Eichelhardt: Sportplatz und Dorfgemeinschaftshaus ziehen um
Über kurz oder lang werden sich in Eichelhardt gravierende bauliche Veränderungen ergeben. Die Ausgliederung des Sportplatzes und des Dorfgemeinschaftshauses, in „Personalunion“ auch Sportlerheim und Sporthalle, vor die Tore der Ortsgemeinde nimmt klare Konturen an.
Eichelhardt. Die blaue Mautsäule an der B 256 unmittelbar hinter dem Ortsausgang von Eichelhardt (in Fahrtrichtung Altenkirchen) markiert ungewollt den Bereich, an dem die rund 500 Einwohner zählende Gemeinde einen neuen Sportplatz als auch ihr neues Dorfgemeinschaftshaus bauen wird. Sie hatte das „alte“ Gelände mit beiden Einrichtungen, nur wenige Hundert Meter weiter an der Bundesstraße im Kern des Ortes gelegen, bereits im Jahr 2019 an die Firma Group Schumacher verkauft, die das rund 15.000 Quadratmeter große Areal für eine Erweiterung ihres Betriebes benötigt. „Für unser Dorfgemeinschaftshaus haben wir mit Schumacher einen Nutzungsvertrag geschlossen, der zum 31. Dezember 2024 ausläuft“, beschreibt Rainer Zeuner als Ortsbürgermeister ein wichtiges Zugeständnis, um vielleicht ohne Unterbrechung über einen „Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft“ verfügen zu können. Group Schumacher versteht sich, so die eigene Homepage, als mittelständischer, inhabergeführter Unternehmensverbund und als Global Player in der Landtechnik. Mit über 600 Mitarbeitern an sieben Standorten in Deutschland, den USA, Brasilien, Russland und China werden innovative Komponenten und Verschleißteile für Erntemaschinen entwickelt, produziert und vertrieben. „Wir waren guten Willens, der Firma zu helfen, damit sie nicht abwandert“, nennt Zeuner den Grund schlechthin für die Aufgabe der „roten“ Fläche und des Versammlungsortes, wobei er die Kombination aus beiden das „Lebenswerk“ seines Vorgängers Friedhelm Höller nennt. Ist erst einmal Baurecht geschaffen, so wird Group Schumacher ein Logistikzentrum bauen und die Produktionseinheit aus der Gartenstraße in die Nähe des Firmensitzes verlagern. In einem ersten Schritt wird der Sportplatz halb überbaut (Bereich an der B256), so dass laut Überlegungen die andere Hälfte für einen Übergangszeitraum noch für körperliche Betätigungen nutzbar bleibt. Über die Investitionshöhe wollte Group Schumacher sich gegenüber dem AK-Kurier nicht äußern.
Architektenleistungen vergeben
Es wird jedoch noch eine gewisse Zeit dauern, bis die ersten Baumaschinen am neuen Standort (die Ortsgemeinde hat die Fläche von beinahe 20.000 Quadratmeter bereits gekauft) jeweils ihre Arbeit aufnehmen können. Ende des Monats sollen die Architektenleistungen für das neue Gebäude vergeben werden. „Sie mussten europaweit ausgeschrieben werden“, berichtet Zeuner. Nach Vorstellungen des Bauherren soll das Dorfgemeinschaftshaus, um eine Turnhalle (wie das alte eine hat) abgespeckt, zweigeschossig daherkommen. Ebenerdig mit dem Kunstrasenplatz, für dessen Bau der Ortsgemeinderat in einer Sitzung Ende Februar grundsätzlich votierte, sollen Duschen und Toiletten sowie weitere Räume für die Sporttreibenden jeweils ihre Heimstatt finden, im Obergeschoss auf rund 200 Quadratmetern (plus Funktionsräume) der Bereich für Zusammenkünfte und Co. entstehen. Das neue Spielfeld wird sich entlang der B 256 erstrecken, „von der ersten Etage der neuen Unterkunft wird man einen schönen Blick ins sich anschließende Tal haben. Das Areal hat zudem noch ein Gefälle von rund sechs Metern, was das bloße Auge gar nicht so wahrnimmt“, erklärt Zeuner. Natürlich dürfen auch Parkplätze nicht fehlen. Bei Planungen und Abhaken der bürokratischen Vorleistungen stehen Mitarbeiter der Verwaltung der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld der Ortsgemeinde bei.
Noch keine definitive Förderzusagen
Was Zeuner derzeit Sorgen bereitet, ist der Fakt, dass es noch keine definitiven Förderzusagen gibt, „was nicht unbedingt Mut macht“. Er spricht von möglichen bis zu 100.000 Euro für eine grüne Fläche aus Kunststoffhalmen, weiß inzwischen auch, dass das Projekt auf Kreis- und Verbandsgemeindeebene jeweils Rang eins auf den Prioritätenlisten für finanzielle Unterstützungen einnimmt. Die Gesamtkosten stuft Zeuner mit dem derzeitigen Wissen bei mindestens rund 3,5 Millionen Euro ein. Ob die Ortsgemeinde Kredite zur Finanzierung aufnehmen muss, ließ er offen, denn der Zeitpunkt, um diese Frage zu beantworten, sei noch zu früh. „Im günstigsten Fall sind wir im Jahr 2025 fertig“, nennt Zeuner ein Datum für den Abschluss des Umzuges und bleibt optimistisch: „Wir müssen Mut verbreiten, dass wir das schaffen. Es muss einfach gelingen, es muss durchgezogen werden.“
Dorfgemeinschaftshaus gut ausgelastet
So sehr das Vorhaben noch in den Kinderschuhen steckt, so sehr ist Zeuner überzeugt, dass ein Dorfgemeinschaftshaus dringend erforderlich bleibt, obwohl deren Nutzungen in anderen Ortsgemeinden nicht mehr Topwerte vergangener Jahre erreichen. Als Grund fürs Festhalten nennt er die intensive Auslastung des jetzigen, die er gerne auf das geplante übertragen möchte. „Der Männergesangverein probt, der Chor Divertimento übt, die Jagdhornbläser des Hegerings Altenkirchen sind regelmäßige Gäste, Fußballspiele im Fernsehen werden angeschaut“, erläutert Zeuner einen derzeit gut gefüllten Belegungsplan. Und möglicherweise könnten die Frauengymnastikgruppen im neuen Gebäude im Obergeschoss ihre Übungsstunden absolvieren. Wird die Nutzungsvereinbarung über den 31. Dezember des kommenden Jahres hinaus nicht verlängert und ohne dass der Neubau bereits bezogen worden ist, „stehen wir mit dem Rücken zur Wand“ - und unter Umständen diese Gruppen auf der Straße, wenn auch nur vorübergehend. Nicht ganz so extrem sind die Fußballer des örtlichen SSV von der „Luftveränderung“ betroffen. In einer Spielgemeinschaft mit Bruchertseifen unterwegs, bietet sich im Nachbarort die Gelegenheit, auf einem Rasenplatz die Wettspiele auszutragen. Die Fußballfrauen des SSV bilden eine SG mit Ingelbach und Gehlert, so dass auch Ausweichplätze bespielt werden können. Jugendmannschaften sind nicht mehr für den Verein aktiv. Vor Ort fehlende Nachwuchskicker führt Zeuner auch auf Meinungen von Eltern zurück, die ihre Sprösslinge viel lieber auf Kunstrasenplätzen spielen sehen wollten, als nach Abpfiff „den roten Sand aus Wunden kratzen zu müssen“. Wer dennoch in einem Team spielen möchte, orientiere sich Richtung Altenkirchen oder Hamm. (vh)
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