Landes-Kunstausstellung „FLUX4ART“ in Neuwied eröffnet
Von Helmi Tischler-Venter
Am Sonntag, 29. Januar wurde der zweite Ausstellungsteil der dritten Landeskunstschau mit aktuellen Arbeiten von insgesamt 33 Künstlerinnen und Künstlern in der Stadtgalerie Mennonitenkirche eröffnet. Auch im Roentgen Museum sind Werke von Kunstschaffenden, welche in Rheinland-Pfalz geboren sind oder hier leben und arbeiten, bis zum 26. März zu sehen.
Neuwied. Unter dem Titel „FLUX4ART. Kunst in Rheinland-Pfalz“ veranstaltet der BBK (Berufsverband Bildender Künstler) Rheinland-Pfalz mit Förderung des Ministeriums für Familie, Frauen, Kultur und Integration (MFFKI) seit 2018 die nun dritte Auflage dieser als Biennale angelegten Landeskunstschau. Der erste Teil der Ausstellung 2022/23 wurde im Landesmuseum und der Kunsthalle Mainz präsentiert.
Gezeigt wird ein Querschnitt des künstlerischen Schaffens in Rheinland-Pfalz und macht unterschiedliche Formate, wie Video-, Aktions- und Klangkunst sowie interaktive, orts- und raumbezogene Installationen, öffentlich. Aber auch klassische Genres der Malerei, der Grafik oder Plastik erhalten einen zentralen Platz in der Ausstellungskonzeption.
Marimba- und Schlagwerk-Klänge der Künstlerin Nathalia Grotenhuis fesselten die überaus zahlreichen Besucher der Stadtgalerie. Sie und die Ehrengäste wurden von Oberbürgermeister Jan Einig mit einem von Künstlicher Intelligenz geschriebenen Gedicht über Galerien und Museen begrüßt. Einig betonte, dass wahre Kunst nicht von Künstlicher Intelligenz ersetzt werden könne, da etwas Entscheidendes fehle: der Mensch.
Staatssekretär David Profit (MFFKI) sprach anstelle von Ministerin Katharina Binz ein Grußwort. Er stellte anhand der vielen Anwesenden fest, dass Kultur in Neuwied einen besonderen Stellenwert hat. Rheinland-Pfalz sei ein kulturell sehr aktives Land: Eine Fachjury musste eine Auswahl treffen aus 193 Bewerbern. 63 Künstlerinnen und Künstler stellen nun in Mainz und Neuwied aus. Profit verwies darauf, dass es bildende Kunst bereits seit 30.000 Jahren gibt als menschliches Bedürfnis, Zeugnis festzuhalten von der eigenen Existenz. Das MFFKI fördere die Ausstellung an besonderen Orten mit 200.000 Euro. Zwei Projekte seien in Arbeit: Kultur-Entwicklungsplanung und eine Verbesserung der sozialen Lage der Künstlerinnen und Künstler.
Landrat Achim Hallerbach bestätigte in seinem Grußwort den besonderen Stellenwert von Kultur für Stadt und Landkreis Neuwied, erkennbar an den Ausstellungen vieler namhafter Künstler in der städtischen Galerie Mennonitenkirche und dem kreiseigenen Roentgen-Museum. Es zeige auch das gute Miteinander von Stadt und Kreis, das die Kraft der Zusammenarbeit nutze, auch Kreis und Region übergreifend. „Kunst und Kultur sind nicht nur die sympathische Nische unseres Lebens, sondern das Eigentliche, das die Gesellschaft zusammenhält.“ „FLUX4ART“ zeige beeindruckende Kunst der Landeskünstler „im schönsten Teil des Landes“.
Die Ausstellung kann nur stattfinden durch den immensen Einsatz des Berufsverbandes BBK RLP. Dessen Erste Vorsitzende Anja Schindler erläuterte, dass die Pandemie die schwierige Situation der Künstler noch einmal mehr verdeutlicht und gezeigt habe, dass Zusammenarbeit und Zusammenschluss wichtig sind. Sie skizzierte die enorme Kraftanstrengung, die nötig war, um die aktuelle Landeskunstausstellung zu realisieren. In diesem Zusammenhang ehrte sie besonders engagierte Mitglieder und bedankte sich bei den Neuwieder Organisatoren für die großartige Unterstützung.
Prof. Dr. Beate Reifenscheid (Ludwig Museum Koblenz) betonte, dass wir in einem ständigen Krisenmodus leben, daher sei es umso wichtiger, sich auf Kunst einzulassen und in Dialog zu treten. Reifenscheid führte kurz in die Ausstellung ein, indem sie sie in Räume diverser Art einteilte: Das „Deichzimmer“ sei ein „Farb-Raum“, den „Kirchenraum“ bezeichnete sie als surreal und die Galerie darüber als „Natur-Raum“. Den Durchgang nannte sie lieber „Passage“ und im „Rhein-Zimmer“ sei kultivierte Natur groß ausgefaltet worden. Die in der Stadtgalerie ausstellenden Künstler sind Betty Beier, Margarita Broich, Adam Cmiel, Edgar Diehl, Susanne Egle, Janina Frye, Gerhard Fuchs, David Hahlbrock, Jörg Heieck, Mario Herqueta, Frank Herzog, Sylvia Klein, Anton Kokl, Grit Reiss, Lisa Marie Schmitt und Konstantin Voit.
Das Roentgen-Museum nannte Reifenscheid eine „Wunderkammer mit Dialog zwischen zeitgenössischer Kunst und Historie“. In den Westerwald-Stuben muss man den sich selbst entsorgenden Mülleimer suchen, dafür hängen im Treppenhaus zarte „Medusen“ aus Plastikmüll aus dem Meer. In den weiteren, zusammenhängenden Räumen sind Fotografien, Zeichnungen, Ruß-Arbeiten, bearbeitete und entfremdete Währungen, Comics, auf Technologie und Architektur bezogene Arbeiten, menschliche Haut als Membran und Kommoden-Installation ausgestellt. Die Gestalter sind Aghaalikani Maryam, Margarita Broich, Bukowski, Rita Daubländer, Andrea Esswein, Wolfgang Fritz, Ursula Hülsewig, Doris Kaiser, Marcel Kimble, Kristina Lenz, Christiane Maether, Sophie Meurer, Roland Regner, Cornelia Rössler, Marie Elisabeth Schröder, Rahel Sorg, Simon Tresbach und Cesa Wendt.
Beide Neuwieder Ausstellungsorte haben nach Ansicht der Kunstexpertin „unfassbares Potenzial, lange zu verweilen oder kurz und immer wieder zu kommen.“
Die Stadtgalerie Mennonitenkirche in der Schlossstraße 2 ist Mittwoch bis Freitag von 14 bis 18 Uhr und Samstag und Sonntag von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Das Roentgen-Museum am Raiffeisenplatz 1a öffnet Dienstag bis Freitag von 11 bis 17 Uhr und Samstag sowie Sonntag von 14 bis 17 Uhr. (htv)
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