"Kunst in der Krise": Ausstellung in der Kreisverwaltung Altenkirchen startet mit Vernissage
Von Jennifer Patt
"Eine Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen", lautet ein berühmtes Zitat des Schriftstellers Max Frisch. Nicht nur der bekannte Autor hat in schweren Zeiten an seinem Optimismus festgehalten, auch andere Künstler folgen dieser Maxime. Am Mittwoch (8. März) wurde eine Ausstellung mit einzigartigem Charakter im Foyer der Kreisverwaltung Altenkirchen eröffnet.
Altenkirchen. Seit drei Jahren werden die Nachrichten von Krisen dominiert. Alle Bereiche der medialen Berichterstattung sind indoktriniert von negativen Meldungen. Die Corona-Pandemie, Krieg, Inflation, Energiekrise, all dies prägt inzwischen den Alltag vieler Menschen. Mit den Krisen gehen häufig Sorgen und Ängste einher. Neben existenzieller Furcht stellt sich die Frage, wie diese Situationen Einfluss auf unsere Gefühlswelt nehmen. Im Rahmen eines Kunstprojektes der Lebenshilfe im Landkreis Altenkirchen haben Menschen mit Beeinträchtigung ihre Gefühle und Gedanken während der Corona-Pandemie künstlerisch Ausdruck verliehen.
Eine Zeit des Rückblicks
Trotz des starken Schneefalls konnten bei der Vernissage zahlreiche Besucher empfangen werden. Landrat Dr. Peter Enders begrüßte alle Anwesenden mit einer feierlichen Rede: "Nach einer langen Durstrecke der Pandemie finden wieder Kunst- und Kulturveranstaltungen statt." Enders bedankte sich herzlich bei allen Initiatoren für die herausragende Zusammenarbeit. Einen besonderen Dank sprach er hierbei an Familie Novak, Philipp Krämer und Luisa Lück aus. Eine musikalische Begleitung fand durch die Kreismusikschule statt und verlieh dem Abend zusätzlich an Ausdruck. Pianistin Esther Hucks und Trompeter Ben Scheel untermalten die Veranstaltung mit verschiedenen Musikstücken aus unterschiedlichen Epochen.
Eine Einladung zum genauen Hinsehen
Die Einschränkungen durch die Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen stellten Menschen mit Beeinträchtigung vor eine besondere Herausforderung, da der routinierte Tagesablauf sich schlagartig veränderte. Durch die Kunst bekamen die Menschen die Möglichkeit, Gefühle mit Farbe und Pinsel zu Papier zu bringen und dadurch Emotionen zu visualisieren. Nicht nur negativen Gefühle wurde Ausdruck verliehen, sondern auch Hoffnung und positiven Impulsen durch die Chance der Veränderung. Für das kreative Programm zeigen 17 Künstler aus vier Werkstätten mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen ihr Können und ihre Individualität.
Zuversicht und Hoffnung
"Jeder Mensch hat Schwächen, nicht nur Menschen mit Beeinträchtigung", betonte Enders. "Die Ausstellung soll ein Symbol für die Stärken sein, die in jedem Menschen stecken." Dass jeder Mensch individuelle Stärken hat, wurde besonders durch den Künstler Tim Novak verdeutlicht. Tim Novak ist diagnostizierter Autist. Vielen Autisten fällt es schwer, ihren Alltag ohne Hilfe zu kompensieren, dafür verfügen sie oft über tiefgreifende Talente und heben sich häufig durch eine besonders kreative Begabung hervor. Die Künstler konnten durch die Kreativität ihre Ängste verarbeiten und für die Umwelt zugänglich machen. Kunst kann ein Ventil sein, den eigenen Gefühlen freien Raum zu bieten. Mit bewegenden Schlussworten lud Enders die Besucher zum "genauen Hinsehen" ein. "Künstler hatten und haben schon immer ein Gespür für die Schwingungen ihrer Zeit." Dieses Statement verdeutlicht uns auch die Kunsthistorie, die ihre jeweilige Zeit ohne Worte sprechen lässt.
Die Kunstausstellung wird noch bis zum 14. April in der Kreisverwaltung in Altenkirchen (Parkstraße 1, Foyer Altbau) für Besucher zugänglich sein. (jpa)
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