Workshop in Horhausen: Wie Alkoholprävention in Familien gelingen kann
Wehret den Anfängen: Übermäßiger Alkoholkonsum ist in deutschen Landen (und nicht nur dort) ein Problem, das sich durch alle gesellschaftlichen Schichten zieht. Unter dem Motto „Klartext reden!“ informiert in Horhausen eine Veranstaltung für Eltern/Erziehungsberechtigte, wie in Familien präventiv gearbeitet werden kann.
Altenkirchen/Horhausen. Wer hat sie nicht schon gesehen, Kinder und Jugendliche, die alkoholisiert - auch in der Öffentlichkeit - völlig ungeniert und teils schon apathisch abhängen. Dass es erst gar nicht soweit kommt, dazu will eine Informationsveranstaltung unter der Schirmherrschaft von Landrat Dr. Peter Enders für Eltern/Erziehungsberechtigte (in der Folge nur Eltern genannt) der Initiative „Klartext reden!“ beitragen, in deren Mittelpunkt die Unterstützung der Alkoholprävention in Familien steht. Der Workshop ist am Mittwoch, 21. Juni, 19 Uhr, in der IGS Horhausen. Er wird geleitet von Diplom-Psychologin Barbara von Arnim. Adressaten sind Eltern von Schülern der Klassenstufen 5 bis 10. „Übermäßiger Alkoholkonsum ist für jeden Menschen schädlich, da gibt es keine Diskussion. Ganz besonders hoch sind die Gefahren von zu viel und zu frühem Alkoholkonsum für Kinder und Jugendliche. Das sage ich auch als Mediziner. Zu oft wird das Thema ‚Alkohol‘ noch verharmlost. Vor diesem Hintergrund unterstütze ich die Initiative ‚Klartext reden!‘ aus voller Überzeugung. Kinder brauchen in diesem Kontext verlässliche Vorbilder. Es ist wichtig, dass Eltern klare Grenzen aufzeigen und mit den Kindern ein vertrauensvoller und unverkrampfter Austausch entsteht. ‚Klartext reden!‘ hilft dabei, hierfür die nötige Sicherheit zu gewinnen“, sagte Enders bei der Vorstellung des Angebots am Mittwochvormittag (7. Juni) im Altenkirchener Kreishaus. Er hatte beim Sommerfest der deutschen Parlamentarischen Gesellschaft im Reichstagspalais vor Jahresfrist den Kontakt zur Initiative „Klartext reden!“ geknüpft, so dass der Termin in der IGS das Licht der Welt erblicken konnte. „Diese Schule haben wir bewusst gewählt, weil sie an der Grenze zum Kreis Neuwied liegt und auch aus diesem Gebiet viele Schüler die IGS besuchen“, erklärte Enders die Wahl des Schauplatzes
Praxisnahe Tipps geben
Im Mittelpunkt der Gelegenheit, sich intensiver mit der Vorbeugung zu beschäftigen, steht das Ziel, Eltern praxisnahe Tipps und Antworten auf alltägliche Fragen zu geben wie beispielsweise: Wie kann ich mit meinem Kind ins Gespräch über alkoholhaltige Getränke kommen, ohne dass es gleich abblockt? Oder: Wie kann ich im Umgang mit alkoholhaltigen Getränken ein glaubwürdiges Vorbild sein? Wie verhalte ich mich, wenn mein Kind zu Hause mit anderen Teenagern eine Party feiern möchte? Zu diesen Fragen entwickelt die Referentin gemeinsam mit den Eltern verschiedene Lösungsansätze, die auch vom individuellen Vertrauensverhältnis und dem Reifegrad der Kinder abhängig sind. „Standard-Lösungen nach dem Motto ‚one fits all‘ kann es in der Alkoholprävention in Familien nicht geben. Daher ist es wichtig, dass sich Eltern untereinander austauschen können, und dass sich die Experten bei den Veranstaltungen viel Zeit nehmen, um auf die individuellen Situationen und Fragestellungen der Eltern einzugehen. So haben sich die Eltern-Infoveranstaltungen in den zurückliegenden Jahren bestens bewährt und werden daher vom ‚Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung‘ seit vielen Jahren durchgeführt und kontinuierlich weiterentwickelt“, erklärte Angelika Wiesgen-Pick, Geschäftsführerin des Bundesverbandes der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure (BSI). „Wir haben schöne Produkte, aber ich muss wissen, wie ich damit umgehe“, knüpfte sie die Verbindung zwischen Konsum auf der einen und Gesundheit auf der anderen Seite. Im Durchschnitt kämen 12 bis 14 Teilnehmer pro Workshop zusammen, die im Anschluss die Funktion der Multiplikatoren übernehmen würden. Die Kapazitätsobergrenze liege bei rund 30.
Auch Online-Training für Eltern
Die bundesweite Initiative „Klartext reden!“ wurde laut eigener Homepage 2005 vom „Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung“ des BSI in Kooperation mit dem Bundeselternrat ins Leben gerufen. Maßnahmen sind neben einem Internetauftritt, dem integrierten Online-Training für Eltern, der Broschüre „Klartext reden! – Gesprächsleitfaden für Eltern zum Thema Alkohol“ auch kostenlose Infoveranstaltungen an Schulen für Eltern. Die Initiative wird regelmäßig durch wissenschaftliche Evaluierungen begleitet, um deren Effektivität zu überprüfen und notwendige Anpassungen am Konzept vorzunehmen: In der ersten Stufe der aktuellsten Evaluation füllten 167 Teilnehmer aus 14 Workshops in 2019 und 2020 jeweils einen Fragebogen aus. Sie beantworteten Fragen zu Vorwissen, Erziehungskompetenzen, Bedürfnissen und Motivation zur Teilnahme. Die Analyse der Status-quo-Befragung zu Beginn der Workshops gab auch Aufschluss über die Selbstwirksamkeitserwartungen der Eltern in Bezug auf potentielle Probleme ihrer Kinder im Zusammenhang mit Alkohol.
Positive Tendenz nach Workshop-Besuch
Rund 34 Prozent waren sich vor dem Workshop nicht ganz sicher, was zu tun ist, wenn Probleme auftauchen. 29,9 Prozent fühlten sich nur begrenzt gut gerüstet, um dem Kind zum Thema Alkohol klare Grenzen zu setzen, 28,7 Prozent nur „manchmal“ gut auf Gespräche über das Thema Alkohol vorbereitet. Die Workshops gehen auf diese Problemstellungen ein und erarbeiten mit den Eltern konkrete Handlungsempfehlungen. Eine Nachbefragung bei 51 Teilnehmern nach dem Besuch einer Infoveranstaltung zeigte eine positive Tendenz: Die Eltern schätzten nach dem Besuch ihre Selbstwirksamkeitserwartungen und ihre Erziehungskompetenzen deutlich besser ein als vorher. Der Besuch habe ihr erzieherisches Selbstbewusstsein gestärkt.
BSI wurde 1974 gegründet
Der am 5. Dezember 1974 gegründete BSI versteht sich, so der eigene Internetauftritt, als politisches Sprachrohr der Spirituosenbranche und auch als beratender Dienstleister seiner Mitgliedsunternehmen in Deutschland. Mit seiner Hauptgeschäftsstelle in Bonn und einer Repräsentanz in Brüssel (seit 1998) verfügt er über einen direkten Draht zur deutschen und europäischen Politik. Der BSI repräsentiert 53 Unternehmen, die Spirituosen ver- und bearbeiten und/oder abfüllen, importieren oder vertreiben sowie einer Vielzahl von namhaften Fördermitgliedern und vier regionalen Landesverbänden mit einer Vielzahl von außerordentlichen Mitgliedern rund 90 Prozent des Umsatzes im Spirituosenmarkt. Seit fast 50 Jahren vertritt der Verband die Interessen einer in erster Linie mittelständisch geprägten Branche, ist zudem Ansprechpartner der Bundesregierung, des Bundestages und der Bundesländer. Auf europäischer Ebene setzt sich der BSI auch in Brüssel, Luxemburg und Straßburg für die Interessen der deutschen Spirituosenbranche ein. Darüber hinaus ist er Teil eines weitverzweigten Verbändenetzwerks und Mitglied in den deutschen Dachverbänden – unter anderem im Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde, im Markenverband, im Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft als auch im europäischen Dachverband der Spirituosenindustrie. (vh)
Anmeldungen für den Workshop sind direkt an die Schule unter Tel. 02687/920920 zu richten. Mehr zur Initiative unter www.klartext-reden.de, zum Bundesverband BSI unter www.spirituosen-verband.de
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