Hachenburg: Erste zertifizierte Qualitätsstadt in RLP
Nach anfänglicher Euphorie für vermeintliche Schnäppchen aus dem Internet setzt sich bei den Verbrauchern inzwischen wieder der Trend durch zu mehr Beratung von Mensch zu Mensch. Das Bedürfnis nach kompetenten Verkäufern, die sich mit den Produktsegmenten auch auskennen, nach einem Ansprechpartner vor Ort, wenn es Probleme gibt oder flexible Lösungen gebraucht werden, steigt. Vielleicht ist es auch nur der Wunsch nach einem freundlichen Lächeln, der wieder mehr Kunden in die Innenstadt zieht. Ein Trend, dem die Stadt Hachenburg als erste Qualitätsstadt in Rheinland-Pfalz nur zu gern entgegenkommt.
Hachenburg. Jetzt ist es offiziell: Die Stadt Hachenburg und 18 Hachenburger Unternehmen wurden mit dem offiziellen Q-Zertifikat für Servicequalität in Deutschland als erste Stadt in Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. In Vertretung von Bürgermeister Peter Klöckner übernahm der Stadtbeigeordnete Karl-Wilhelm Röttig die Begrüßung im gut gefüllten Löwensaal des Vogtshofes im Beisein von Winfried Röther vom Einzelhandelsverband Mittelrhein-Rheinhessen-Pfalz und Christoph Hoopmann von der Westerwald Touristik-Service. Röttig zitierte einen Spiegelartikel aus dem Jahr 2007, in dem es heißt, dass Hachenburg so sei, wie Deutschland gerne wäre.
Dr. Achim Schloemer, Geschäftsführer der Rheinland-Pfalz-Tourismus GmbH, ist der Überzeugung, dass Wettbewerb nicht zwischen den Einzelbetrieben am Standort ausgetragen wird, sondern zwischen den Gemeinden und Regionen. Ziel sei es demnach, die Image- und Servicequalität ganzer Städte zu steigern.
Der Zusammenhalt der Hachenburger Unternehmen scheint dies zu bestätigen, was sich schon allein durch das Engagement des Hachenburger Werberinges mit vielen originellen Ideen in Pionierleistung zeigt, das den Servicegedanken nach außen trägt. Karl-Josef Mies, Vorsitzender des Werberings, betonte, die Hachenburger Unternehmen seien zu einem sympathischen Team zusammengeschmolzen. Die Stadt ihrerseits fördert das Stadtmarketing intensiv unter anderem durch die Sanierung der historischen Innenstadt, familiengerechte Angebote und hohes kulturelles Engagement. Laut Röttig trifft sich Klöckner jedes Jahr zu einem Gespräch mit den Gewerbetreibenden der Stadt, um sich abzustimmen und die Qualität der Zusammenarbeit zu verbessern. Andere Ortsgemeinden, wie zum Beispiel Bingen bei Mainz, sehen in dem erfolgreichen Konzept Hachenburgs seit längerem ein regionsübergreifendes Lehrmodell.
Erfolg führt zu weiterem Erfolg: Mit der Verleihung des Qualitätssiegels der Stufe 1 können sich die Hachenburger jetzt ganz offiziell auf die Fahnen schreiben, die erste Qualitätsstadt des Landes zu sein. Anne Reucker von der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH sagte gegenüber dem WW-Kurier, den Qualitätsgedanken im Tourismus gäbe es in Rheinland-Pfalz seit 2004. Im Januar 2010 hätten die Bundesländer die Standards gleich gesetzt, woraus sich das Qualitätszeichen der Servicequalität Deutschland entwickelte. Seither seien bundesweit 12 Qualitätsstädte für ihr einmaliges Einkaufs- und Beratungsangebot ausgezeichnet worden. Hachenburg setzt mit dem Erhalt des ersten Q-Zertifikates in Rheinland-Pfalz erneut überregionale Maßstäbe.
Auf diese Auszeichnung sollte sich natürlich niemand ausruhen. Im Gegenteil: Um den Anspruch auf Qualität auch in Zukunft zu übertreffen, werden sich Stadt und die beteiligten Unternehmen mit Hilfe der neu ernannten Qualitäts-Coaches immer wieder selbst unter die Lupe nehmen, damit das Zertifikat nach seinem Ablauf im Juli 2014, also mitten im großen Jubiläumsjahr anlässlich der 700-Jahresfeier der Stadt, erneuert werden kann, ganz im Sinne Dr. Schloemers, der betont, dass Kunden nicht nur zufrieden sein, sondern begeistert werden wollen. Unterzeichnet wurden die Zertifikate von Wirtschaftsministerin Evelin Lemke.
Vielfaches Lob kam Qualitätstrainer Ferdinand Balke aus Hagen zu, der alle Beteiligten im Seminar als Motivator zu Höchstleistungen angespornt habe. Seitens der Stadt wurde die Aktion koordiniert von Florian Hoffmann, der auch die Vergabe der Zertifikate moderierte.
Künftig hängt das Q-Zertifikat bei den folgenden 18 Hachenburger Betrieben: Biosthetiksalon Kasper, Fotobedarf Oehl, Raumausstattung Mies, Bürobedarf Günther, Löwencafe Hehl, Leonhard Hayden, Modehaus Fröhlich, Pit’s Kneipe, Praxis für Krankengymnastik Schmidt, Modehaus Sassenrath, Bonn Optik-Uhren-Schmuck, Zahnarztpraxis Wickmann, Stadtbücherei, Westerwaldbank, Westerwald Brauerei, Schuhshop Hintz, das Integrationsunternehmen HSG und die KFZ-Zulassungsstelle. Das 19. Zertifikat durfte Röttig für die Stadt Hachenburg entgegennehmen.
Bäckerei Weber und die Kreissparkasse Westerwald haben sich im Nachgang ebenfalls für den Erwerb des Q-Zertifikates angemeldet. Letztere hat die Aktion zusammen mit der Westerwald Bank, der Westerwald Brauerei und der Stadt finanziell unterstützt.
Bei der Entgegennahme seiner Auszeichnung äußerte Andreas Bonn, das Qualitätssiegel sei kein Privileg der Geschäftsleitung. Vor allem seien es die zahlreichen Mitarbeiter der Hachenburger Unternehmen, die den Service- und Qualitätsgedanken leben würden. Dafür gebühre ihnen ein besonderer Dank. (Thomas Sonnenschein)
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