Demo in Wissen: Forderung nach 24/7-Besetzung der Polizeiwache
Von Katharina Behner
Organisiert vom Jahrmarktsteam Wissen gingen mehrere Hundert Menschen unter dem Motto "Wissen steht zusammen" auf die Straße. Ein Zeichen für Sicherheit, Respekt und Verantwortung wurde gesetzt und mit der konkreten Forderung nach einer 24/7-Besetzung der Polizeiwache unterstrichen. Auslöser war der Brand in der Kreuzerhöhungskirche.
Wissen. Der Brand in der Kreuzerhöhungskirche im Februar war wohl der letzte Auslöser für die Demonstration am Samstag (4. März), die vom Jahrmarktsteam Wissen organisiert und von einem breiten Bürgerbündnis getragen wurde. Das Motto: "Wissen steht zusammen – für mehr Sicherheit, Respekt und Verantwortung in unserer Stadt".
Pfarrer Martin Kürten, der an der Kundgebung teilnahm, brachte es auf den Punkt: "Es ist ein tiefer und anhaltender Schock." Den vielen Hundert Menschen, die teilnahmen, scheint es ähnlich zu gehen – nicht zuletzt in ihrer Wahrnehmung einer schwindenden Sicherheit in der Siegstadt. Das möchten sie nicht länger hinnehmen.
Ihr Marsch führte vom Bahnhof zur Kreuzerhöhungskirche. Johannes Bender vom Jahrmarktsteam, Bürgermeister Berno Neuhoff, der Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil und Sabah Bayar, die Vorsitzende des Wissener Migrationsbeirats, fingen die Stimmung der Menschen auf und ließen sie an ihren Gedanken zu den Themen Sicherheit, Respekt und Verantwortung teilhaben. Auch Landrat Peter Enders, Matthias Reuber (Mitglied des Landtages), Erwin Rüddel (Mitglied des Bundestages) und Dietmar Henrich (Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hamm und Vertreter der Kreisgruppe des Gemeinde- und Städtebundes) waren gekommen. Gemeinsam mit weiteren Vertretern von Organisationen, Kirchen, Vereinen und der Kommunalpolitik zeigten sie sich solidarisch mit den Nöten, Sorgen und Forderungen der Demonstrierenden.
Fehlende Sicherheit mindert Lebensqualität
Von einem traurigen Höhepunkt in einer Reihe von weiteren Straftaten sprach Johannes Bender im Kontext des Kirchenbrandes, nachdem er sich für die große Beteiligung an der Veranstaltung bedankt hatte. Er hätte nie gedacht, dass die Probleme, die man in Großstädten finde, einmal nach Wissen kämen. Es sei traurig, dass "viele mit einem schlechten Gefühl in die Innenstadt gehen", was mit einem Verlust an Lebensqualität einhergehe. Dennoch stellte er fest: "Wissen ist eine tolle Stadt". Den Willen des Stadtrates zur Videoüberwachung auf öffentlichen Plätzen unterstützend, richtete Bender im Bürgerbündnis insbesondere die Forderung an die Politik nach insgesamt mehr Polizeipräsenz. Damit verbunden auch eine 24/7-Besetzung der Wissener Polizeiwache. Er wurde von den Demonstrierenden mit großem Applaus unterstützt.
Der in Wissen aufgewachsene Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil sprach als einer der Hauptredner den Menschen aus der Seele, als er fragte: "Was treibt Menschen dazu, sich an heiligen Orten zu vergehen?" Fehlende Informationen über die Motive hinterließen Irritationen und auch Ortheil meinte, dass es an der Zeit sei, "diesen Platz zu bewachen". "Wir dürfen die Kirche und den Platz nicht länger sich selbst überlassen", appellierte er nicht zuletzt an die Gemeinschaft, den Platz zu beleben. Zum Beispiel mit einem Wochenmarkt, mit Open-Air-Konzerten – ein Ort zum Verweilen und für regelmäßige Treffen. "Belebung" sei das Stichwort.
Viele zeigten sich solidarisch – die Landesregierung nicht
Bürgermeister Berno Neuhoff stellte die Frage nach dem "Kern des Zusammenlebens" – wünschte sich Bürgergespräche, um gemeinsam "etwas anzupacken" und im Gespräch zu bleiben. Dabei stelle sich aber die drängende Frage: "Wie erreichen wir die, die heute nicht hier sind?" In seiner Rede griff er in vielen Punkten auf seine Stellungnahme zurück, die er anlässlich der jüngsten Wissener Stadtratssitzung abgegeben hatte. Wir berichteten hier. Neuhoff kündigte an, die zentralen Forderungen des Jahrmarktteams zu unterstützen und für eine bessere Ausstattung der Polizei zu kämpfen. Deutliche Kritik übte der Bürgermeister in Richtung Landesregierung. Viele hätten nach dem Brandanschlag ihre Solidarität bekundet, sich gemeldet und Unterstützung angeboten. Doch von der Landesregierung sei nichts gekommen.
Nicht zuletzt zeigte sich Sabah Bayar, die Vorsitzende des Wissener Migrationsbeirates, überwältigt von der großen Zahl der Menschen, die an der Kundgebung teilnahmen. Sie rief dazu auf, Missstände offen anzusprechen und für mehr Respekt und Zusammenhalt einzutreten – egal welcher Religion oder Herkunft. (KathaBe)
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