Abfallentsorgung im Kreis: Gebühren könnten von Juli 2024 an weiter steigen
Die Müllentsorgung im Land an Sieg und Wied ist bis auf wenige Ausnahmen vom 1. Juli 2024 an für weitere Jahre sichergestellt. Der Werkausschuss Abfallwirtschaft Landkreis Altenkirchen vergab diverse Lose neu, die Laufzeiten zwischen minimum drei und maximal acht Jahren aufweisen.
Altenkirchen. Die Firma Remondis Mittelrhein GmbH (Nickenich) bleibt auch über den 1. Juli 2024 hinaus der größte Partner des Abfallwirtschaftsbetriebes (AWB) des Landkreises Altenkirchen. Sie zog nach der Ausschreibung diverser Lose die meisten Aufträge an Land, wie der Werkausschuss des Kreistages Altenkirchen in seiner Sitzung am späten Donnerstagnachmittag (20. April) teils einstimmig und teils mehrheitlich befand. Die Neuvergaben waren erforderlich geworden, da die alten Verträge Mitte des kommenden Jahres (30. Juni 2024) auslaufen. Die Kunden des AWB müssen sich in knapp 15 Monaten sehr wahrscheinlich auf ein weiteres Plus bei den Gebühren einstellen (sollte nicht schon zum 1. Januar 2024 eine Korrektur nach oben fällig werden), nachdem bereits zu Jahresbeginn ein deutlicher Anstieg wegen der explodierenden Kosten für die Nachsorge der Deponie in Nauroth zu verzeichnen gewesen war. Diese Regelung gilt, so wurde vereinbart, für die Dauer von fünf Jahren. Das Papier-Pappe-Kartonage-Segment (PPK) blieb ausgespart, weil Sammlung (Remondis) und Verwertung (Palm GmbH & Co. KG in Aalen) noch bis zum 30. Juni 2025 vertraglich an diese Arbeiten gebunden sind. Gleiches gilt für den Problemabfall (Umweltmobil), das die Firma Bellersheim (Neitersen/Boden) betreibt. Grundsätzlich außen vor ist die Gelbe Tonne, um die sich der AWB nicht zu kümmern braucht, da das Duale System Deutschland für Verpackungsabfälle zuständig ist. Die Verträge, die den in den Wertstoffhöfen in Altenkirchen und Nauroth angelieferten Abfall betreffen, werden jährlich ausgeschrieben und vergeben. „Die Preise hätten ein bisschen besser sein können, dennoch ist es im Paket gesehen fast eine Punktlandung“, sagte AWB-Werkleiter Werner Schumacher. Dass die Ergebnisse nicht mehr mit denen von vor Jahren vergleichbar seien, liege auf der Hand. Inflation, Kostensteigerungen beim Personal, Erhöhung der Treibstoffkosten und auch der Ukraine-Krieg seien dafür verantwortlich. Der AWB hatte sich angesichts des „komplexen Vergaberechts“ Hilfe bei der Kooperation teamwerk AG/teamiur Rechtsanwälte (beide Mannheim) geholt.
Ein Plus von 28,2 Prozent
Unter dem Strich liegt das Resultat pro Jahr mit 8.140.468 Euro unter der Kostenschätzung von 8.444.421 Euro, aber deutlich über dem Ist-Stand (Jahresbeginn 2023) in Höhe von 6.349.931 Euro. „Das ist ein Plus von 28,2 Prozent, aber in meinen Augen gegenüber anderen Vergleichen noch als moderat anzusehen“, sagte Dritter Beigeordneter Fred Jüngerich, in dessen Geschäftsbereich die Abfallwirtschaft angesiedelt ist. Preisgleitklauseln seien in Losen 3, 6 und 8 enthalten, ergänzte der stellvertretende AWB-Werkleiter Sebastian Blumberg, „sonst kriegen wir Lose mit solch langen Laufzeiten nicht am Markt platziert.“ Nach wie vor standen die vier Vertreter der CDU-Fraktion der hälftigen Aufteilung der Verwertung des Bioabfalls in zwei Lose (Vergärung/verfahrensoffen) ablehnend gegenüber, wie das Quartett bei der Abstimmung jeweils zum Ausdruck brachte (siehe Los 9 und Los 10). „Eine Kompostierung mit Einhausung der gesamten Menge hätte 320.000 Euro gespart“, merkte Albert Hüsch an, so hätte eine vierköpfige Familie zehn Euro im Jahr weniger ausgeben müssen, der Gebührenzahler wäre entlastet worden. Bernd Becker (SPD) verteidigte die in der Werkausschusssitzung am 10. Oktober des vergangenen Jahres beschlossene Losbildung. „Wir müssen auf Energiesicherheit und Klimaschutz achten und können künftig bei der Wärme- und Stromproduktion auf Gas nicht verzichten. Deswegen werden immer mehr Biogasanlagen eine Rolle spielen.“ Vor diesem Hintergrund regte Günter Knautz (FWG) an, ob nicht auf Ebene mehrerer Kreise der Bau einer Vergärungsanlage Sinn mache, um sie in eigener Regie zu betreiben. Jüngerich war im Nachhinein froh über die Trennung der Bioabfallverwertung: „Mit dem klaren Bekenntnis zur teilweise Vergärung des Bioabfalls leitet auch der AWB einen wertvollen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele.“
Diese Lose wurden vergeben (Kosten jeweils pro Jahr)
Kombinationslos 3 (Votum einstimmig) aus Los 1 und Los 2 (Sammlung, Beförderung und Umladung von Rest- und Bioabfall) an die Firma Remondis für 3.472.610 Euro (bisher Remondis); Los 1 (Sammlung, Beförderung und Umladung von Restabfall) 1.298.795 Euro; Los 2 (Sammlung, Beförderung und Umladung von Bioabfall) 2.324.439 Euro, Kostenvorteil Kombilos 150.623 Euro; Vertragslaufzeit sechs Jahre mit zweimaliger Verlängerungsmöglichkeit von jeweils einem Jahr.
Kombinationslos 6 (einstimmig) aus Los 4 und Los 5 (Sammlung, Beförderung und Umladung von Sperrabfall, Grünabfällen und Weihnachtsbäumen) an die Firma Remondis für 1.531.173 Euro (bisher Remondis); Los 4 (Sammlung, Beförderung und Umladung von Sperrabfall) 732.802 Euro; Los 5 (Sammlung, Beförderung und Umladung von Grünabfällen und Weihnachtsbäumen) 845.793 Euro, Kostenvorteil Kombilos 47.422 Euro; Vertragslaufzeit sechs Jahre mit zweimaliger Verlängerungsmöglichkeit von jeweils einem Jahr.
Los 7 (einstimmig) Übernahme und Verwertung von Sperrabfall an die Firma Hufnagel Service GmbH in Olpe für 348.194 Euro (bisher Bellersheim Abfallwirtschaft Boden); Vertragslaufzeit drei Jahre mit einmaliger Verlängerungsmöglichkeit von einem Jahr.
Los 8 (einstimmig) Sammlung und Beförderung von Metallschrott, Elektroschrott und Kühlgeräten an die Firma Remondis für 398.650 Euro (bisher Remondis); Vertragslaufzeit sechs Jahre mit zweimaliger Verlängerungsmöglichkeit von jeweils einem Jahr.
Los 9 (neu/9 Ja- und 4-Neinstimmen) Übernahme und Verwertung von Bioabfall (Mengenlos 1 = 50 Prozent, Vergärung) an die Firma Reterra Südwest GmbH in Mannheim für 1.188.025 Euro; Vertragslaufzeit drei Jahre mit einmaliger Verlängerungsmöglichkeit von einem Jahr.
Los 10 (9 Ja- und 1 Neinstimme, 3 Enthaltungen) Übernahme und Verwertung von Bioabfall (Mengenlos 2 = 50 Prozent, Kompostierung) an die Firma Olper Entsorgungszentrum GmbH & Co. KG in Olpe für 868.403 Euro (bisher 100 Prozent des Bioabfalls: Harz-Humus Recycling GmbH Ditfurt); Vertragslaufzeit drei Jahre mit einmaliger Verlängerungsmöglichkeit von einem Jahr.
Los 11 (einstimmig) Nachtransport von Restabfall an die Firma UP International GmbH in Neustadt-Hombach für 182.594 Euro (bisher Remondis); Vertragslaufzeit drei Jahre mit einmaliger Verlängerungsmöglichkeit von einem Jahr.
Los 12 (einstimmig) Übernahme und Verwertung von Grünabfällen und Weihnachtsbäumen an die Firma Presto Biomasse GmbH & Co. KG in Kobern-Gondorf für 150.838 Euro (bisher Remondis und Mies GmbH & Co. KG in Hachenburg). (vh)
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