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Pressemitteilung vom 17.01.2023    

Wissen: Zum Gedenken an NS-Opfer Hermann Kubalski

Am 27. Januar ist der Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus. Erinnert wird hier an Hermann Kubalski aus Wissen/Sieg, der zur NS-Zeit aufgrund seiner christlichen Überzeugung brutal verfolgt wurde und fast acht Jahre Haft im Konzentrationslager Buchenwald überlebte.

Hermann Kubalski leistete friedlichen Widerstand und wurde deshalb während der NS-Zeit
schwer verfolgt. Der Stolperstein vor seinem Wohnhaus erinnert daran.
(Foto: Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa)

Wissen. Der 27. Januar kennzeichnet weltweit den internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Das NS-Regime richtete sich aus Gründen der Genetik, "Rasse", Nationalität oder politischen Anschauung gegen Millionen Menschen. Nur wenige wissen: Zu den Opfern der brutalen Diktatur gehörten auch über 13.500 Zeugen Jehovas, die sich weigerten, die menschenverachtende Ideologie der Nationalsozialisten zu übernehmen. Über 11.000 von ihnen wurden inhaftiert, davon 4.200 in Konzentrationslagern. Einer von ihnen war der Wissener Hermann Kubalski.

Geboren wird Hermann Kubalski 1892 im polnischen Grondzwa. Schon bald kommt er nach Wissen und arbeitet dort als Schlosser. Als überzeugter Bibelforscher, wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden, geht er von Haus zu Haus und spricht mit den Menschen über die Botschaft der Bibel. Das ändert auch das staatliche Verbot der Religionsgemeinschaft nicht: Hermann Kubalski lässt sich nicht von seiner christlichen Überzeugung abbringen und lehnt sämtliche Beteiligung an politisch motivierten Aktivitäten sowie den Kriegsdienst entschieden ab. Als die Gestapo am 31. August 1936 ein eigenes Sonderkommando zur Verfolgung von Jehovas Zeugen bildet, wird Kubalski verhaftet und vom Sondergericht in Koblenz zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt. Doch nach Verbüßung der Strafe wird er nicht entlassen, sondern in "Schutzhaft" genommen und in das Konzentrationslager Buchenwald überführt.

Die Nationalsozialisten versuchten mit grausamen Methoden, die religiöse Überzeugung von Hermann Kubalski und anderen Mithäftlingen zu brechen. Dazu gehörten auch in Buchenwald unwürdige Misshandlungen. Kubalski musste unter anderem 15 Stockhiebe und 14 Tage strengen Arrest erdulden. Zweimal wurde er zum "Stammhängen" verurteilt – eine grausame Foltermethode. Aufgrund dieser Misshandlungen riss sein Trommelfell und er trug bleibende Gehörschäden davon. Selbst als man ihn wiederholt unter Druck setzte, gegen seinen Glauben und andere Bibelforscher auszusagen, erwiderte er: "Was ich selbst getan habe, gebe ich offen zu, aber über meine Glaubensbrüder sage ich nichts aus."
Hermann Kubalski überlebte diese schrecklichen Ereignisse und kam mit der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald am 11. April 1945 frei. Er blieb bis zu seinem Tod am 13. Dezember 1965 seiner Heimat Wissen/Sieg treu. Heute erinnert ein Stolperstein vor dem ehemaligen Wohnhaus Kubalskis im Felsenweg in Wissen als Mahnmal an diesen mutigen Menschen.



Insgesamt verloren rund 1.800 Zeugen Jehovas ihr Leben. Sie starben in Konzentrationslagern, wurden wegen Wehrdienstverweigerung hingerichtet oder fielen anderen Verfolgungsmaßnahmen zum Opfer. Der gewaltlose Widerstand von einfachen Menschen gegen Rassismus, extremen Nationalismus und Brutalität steht im Gegensatz zu der gesellschaftlichen Anpassung an die Ziele des NS-Regimes vor und während des Holocausts. An ihnen scheiterte die NS-Zwangsideologie. Jehovas Zeugen verdienen es darum, als NS-Opfergruppe beachtet zu werden. Der 27. Januar bietet als internationaler Gedenktag auch dazu die Gelegenheit.(PM)


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