Pressemitteilung vom 24.05.2023
Oldtimer wird zum Greentimer - Siegener macht den E-Fuel Langzeittest
Wenn der Siegener Filmemacher und Kurator Alexander Fischbach nicht gerade in Sachen Film unterwegs ist oder eine neue Ausstellung konzipiert, spätestens dann geht der bekennende Automobilist, wie er sich selbst gerne bezeichnet, leidenschaftlich seinem Hobby nach.
Siegen. Der 42-Jährige ist Oldtimer-Liebhaber. Und besonders angetan haben es ihm die sogenannten Vorkriegsfahrzeuge: also Oldtimer, die vor 1939 gebaut wurden. Er selbst nennt ein Ford Model A-Coupe, Baujahr 1931 sein Eigen. Ein Wagen im besten Art-Deco Stil. Der Fahrzeugtyp dürfte den meisten aber aus der beliebten US-Amerikanischen Serie "Die Waltons" bekannt sein. Die deutschsprachige Ford Model A-Interessengemeinschaft, die allein in Deutschland rund 400 Mitglieder zählt, geht auf seine Initiative zurück.
Mit viel Sorgfalt und Aufwand pflegt Alexander Fischbach den knuffig aussehenden Wagen. Handelt es sich doch schließlich um rollendes technisches Kulturgut, das möglichst weitgehend im Originalzustand erhalten bleiben soll. Ein echtes Schnauferl eben! Doch neben der Pflege und dem technischen Erhalt des Fahrzeuges gehören selbstverständlich auch Ausfahrten zum Oldtimer-Hobby dazu. Zu Oldtimer-Treffen, Rallyes und auch touristischen Mehrtagesfahrten. Doch ein Gedanke fährt nicht nur bei Alexander Fischbach mit: der Klimawandel und die damit verbundene Erderwärmung. Mitverursacht auch durch die Treibhausgase, die der Verkehrssektor emittiert.
Ein Umstand, der nicht nur Fischbach beschäftigt, sondern auch den überwiegenden Teil der Oldtimer-Szene. Dabei sind die Fahrzeuge an sich nicht das Problem, so Alexander Fischbach: "Was ist denn ressourcenschonender, als ein Konsumgut, wo Automobile ja zugehören, möglichst lange zu nutzen? Mit ihren gut 90 Jahren und mehr auf dem Buckel, haben insbesondere die Vorkriegsoldtimer ihren produktionsbedingten CO₂-Fußabdruck schon lange hinter sich gelassen. Das Kernproblem sind vielmehr die bislang an den Tankstellen angebotenen und für den Betrieb der Verbrennungsmotoren eingesetzten fossilen Kraftstoffe wie zum Beispiel Benzin und Diesel".
Doch was ist die Alternative? Dem Hobby abschwören und die Oldtimer ins Museum stellen? Das dürfte für die meisten Oldtimer-Freunde wohl eher nicht infrage kommen. Und das muss es auch nicht. Aber könnte etwa der Umbau der historischen Fahrzeuge auf elektrische Antriebe die Lösung sein. Schließlich sollen die vielen Millionen PKW, Motorräder und LKW in den nächsten Jahrzehnten gegen neue Fahrzeuge mit Elektroantrieb ausgetauscht werden. In den letzten Jahren gab es bereits eine wachsende Tendenz, historische Fahrzeuge auf Elektroantriebe umzurüsten, um sie umweltfreundlicher zu machen.
Doch diese Praxis ist in der Oldtimer-Szene sehr umstritten und birgt viele Probleme und Herausforderungen, die die Bewahrung dieser technischen Kulturgüter im Originalzustand gefährden würden. Auch für Alexander Fischbach ist dieser Weg keine Option. "Das wäre als würde man einen Dampfsonderzug mit einer Elektrolok anschieben. Oder denkmalgeschützte mit einer gedämmten modernen Fassade versehen. Eine bloße Kulisse, ohne jede Authentizität. Es sind ja eben die Besonderheiten und auch die Unvollkommenheiten der damaligen Technik, die einen beträchtlichen Teil des Reizes ausmachen, der von historischen Fahrzeugen ausgeht", sagt Fischbach.
Doch es gibt bereits eine technische Lösung, deren Vorteile gerade in Deutschland noch recht zaghaft kommuniziert werden: E-Fuels, auch bekannt als synthetische Kraftstoffe: Sie werden mithilfe von grünem -also aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind, Sonne oder Biomasse gewonnenem Strom, dem CO₂ aus der Umgebungsluft hergestellt und können in Verbrennungsmotoren ohne größere Umbauten verwendet werden: Und dass ohne die Umweltbelastung zu erhöhen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kraftstoffen wird bei der Verbrennung von E-Fuels nur so viel Kohlenstoffdioxid (CO₂) freigesetzt, wie zuvor durch die Herstellung des Kraftstoffs aus der Atmosphäre entnommen wurde.
Dies bedeutet, dass Fahrzeuge, die mit E-Fuels betrieben werden, klimaneutral fahren können. Grund genug für die Ford Model A - Interessengemeinschaft mit Sitz in Siegen und deren Gründer Alexander Fischbach, im Rahmen eines groß angelegten Tests und in Kooperation mit einem Hersteller von E-Fuel Kraftstoffen die Verträglichkeit der historischen Fahrzeuge bei Verwendung von E-Fuel unter Beweis zu stellen. Und so tankt und betreibt der Siegener sein gut 92 Jahre altes Ford Model A bereits seit gut einem Jahr nahezu ausschließlich mit dem vom Hersteller in Pilotanlagen hergestellten Kraftstoffs. Denn an der ganz normalen Tankstelle gibt es E-Fuels leider noch nicht zu kaufen. Und mit einem Literpreis von über vier Euro sind E-Fuels derzeit noch nicht marktfähig.
Dass sich das ändern wird und mit der Massenproduktion auch die Preise auf ein marktfähiges Niveau fallen werden, ist sich Alexander Fischbach aber sicher. Denn auf der Erde fahren derzeit über 1,3 Milliarden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, die auch nach 2035 nicht verschwunden sein werden. Der Weg zu einer schnelleren Reduzierung des Treibhausgases CO₂ im Verkehrssektor ließe sich also mit dem Einsatz von E-Fuels in Bestandsfahrzeugen und dazu zählen auch die modernen PKW mit Verbrennungsmotor durchaus erreichen.
"Die Verwendung von E-Fuels und umweltschonenden Schmierstoffen, da ist sich Alexander Fischbach sicher, wird ein wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit auch in der Oldtimer-Szene sein. Die Ford Model A - IG mit in Sitz in Siegen setzt sich jedenfalls auch in Zukunft dafür ein, dass diese Themen in der Szene weiter diskutiert und vorangetrieben werden, um Oldtimer-Fahrzeuge auch in Zukunft umweltschonend betreiben und als rollendes technisches Kulturgut den Menschen präsentieren zu können. Informationen zur Ford Model A - IG: www.ford-model-a-ig.de.
(PM)
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