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Schuldnerberatung nötiger denn je
Seit 20 Jahren gibt es die Schuldnerberatung des Diakonischen Werkes im Kreis Altenkirchen. Stolz sein kann man auf das Geleistete, aber viele Menschen brauchen heute auch die Hilfe dieser Einrichtung dringender denn je.
Kreis Altenkirchen. 20jähriges Bestehen "feiert" die Schuldnerberatung des Diakonischen Werkes im Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen in diesem Herbst. "Eigentlich ein Arbeitsgebiet, der einem gemeinsam mit dem Begriff "feiern" schwer über die Lippen geht", unterstrich Hubertus Eunicke, Leiter des Diakonischen Werkes, angesichts der vielen Menschen, die die Hilfe heute dringender denn je brauchen. Im Bewusstsein, dass es ohne die angebotene Schuldnerberatung vielen Menschen schlechter gehen würde und auch trotz des Umstandes, dass man nicht allen helfen kann, die nachfragen, ist man dennoch ein bisschen stolz auf das Geleistete und auch darüber, dass man Qualitätsstandards erreicht hat, die nicht überall so eingehalten werden.
Eigentlich ist die Schuldnerberatung im Evangelischen Kirchenkreis schon viel älter. Bereits Ende der fünfziger Jahre bot "Fräulein Böhr", Sozialfürsorgerin und Mitarbeiterin des "Evangelischen Gemeindedienstes für Innere Mission", dem Vorläufer des Diakonischen Werks (DW), Hilfe für überschuldete Personen an.
Im Laufe der Entwicklung beim DW haben sich aber Arbeitsfelder herausgebildet und zunehmend spezialisiert, so dass im Herbst 1987 Sozialarbeiterin Daniela Sadelkow-Geßner mit dem speziellen Auftrag "Beratung überschuldeter Menschen" eingestellt wurde. Seit 1992 ist Sozialarbeiterin und –pädagogin Ute Weber Mitarbeiterin des heutige dreiköpfigen Schuldnerberatungsteams. Verstärkung erhielt sie 1995, als die Dipl. Sozialpädagogin Ulrike Duckert-Epperlein mit einer halben Stelle zum Team kam, seit 1999 ist auch Diplom Sozialarbeiter Manfred Schüller mit einem Stundenanteil in der Schuldnerberatung eingesetzt.
Eine weitere Aufstockung deutet sich für den Jahresbeginn 2008 an. In Zusammenarbeit mit der ARGE soll eine "Überholspur" eingerichtet werden, damit Stellenvermittlungen nicht an ungeklärten Schulden-Problemlagen scheitern müssen.
Neben den pädagogischen Fachkräften sorgen Verwaltungskräfte des Diakonischen Werkes und des Kirchenkreises für einen reibungslosen Ablauf der Beratungsarbeit.
Finanziert wird die Arbeit – 2006 gab es insgesamt 200 Kurzberatungen (1-2 Beratungskontakte), 251 Menschen waren in laufender Beratung (ab 3 Kontakte) - vom Land Rheinland-Pfalz und der Kreissparkasse Altenkirchen. Ein Drittel der Kosten (50000 Euro) bringt der Träger (Evangelischer Kirchenkreis Altenkirchen) ein.
"In diesem finanziellen Engagement sieht man auch die Wichtigkeit, die wir diesem Arbeitsgebiet beimessen", unterstreicht Superintendent Eckhard Dierig, der sich noch an die anfänglichen Diskussionen in seinen ersten Synodenjahre als Gemeindepfarrer erinnerte, als für die Dringlichkeit der Schuldnerberatung noch manche Überzeugungsarbeit geleistet werden musste. "Heute können wir uns gar nicht mehr vorstellen, dass wir das Angebot nicht mehr unterbreiten", sagt der Superintendent. Der Dank Dierigs galt nicht nur den hauptamtlich Mitarbeitenden, die über Jahrzehnte hervorragende Arbeit geleistet haben, sondern auch den ehrenamtlichen Kräften, die durch gezielte "Zuarbeit" den Hauptamtlern Freiräume schaffen. Erst vor kurzem hat sich in der Kirchengemeinde Kirchen ein Hilfsangebot für überschuldete Menschen aufgebaut, dass von Ehrenamtlern in Zusammenarbeit mit Ute Weber schon segensreich wirkte.
Wichtig für die Schuldnerberatung im Diakonischen Werk in Altenkirchen ist auch eine örtliche und überregionale Vernetzung. So ist die Einrichtung Mitglied des Evangelischen Fachverbandes für Schuldnerberatung des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche im Rheinland, der den Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen den Schuldnerberatungsstelle im Rheinland fördert und unterstützt. Im Vorstand des Fachverbandes waren auch immer wieder Fachkräfte aus Altenkirchen aktiv und dessen derzeitiger Vorsitzender Ulrich Hamacher lobte die Altenkirchener Einrichtung und ihr Konzept, dass auf "Nachhaltigkeit" statt "Massenabfertigung" setze. Lob für die Altenkirchener Arbeit gab es auch von Werner Sanio, vom Schuldnerfachberatungs-Zentrum der Mainzer Universität. Von hier aus gibt es Förderung und Unterstützung der Vor-Ort-Arbeit und auch Hilfe bei juristischen Fragen.
Seit 1999 sind die Altenkirchener Schuldnerberatung und die "Schuldnerberatung in der Suchtkrankenhilfe", die ebenfalls vom DW-Team geleistet wird, als "geeignete Stelle" im Sinne der geltenden Gesetze anerkannt. Fachliche Standards müssen dafür eingehalten werden.
Obwohl eine Reihe von Hilfen an überschuldeten Menschen geleistet wird – die durchschnittlichen Beratungsprozesse dauern zwischen einigen Monaten und einem Jahr (2006) wurden bei den Gerichten 88 Insolvenzanträge gestellt – weiß man beim DW, dass die Nachfrage nach Schuldnerberatung auf Kreisebene weitaus höher ist, als man Hilfen leisten kann. Auf einen freien Platz kommen seit langem zehn Anfragen.
Um die freien Plätze kann man sich nur jeweils am ersten Dienstag eines Monats ab 8.30 Uhr unter 0268180 08 44 bewerben. Es gibt keine Warteliste, aber wer im laufenden Monat keine Chance hat, auf die Beratungsliste zu kommen, muss es im nächsten Monat wieder versuchen. Daneben ist jeden Mittwoch zwischen 11 und 12 Uhr (gleiche Telefonnummer) ein Notfall-Anruf möglich. Durch diesen Kurz-Kontakt können allerdings auch oft schon einige Härten reduziert und zumindest eine "Existenzsicherung" gewährleistet werden. So wird zumindest dafür gesorgt, dass den Familien erst einmal wieder Heizung, Strom und Essen zur Verfügung stehen. (Petra Stroh)
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Das Team der Altenkirchener Schuldnerberatung des Diakonischen Werks im Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen feiert Jubiläum. Neben den pädagogischen Fachkräften Ulrike Duckert Epperlein ( 2. von rechts), Ute Weber ( 3. von rechts) und Manfred Schüller (4. von rechts) freuen sich auch die Verwaltungsmitarbeiterinnen Susanne Zeaiter (rechts) und Ella Diehl ( 2. von links) sowie Hubertus Eunicke, Leiter des Diakonischen Werks (links), über 20 Jahre erfolgreiche Hilfe für Menschen, die überschuldet sind. Foto: Petra Stroh
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