Lassen Krankenkassen die Apotheken im Stich? Protest auch im Kreis Altenkirchen
Von Klaus Köhnen
Für Mittwoch (14. Juni) haben die Apotheken einen bundesweiten Protesttag ausgerufen. Die Apotheker fühlen sich von den Krankenkassen und der Politik alleine gelassen. Seit fast 20 Jahren sind die Honorare für die Apotheken nicht erhöht worden. Eine Apothekerin der Hubertus-Apotheke in Altenkirchen, Susanna Frank, stand den Kurieren für ein Gespräch zur Verfügung.
Altenkirchen. Laut Frank geht es nicht nur um die Honorare, sondern vor allem auch um die Versorgung der Patienten. "Es gibt für uns keinen Inflationsausgleich, dafür eine Honorarkürzung für zwei Jahre. Zudem herrscht akuter Mangel, wie in allen Gesundheitsberufen auch, an Fachkräften. Als Apotheker sind wir auf qualifiziertes und motiviertes Personal angewiesen", so Frank. Vor zehn Jahren gab es bundesweit noch 22.000 Apotheken, heute sind es nur noch 18.000 Apotheken, die die Versorgung sicherstellen. Dies, so Frank, ist ein Versagen von Politik und Krankenkassen.
Die sogenannten Rabattverträge für Medikamente gewähren nicht den Apotheken, sondern den Krankenkassen Einsparungen. Durch die Schließungen müssen in einigen Gegenden, so in der Eifel und im Hunsrück, Patienten teilweise bis zu 40 Kilometer fahren, ohne die Gewähr zu haben, dass das verschriebene Medikament vorrätig ist. Die Versorgungsengpässe liegen laut Susanna Frank auch daran, dass die Krankenkassen die Lieferungen ausschreiben und dann der günstigste Anbieter den Zuschlag erhält. Eine Kontrolle der Lieferfähigkeit, so Frank weiter, finde aber nicht statt.
Zu viel Bürokratie und Dauerfrust
"Die ausufernde Bürokratie sorgt dafür, dass wir weniger Zeit für die Beratung zur Verfügung haben. Notwendige Hilfsmittel, wie zum Beispiel Stechhilfen für Diabetiker, werden erst nach einem teilweise wochenlangen Kampf mit den Kassen genehmigt. Besonders belastend für alle in Gesundheitsberufen ist die mangelnde Anerkennung durch die Politik. Konzepte zur Nachwuchsgewinnung sind derzeit nicht in Sicht. Das ist für alle Kollegen frustrierend und nervenaufreibend", so Frank weiter.
Frank nennt eine Zahl, die aufhorchen lassen sollte: Rund 400 Apotheken werden 2023 für immer schließen. Ein wichtiger Punkt ist für Susanna Frank, dass Medikamente wieder in Europa produziert werden müssen, um Lieferwege zu haben, die funktionieren. Hier sei es auch denkbar, dass große Pharmaunternehmen in "ärmeren" Ländern in Europa Produktionsstätten aufbauen. Dies hätte den Vorteil, dass diese Länder durch Arbeitsplätze und Steuereinnahmen eine Chance auf Entwicklung hätten, so Frank weiter.
Die Apotheke vor Ort kann auf Dauer nicht ohne Arzneimittel und ohne Fachpersonal, dafür aber mit ausufernder Bürokratie und Lieferengpässen funktionieren. "Deshalb haben wir uns zu diesem Protesttag entschlossen. Natürlich werden wir einen Notdienst organisieren, um die Patienten zu versorgen", so Frank.(kkö)
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