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Nachricht vom 17.01.2023    

Wissen: SWR-Kabarettist Stefan Reusch nahm das Jahr 2022 aufs Korn

Von Wolfgang Rabsch

Stefan Reusch, dessen satirischer Wochenrückblick bei SWR Woche für Woche ein Millionenpublikum hat, zog es ins Kulturwerk nach Wissen, um dort sein Programm "Reusch und Schräglage retten 2022“ zu präsentieren. Themen, die Stefan Reusch aufgreift, sind vielfältig, denn Tag für Tag passieren Dinge in einer verrückten Welt, die irgendwie verarbeitet werden müssen.

"Reusch & Schräglage" unterhielten das Publikum im Kulturwerk Wissen. (Fotos: Wolfgang Rabsch)

Wissen. Zu der Kabarettvorstellung im Kulturwerk Wissen kamen rund 150 Fans, die in einem gemütlichen Ambiente an Bistrotischen Platz genommen hatten. Stefan Reusch erschien nicht alleine, musikalische Unterstützung erhielt er von "Schräglage“, die wohl bekannteste Jazz- und Dixi-Band aus dem Westerwald. Auf der Bühne entwickelte sich ein Wechselspiel zwischen den Protagonisten, sodass keine Langeweile aufkam. In der rund zweistündigen Veranstaltung folgten nach den scharf gewürzten Pointen von Reusch bekannte Evergreens von "Schräglage“.

Anspruchsvolle Satire für ein anspruchsvolles Publikum
Wer gedacht hatte, Reusch würde sein Publikum mit belanglosen Sprüchen und flachen Witzen unterhalten, wurde "belehrt". Die Art und Weise, wie Reusch die deutsche Sprache in seiner ganzen Breite regelrecht "missbrauchte“, dabei die Doppeldeutigkeit von vielen Wörtern gegeneinander ausspielte, war bestes gesellschaftspolitischen Kabarett. Beispiel gefällig? "Deutschland ist wie Russland“, kleine Pause, "nicht falsch verstehen, Deutschland ist Virusland“. Putin nehme sich so wichtig, weil das Wort wichtig von Wicht abstamme. Putin hatte es Reusch angetan, denn er beschrieb auch das Bild von einem halbnackten Putin, der auf einem Pferd durch die eisige Tundra ritt. "Die Welt von heute ist verkehrt, ich sitze halbnackt auf meinem Pferd“. Weil Reusch gedanklich gerade in Russland war, meinte er, es gebe eine große Lücke zwischen den Begriffen „Love you“ und „Lavrow“.

Das Jahr 2022 hatte für politisches Kabarett viel zu bieten. Reusch sagte dazu: "Die Welt gerät aus den Fugen, in der Ukraine tobt ein brutaler Krieg, wir leiden unter dem Klimawandel, daneben gibt es auch noch eine andere wichtige Meldung, Florian Silbereisen hat sich eine neue Trompete gekauft“. Die absolute Korrektheit bei der Anwendung der deutschen Sprache war Reusch ebenfalls ein Dorn im Auge. So fragte er, ob es nicht rassistisch sei, wenn er in einem China-Restaurant mit Stäbchen essen würde. "Indianer“ dürfe man auch nicht mehr sagen, darum müssten viele Bücher umgeschrieben werden, denn auch das Skalpieren mit Tomahawk oder Messer sei nicht mehr akzeptabel, dafür müsse jetzt eine Suppenkelle herhalten.



Auch Schalke 04 bekam sein Fett ab: "Obwohl ich Fan von Schalke 04 bin, schaue ich mir manchmal Fußball an“. Boris Becker und Boris Johnson hätten eine frappierende Ähnlichkeit, ihre Frisuren würden aussehen wie "geschredderte" Küken, die überlebt hätten. Zu Lindners Hochzeit auf Sylt seien nur so viele Promis gekommen, weil sie gehört hatten, die "Trumps“ wären auch da. Das hatten sie jedoch falsch verstanden, da die "Punks“ Sylt überfielen. Den Tod von Queen Elizabeth kommentierte Reusch wie folgt: "Es war ein Hype wie beim Oktoberfest. Über vier Milliarden Menschen sahen beim Anstich, ähh, bei der Beerdigung zu".

War die Vergangenheit besser?
Reusch zog auch einen Vergleich zur Vergangenheit: „Vor 40 Jahren gab es das Ozonloch und es wurde über die Stationierung von Raketen gestritten und wir mussten damals noch drinnen rauchen. Ich will mich nicht festkleben, ähh, festlegen, ob die heutige Jugend besser dran ist“. Als der liebe Gott erfahren hab, was sich im Bistum Köln abspielt, sei er aus allen "Wölkis“ gefallen. Die Bundeswehr hätte auch ein Artenschutzdesaster, da sie ihre Panzer Leopard, Puma, Marder oder Gepard nennen würde, würde Ratte oder Golden Retriever nich besser gefallen?

So kalauerte sich Reusch durch sein Programm, immer ironisch, den Finger in die Wunde legend, aber nie überzogen. Man kann zusammenfassend sagen, er zog die Menschen, die 2022 für Schlagzeilen sorgten, niveauvoll durch den Kakao. Kongenialer Partner des Kabarettisten war "Schräglage“, die unter anderem "Ice Cream“, "Bei mir bist du schön“ oder "My Bonnie is over the Ocean“ zum Besten gaben. Alles in allem ein Programm, das auch zum Nachdenken anregte, denn in vielen Worthülsen waren auch Botschaften versteckt, deren (Un)Sinnhaftigkeit man oft nicht sofort auf Anhieb erkennen konnte. Das zufriedene Publikum bedachte das Programm mit viel Gelächter, aber auch mit herzlichem Beifall.


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