Kirchenbrand in Wissen - Angeklagter hatte zur Tatzeit zwei Promille intus
Der Fortsetzungstermin am 27. Juli vor der sechsten Strafkammer des Landgerichts Koblenz brachte einige neue Erkenntnisse. Zeugen sagten aus, der Angeklagte äußerte sich, und ein Sachverständiger der Rechtsmedizin in Mainz stellte sein toxikologisches Gutachten vor.
Wissen. Wie berichtet, wird dem Angeklagten vorgeworfen, am 10. Februar 2023 gegen 3 Uhr nachts in die katholische Kirche in Wissen eingebrochen zu sein und Feuer gelegt zu haben. Dadurch ist ein Sachschaden von ungefähr zwei Millionen Euro entstanden. Der AK-Kurier berichtete.
Der 84-jährige Küster der Kirche aus Wissen konnte sich nicht erklären, warum die Alarmanlage nicht ausgelöst hatte, obwohl sie eingeschaltet war. Alle Zugänge zur Kirche habe er um 18:45 Uhr ordnungsgemäß abgeschlossen.
Zwei Kriminalbeamte berichteten von der Aufnahme der Ermittlungen. Ein Brandspürhund war eingesetzt worden, um eventuelle Hinweise auf die Verwendung von Brandbeschleuniger festzustellen. Der Nachweis konnte nicht geführt werden.
Nunmehr war der Angeklagte bereit, mit Zustimmung seiner Verteidigerin, Fragen des Gerichts und der Sachverständigen zu beantworten. Er gab an, dass er am 9. Februar 2023 abends bei seinem Freund sechs Flaschen Desperados (mexikanisches Bier) à 0,33 Liter und anschließend in einem Bistro fünf Glas Bier à 0,3 Liter und fünf Jägermeister getrunken habe. An einer Tankstelle habe er sieben Flaschen Bier à 0,5 Liter und eine Flasche Jägermeister à 0,4 Liter gekauft.
Die Frage nach dem Warum blieb unbeantwortet
Der Angeklagte sagte mit leiser, emotionsloser Stimme: "Danach bin ich zum Bahnhof gegangen, setzte mich auf eine Bank und trank weiter. Ich kam mit mir nicht mehr klar, wollte meinem Leben ein Ende setzen und mich eventuell vor einen Zug werfen, aber nachts fahren ja praktisch keine Züge. Ich wollte dann wieder zu meinem Freund gehen, kam auf diesem Weg an der Kirche vorbei und ging auf diese zu. Von da an kann ich mich an nichts mehr erinnern. Die Erinnerung setzt erst wieder ein, als ich vor der Psychiatrie stand. Am fraglichen Abend hatte ich auch Amphetamine konsumiert, was ich häufig tat, wenn es mir schlecht ging. Dazu habe ich dann noch meistens Bier und Gin getrunken, Das geschah regelmäßig im Abstand von zwei bis drei Tagen. Ich habe teilweise bis zur Bewusstlosigkeit gesoffen. Auf den Videoaufzeichnungen aus der Kirche habe ich mich erkannt. Das Buch "Gotteswahn" von Richard Dawkins habe ich nur zu Recherchezwecken über die Kirche gelesen, da Atheismus mich immer interessiert hat."
Der Sachverständige der Rechtsmedizin in Mainz hatte nur die Atemalkoholmessung des Angeklagten über 1,65 Promille zur Verfügung. Anhand der von dem Angeklagten kurz zuvor angegebenen Trinkmengen errechnete er eine Blutalkoholkonzentration von etwa 2,0 Promille zur Tatzeit, die durch ungenaue Zeitangaben und Trinkmengen etwas abweichen könne. Der Angeklagte habe auch Benzodiazepine, Amphetamin und Metadoxin zu sich genommen, in Verbindung mit Alkohol könne das bis zur Bewusstlosigkeit führen.
Die Kriminaltechnik ermittelte, dass der Angeklagte sich in der Kirche befand
Eine Kriminalbeamtin, die von der Kriminaltechnik mit der Spurensicherung in der Kirche beauftragt war, erklärte, dass die Fotos, die von der Person in der Kirche von den Überwachungskameras aufgenommen wurden, genau mit der Statur des Angeklagten übereinstimmten, auch im Hinblick auf die zur Tatzeit getragene Kleidung. Besonders auffällig seien die Sportschuhe gewesen, die der Angeklagte getragen habe. Er sei nicht mit dem ganzen Fuß in dem Schuh gewesen, sondern habe den hinteren Schaft heruntergedrückt, das sei auch auf den Fotos aus der Kirche zu erkennen gewesen. Zudem würde der Abdruck der Sohle des Sportschuhs genau zu einem Abdruck passen, der auf dem Boden der Kirche auf einem Sandfleck festgestellt wurde. Das Feuer könne nur durch Menschenhand verursacht worden sein, nicht durch einen Kurzschluss oder Blitzeinschlag.
Am Freitag, dem 28. Juli, wird mit einem weiteren Fortsetzungstermin die Verhandlung weitergeführt. Der AK-Kurier wird weiter berichten. Wolfgang Rabsch
Hier können Sie den Bericht des ersten Verhandlungstages nachlesen.
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