG Altenkirchen Gedanken darüber, welche Auswirkungen die Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen bei den Karnevalsumzügen haben. Die restriktive Umsetzung der Sicherheitsvorkehrungen bringen Kostensteigerungen mit sich, zum Beispiel durch TÜV-Abnahme der Motivwagen und erforderlicher Gutachten, sowie der Kosten für die Sicherheit. Die Kosten für das Wurfmaterial haben sich bereits in diesem Jahr im Einkauf um etwa 100 Prozent erhöht", berichtete Karlheinz Fels von der KG Altenkirchen 1972 gegenüber dem AK-Kurier. Fels ist das "Urgestein" im Altenkirchener Karneval. Er ist das noch einzig lebende aktive Gründungsmitglied der KG, Ehrenpräsident der Gesellschaft und immer noch als Zugleiter tätig. "Unser Karnevalsumzug am 19. Februar 2023 durch Altenkirchen wird ohne Einschränkungen auch in diesem Jahr durchgeführt. Um dies zu ermöglichen, mussten eingehende Gespräche mit dem Ordnungsamt und der Polizei geführt werden", erklärte der Zugleiter.
Faire und konstruktive Gespräche
Bei den "fairen und konstruktiven" Gesprächen habe eine einvernehmliche Einigung darüber erzielt werden können, wie das Sicherheitskonzept realisiert werden kann. "Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr finanziell mit einem 'blauen Auge' davonkommen werden. Wie es weitergeht, wird die Zukunft zeigen. Wir haben das Gefühl, dass die Politik nach den bekanntgewordenen Ereignissen in der Silvesternacht die Verantwortung im Hinblick auf Sicherheitsvorkehrungen auf die Karnevalsvereine weiterschiebt, um im Falle des Falles, was hoffentlich nie passiert, sich aus der Verantwortung ziehen zu können. Dank der Unterstützung der zuständigen Behörden, bei denen wir uns ausdrücklich für die positive Zusammenarbeit bedanken, können wir hoffentlich in dieser Session eine ausgelassene und friedliche 5. Jahreszeit erleben. Es geht auch in dem Zusammenhang um die Wahrung der Tradition, die seit vielen Jahren von ehrenamtlichen Närrinnen und Narren fortgeführt wird", unterstrich Fels.
Der WW-Kurier hat mit Timo Eberz, Vorsitzender der KG Herschbach, dem erweiterten Vorstand sowie Bernd Schenkelberg, Zugleiter des Rosenmontagszugs und Sitzungspräsident Philipp Frensch in der Herschbacher Wagenbauhalle über die Herausforderungen gesprochen. Die Karnevalisten in Herschbach hatten zuletzt über mehr als zehn Mottowagen verfügt, die größtenteils seit 20 Jahren im Einsatz waren. Aufgrund eigener Entscheidung wurden acht Wagen ausrangiert. Zwei der noch verbliebenen Fahrgestelle kämen in diesem Jahr zum Einsatz, da der Aufbau genehmigt wurde. Die KG beschaffte dazu fünf neue Fahrgestelle, die jeweils mit einem komplett neuen Aufbau hergerichtet werden und TÜV-konform zum Einsatz bereit sind. Grob geschätzt seien der KG Herschbach für die Beschaffung der neuen Fahrgestelle etwa 25.000 Euro Kosten entstanden, also rund 5.000 Euro pro Wagen.
200 Euro TÜV-Gebühr pro Wagen
Die TÜV-Abnahme jedes einzelnen Wagens koste pro Stück rund 200 Euro. "Wir befinden uns finanziell absolut am oberen Anschlag. Die verschärften Vorschriften der Sicherungsmaßnahmen belasten auch unser Budget, da wir insgesamt 16 Mitarbeiter einer Security-Firma zur Sicherung des Umzuges abstellen werden. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer an der Zugstrecke, der Freiwilligen Feuerwehr Herschbach und anderen Feuerwehren aus der VG-Selters, wäre der Zug für uns überhaupt nicht durchführbar", sagt Eberz und führte weiter aus: "An dieser Stelle wollen wir uns herzlich für die Unterstützung durch die Ortsgemeinde Herschbach bedanken, die allen Vereinen aus Herschbach immer hilfreich zur Seite steht. Die Gespräche mit dem Ordnungsamt der VG-Selters verliefen ebenfalls konstruktiv und zufriedenstellend, obwohl etwa zehn Seiten Formulare für die Genehmigung ausgefüllt werden mussten. Einigung wurde darüber erzielt, dass der Umzug in einer leicht abgespeckten Version durchgeführt wird: Die zur Zugstrecke führenden Seitenstraßen können mit Warnbaken abgesichert werden, an denen noch zusätzlich ein Sicherungsposten stehen muss. Dank der Unterstützung durch die Behörden können wir mit dem Kompromiss leben. Wir möchten uns auch bei den Sponsoren bedanken, ohne deren großzügige Zuwendungen wir aufgeschmissen wären".
Seit 111 Jahren gibt es den Karneval in Herschbach. Man werde alles daransetzen, dass die gewachsene Tradition auch in Zukunft fortgeführt werden kann. Da die neuen Wagen alle mit neuem Aufbau versehen werden, "schuften“ viele Mitglieder der KG praktisch in zwei Schichten, um noch rechtzeitig zum Umzug fertig zu werden. Es ist ein regelrechter Kraftakt, den man in der Wagenbauhalle beobachten kann. Bernd Meier koordiniert federführend den Aufbau und die Fertigstellung der Wagen und achtet darauf, dass die Richtlinien eingehalten werden.
Hoffnung, dass Kalkulation aufgeht
"Natürlich haben wir auch von der Problematik erfahren, die viele Vereine betrifft. Nach außerordentlich zufriedenstellenden und fairen Gesprächen mit dem Ordnungsamt der Stadt Neuwied und der Polizei können wir Entwarnung geben", erklärte Sebastian Hahn, Geschäftsführer der KG 1827 Heimbach-Weis, im Gespräch mit dem NR-Kurier. "Gegenüber den vorherigen Karnevalsumzügen in Heimbach-Weis wird es keine Beschränkungen und Änderungen geben, es bleibt so, wie es immer war. Wenn die Behörden nicht mitgespielt und uns ihre volle Unterstützung zugesagt hätten, dann wären wir auch finanziell in die Bredouille geraten. Wir haben hart gerechnet und hoffen, dass unsere Kalkulation aufgeht und wir auch in Zukunft unsere Umzüge durchführen können".
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