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Nachricht vom 01.03.2023    

Gute Nachricht für Handynutzer: Strahlung des 5G-Netzes schadet Gesundheit nicht

Schneller, höher, weiter? Nein, mitnichten, sondern schneller, schneller, schneller mit immer größeren Datenmengen: Der aktuelle Mobilfunkstandard 5G macht viel mehr möglich als alle seine Vorgänger. Müssen die Nutzer sich auf gesundheitliche Schäden einstellen?

Dr. Inge Paulini referierte im Wilhelm-Boden-Saal des Kreishauses während des Jahresempfangs über die Strahlenbelastung durch das 5G-Netz. (Foto: vh)

Kreis Altenkirchen. Eine Gesellschaft, die dauernd und überall Handys oder Tablets selbst in entlegenen Gebieten nutzt, weiß, dass gute Verbindungen und der Transport großer Datenmengen über die kleinen, in Händen gehaltene Geräte längst keine Hexerei mehr ist. 5G ist der aktuelle Mobilfunkstand, der die Grundlage fürs Telefonieren, Surfen und den umfangreichen Datenverkehr ist. Gibt es auch eine Kehrseite der Medaille? So ist es schon gute Tradition, dass die Jahresempfänge des Kreises Altenkirchen, auch als Bürgermeisterdienstbesprechung deklariert, jeweils einem interessanten Thema mit einem prominenten Gastredner gewidmet sind. Dr. Inge Paulini als Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) setzte am frühen Mittwochabend (1. März) diesen Reigen im Kreishaus fort und befasste sich in ihrem Vortrag mit „Strahlenschutz und Mobilfunk: Strahlenbelastung und Risikobewertung bei 5G“. Sie reihte sich in die Liste der Gäste ein, in die sich in den zurückliegenden Jahren beispielsweise der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Prof. Lothar H. Wieler (er verlässt zum 1. April das RKI), der ehemalige Airbus-Vorstandsvorsitzende Dr. Thomas Enders, der ehemalige DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger wie auch der aus Fluterschen stammende Prof. Dr. Karl Friedrich Meyer als ehemaliger Präsident des Oberverwaltungsgerichts und des Verfassungsgerichtshofs Rheinland-Pfalz und viele andere mehr eingetragen hatten.

Schnelleres mobiles Internet
„Was verbirgt sich hinter 5G? Wenn Sie so wollen, ein Wimpernschlag. Der dauert ungefähr 300 Millisekunden. Bei der Datenübertragung spricht man da von Echtzeit – oder eben kurz: 5G. Die fünfte Mobilfunkgeneration hat die Startlöcher längst verlassen“, riss der Hausherr, Landrat Dr. Peter Enders, das Thema an. „Auf dem Mobile World Congress, dem wichtigsten Branchentreffen im Mobilfunkbereich, der dieser Tage in Barcelona stattfand, ist bereits 6G Thema. Und es gibt keinen Zweifel daran, dass beispielsweise Industrie, Logistik und Transport durch die neuen Standards fulminant verändern werden können“, fügte er an und nannte Vorteile oder Erwartungen in Schlagwörtern: schnelleres mobiles Internet für Kommunikation und multimediale Anwendungen, vernetzte Mobilitätsangebote - Stichwort autonome und miteinander vernetzte Fahrzeuge - oder auch bessere Netzstabilität bei Großveranstaltungen. Die deutsche Industrie sehe große Chancen im Mobilfunkstandard 5G. „Der Branchenverband Bitkom hat ermittelt, dass für mindestens rund die Hälfte der Industrieunternehmen ab 50 Mitarbeitern in Deutschland die Verfügbarkeit von 5G wichtig ist. Experten sprechen von einer Schlüsseltechnologie für die vernetzte Gesellschaft, von neuen Geschäftsmodellen und schnelleren Services. Und wenn wir einmal aufmerksam darauf schauen, welche Datenmengen im privaten Bereich bewältigt werden, dann wird die Bedeutung von 5G nochmals unterstrichen“, erläuterte Enders.

Gewebeerwärmung und sehr niedrige Grenzwerte
Paulini räumte ihrerseits mit dem Vorurteil auf, dass Handynutzer im schnellen 5G-Netz gesundheitliche Schäden davontrügen. „Die einzige wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung besteht in einer Gewebeerwärmung“, verdeutlichte sie, deswegen lägen alle Grenzwerte deutlich unter einem Grad Celsius. Sie seien so angelegt, dass eine Erwärmung nicht stattfinden könne. Weitere wissenschaftlich belegte Wirkungen gebe es nicht. „5G ist darüber hinaus kein ganz neuer Frequenzbereich, er ist nur gebündelter“, erklärte Paulini, auch der These „wer oft das Handy am Ohr hält, bekommt einen Hirntumor“ erteilte sie eine klare Absage. Dass sich ein Krebsgeschwür bilden könne, sei in großen Tierstudien nicht bestätigt worden. Zudem sei die Strahlung der jetzigen Mobiltelefone gegenüber der der „großen Knochen“ von vor Jahrzehnten deutlich weniger geworden. Dennoch werde das BfS weiterforschen und das Augenmerk schon auf die nächste Generation, nämlich 6G, richten. „Grundsätzlich versuchen wir, transparent zu sein“, beschrieb Paulini einen weiteren Part der Arbeit ihrer Organisation, „wir stellen alle Studien ins Netz und begründen gleichzeitig auch, warum die eine oder andere Studie nicht valide genug ist.“ Dennoch könne sie verstehen, dass Deutschland über 5G in der Öffentlichkeit spreche. Die Einführung neuer Technologien rufe immer eine Welle der Ängste und Unsicherheiten hervor, so entstehe der Wunsch nach Aufklärung, „deswegen forschen wir, und deswegen sind wir für alle da und informieren in der Breite.“ Dennoch gebe es Menschen, die über Symptome wie Kopfschmerzen bei der Handynutzung klagten, wobei ein Zusammenhang wissenschaftlich jedoch nicht bewiesen werden könnte. Paulini berichtete von Versuchen, bei den Menschen, die über solche Erfahrungen verfügten, über 24 Stunden kontrolliert worden seien, in dem das mobile Telefon ohne Wissen der Probanden an- und ausgeschaltet worden sei, und der Effekt des Schmerzes nicht reproduziert werden konnte.



Handy nicht auf dem Kopfkissen
Identisches sei in Sachen elektromagnetischer Einfluss mit dem On und Off des Stromflusses geschehen, wobei ebenfalls die Angabe, dass Beschwerden auftreten würden, nicht erhärtet werden konnte. Deswegen erneuerte Paulini einmal mehr ihre Feststellung, dass es keine Beweise und Belege gebe, „dass das Mobiltelefon für uns Schaden macht“. Trotzdem riet sie davon ab, mit dem Handy auf dem Kopfkissen zu schlafen, plädierte für einen Abstand zwischen einem halben und einem Meter und regte an, immer während der Nachtruhe den Flugmodus einzuschalten. Nach ihrer Ansicht gehe auch von den Masten keine Gefahr aus. „Die neuen 5G-Antennensäulen strahlen nicht mehr so weit wie die älteren, deswegen brauchen wir auch mehr davon. Und genau unter ihnen herrscht gar keine Strahlung, weil sie in die Umgebung hinein arbeiten. Da passiert nichts“, beruhigte Paulini diejenigen, die sich Gedanken um die möglicherweise gesundheitsgefährdende Infrastruktur des mobilen Kommunikationszeitalters machen, nachdem es in einigen Ortsgemeinden schon Widerstand gegen die Aufstellung eines Sendemastes gegeben hatte.

Seit April 2017 BfS-Präsidentin
Paulini ist seit April 2017 die Präsidentin des BfS mit Sitz in Salzgitter. Seit 2009 war sie als Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen in der wissenschaftlichen Politikberatung tätig. Zuvor hatte Paulini im Umweltbundesamt u.a. die Abteilung für Nachhaltigkeitsstrategien und das Fachgebiet für Grundsatzfragen geleitet. Sie studierte Ökotrophologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn und nach dem Master of Science in Ernährungswissenschaften an der Washington State University in den USA promovierte Paulini 1991 zum Dr. rer. nat. in Biologie an der Universität Hannover mit einer experimentellen Arbeit im Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Aerosolforschung ITA. Als Vizepräsident steht ihr Dr. Florian Rauser seit 2019 zur Seite. Rauser ist auch ihr ständiger Vertreter und diplomierter Physiker nach der Promotion an der Universität Hamburg im Fachbereich Geowissenschaften.

BfS ist Bundesoberbehörde
Das BfS, gegründet 1986 als Folge der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl, ist laut eigener Homepage eine selbstständige wissenschaftlich-technische Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesumweltministeriums. Über 500 Beschäftigte sind an insgesamt sieben Standorten tätig. Die wissenschaftlich-technisch anspruchsvollen Aufgaben erfordern dabei ein Zusammenspiel verschiedenster Fachrichtungen - sowohl auf fachlicher als auch auf kommunikativer Ebene. Das BfS arbeitet für die Sicherheit und den Schutz des Menschen und der Umwelt vor Schäden durch ionisierende und nichtionisierende Strahlung. Im Bereich der ionisierenden Strahlung geht es zum Beispiel um die strahlenbasierte Diagnostik und Anwendungen in der Medizin, den Schutz der Bevölkerung bei bundesweiten Notfällen mit radiologischem Bezug und den Schutz vor erhöhter natürlicher Radioaktivität, z.B. vor Radon, einem durchaus gefährlichen Edelgas, das im Boden schlummert. Zu den Arbeitsfeldern im Bereich nichtionisierender Strahlung gehören unter anderem der Schutz vor ultravioletter Strahlung und die Auswirkungen des Mobilfunks. Dabei hat neben der Abwehr von unmittelbaren Gefahren die Vorsorge zum Schutz der Bevölkerung, der Beschäftigten in der Arbeitswelt sowie der Patienten in der Medizin eine entscheidende Bedeutung. (vh)



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