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Pressemitteilung vom 10.03.2023    

"Pflanz eine Blume"-Tag beim Kinderschutzdienst Altenkirchen: Wachsen braucht guten Boden

Am 10. März ist "Pflanz eine Blume"-Tag: Daran beteiligt hat sich auch der Kinderschutzdienst Altenkirchen, der eigentlich geplant hatte, Blumenzwiebeln als Metapher für die betreuten Kinder zu pflanzen. Wegen des unfreundlichen Winterwetters kam es zwar anders, aber die Botschaft bleibt: Um zu wachsen, braucht es vor allem guten Boden.

Blumenzwiebeln als Metapher für all das Potenzial in Kinderseelen. (Fotos: Katharina Benlioğlu)

Kreis Altenkirchen. Der Kinderschutzdienst (KSD) des Landkreises Altenkirchen ist der Fachdienst für Kinder und Jugendliche, die Gewalterfahrungen wie zum Beispiel sexuellen Missbrauch und körperliche oder psychische Misshandlung erleben mussten oder davon bedroht sind. Kinder, Jugendliche und ihre Angehörige werden von qualifizierten Fachkräften betreut. Alle Gespräche werden vertraulich behandelt. Die Beratung ist kostenfrei.

Bei einer Videokonferenz anlässlich des "Pflanz-eine-Blume-Tages am 10. März waren Melanie Jung und Daniela Weber anwesend. Sie sind neben Petra Baldus und Lucia Stupperich zwei von insgesamt vier Mitarbeiterinnen im Kinderschutzdienst in Kirchen, die helfen, wenn die Kinderseele in Not gerät. Geplant war, im Garten des KSD Kirchen Blumenzwiebeln zu pflanzen, gedacht als Metapher für jedes einzelne Kind. In der Zwiebel stecke so viel Kraft, sie zeige sich im Frühling als Blüte und entwickle sich genauso gesund wie Kinder, wenn die Basis stimmt. Der unerwartete Wintereinbruch machte die Pflanzaktion zunichte, Daniela Weber und Melanie Jung nutzten aber die Gelegenheit, über die wichtige Arbeit des KSD zu informieren, bei der sie häufig die Methode des Ressourcen-Baums nutzen. Das heißt, sie erarbeiten mit den Kindern, Jugendlichen und Fachkräften, aber auch den Eltern der Kinder, welchen Nährboden Kinder benötigen, um gelingend aufzuwachsen.

Dramatische Auswirkungen
Alle Kinder, die zum KSD kommen. haben in irgendeiner Form Gewalt erfahren und traumatische Erfahrungen gemacht. Bereits Ende letzten Jahres zeigte sich eine stetig ansteigende Zahl von Fallanfragen, die sich Anfang dieses Jahres so fortgeführt hat. Die Komplexität der Fälle, die sogenannte Multi-Problematik von häuslicher Gewalt und Suchtproblemen, ist deutlich gestiegen, es zeigen sich die dramatischen Auswirkungen von Partnerschaftsgewalt, Drogenkonsum und psychischen Erkrankungen auf die Entwicklung von Kindern. Vor besondere Herausforderungen wird der KSD dadurch gestellt, dass es sich nicht nur um ein Kind, sondern oft um vier oder fünf der gleichen Familie handelt, so Jung und Weber.



Die Gefährdungseinschätzung der Kinder unter Anfragen von Schulen und Kitas, aber auch von Tagespflegekräften, sei ein Baustein ihrer Arbeit, verstärkt bekämen sie mittlerweile Fortbildungsanfragen von verschiedenen Institutionen, was sie auch begrüßen würden, wenngleich sie mittlerweile auch an ihre Grenzen kämen.

Deutlich bemerkbar machen sich die Nachwehen des Lockdowns mit den Schließungen von Schulen und Kitas, erzählt Daniela Weber. Kinder mit unsicheren Bindungserfahrungen hätten besonders unter den Schließungen gelitten, da sie in dieser Zeit über einen längeren Zeitraum Bindungspersonen verloren hätten.

Aber auch das aktuelle Weltgeschehen, die Konflikte, die momentan die Welt erschüttern, wie der Ukraine-Krieg, die Pandemie, das Erdbeben in der Türkei und Syrien mit den destruktiven und zerstörerischen Bildern mache nicht nur den Erwachsenen, sondern besonders den Kinderseelen zu schaffen. Viele Kinder seien depressiv verstimmt, verlören sich in Tagträumen, wären introvertiert. Jugendliche neigten sogar zu Selbstverletzungen, seien teils suizidgefährdet.

Zusätzlich erschwert wird die Arbeit durch fehlende Kapazitäten der niedergelassenen Therapeuten und Trauma-Ambulanzen, die teils sogar keine Wartelisten mehr anbieten. Es fehlt einfach an Hilfe und wenn die Anfragen so weitersteigen, ist das eigene Kontingent des KSD bereits im April des Jahres ausgeschöpft. (Gaby Wertebach)


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