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Nachricht vom 05.08.2023    

IHK-Sommerinterview Altenkirchen: Fachkräfte gewinnen

Von Simone Schwamborn

Die deutsche Industrie hat im Juni dank zahlreicher Großbestellungen mehr Aufträge als in den Vormonaten erhalten. Konjunktureinschätzer mahnen dennoch zur Vorsicht, denn der Trend zeige wegen des eingetrübten Geschäftsklimas und der schwachen Weltkonjunktur weiter nach unten. Wie es der Wirtschaft in der Region geht, war Thema des IHK-Sommerinterviews in der IHK-Regionalgeschäftsstelle Altenkirchen.

Andras Winters (von links), Kristina Kutting und Thomas Bellersheim stellten sich den Fragen der Journalisten. (Foto: Schwamborn)

Altenkirchen. Die aktuelle wirtschaftliche Situation im Landkreis Altenkirchen erörterten IHK-Regionalgeschäftsführerin Kristina Kutting, IHK-Vizepräsident Thomas Bellersheim und IHK-Beiratsvorsitzender Andreas Winters. Eines der drängenden Themen sei der Fachkräftemangel. Junge Menschen ziehe es nach Schulabschluss in die Ballungszentren. Altenkirchen sei traditionell ein „Auspendelkreis“, große Städte wie Siegen, Köln, Koblenz wirkten wie Magnete, sagte Bellersheim, Geschäftsführer der Bellersheim Unternehmensgruppe (Abfallwirtschaft, Energie, Logistik Schmierstoffe und Tankstellen) mit Sitz in Boden und Neitersen. Dabei lebten im Vergleich zu anderen Landkreisen überdurchschnittlich viele Jugendliche im Kreis Altenkirchen, sagte Kutting, dass dies aus dem IHK-Regionalmonitor hervorgehe.

Der IHK-Regionalmonitor, der auf Daten des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz fußt, gibt einen datenbasierten Impuls zur Standortentwicklung. Daraus lassen sich passgenaue Maßnahmen zur Weiterentwicklung der jeweiligen Kommune ableiten. Der IHK-Regionalmonitor betrachtet im einzelnen 58 Indikatoren aus den fünf Themenbereichen Wirtschafts- und Infrastruktur, Innovation, Bildungslandschaft, Arbeit sowie Demografie. „Der überdurchschnittliche Jugendquotient deutet an, dass hier überproportional viele Familien mit Kindern leben“, erklärte Kutting. Die IHK habe beobachtet, dass junge Familien gerne zurück in den Landkreis kämen, weil sie die ländliche Region schätzten. Winters fügte hinzu, dass auch Menschen, die in den Ruhestand getreten sind, gerne wieder zurückkommen.

„Der Landkreis ist einer der ‚Werkbänke‘ in Rheinland-Pfalz, mit einem hohen Anteil an Industrie und Gewerbe“, sagte Bellersheim. Daher würden Fachkräfte im hohen Maß gesucht. Wurden vor rund 20 Jahren noch etliche Initiativ-Bewerbungen an das Rewi Druckhaus geschickt, wäre dieses Jahr nicht eine einzige zugesandt worden, berichtete Winters, Geschäftsführer vom Rewi Druckhaus in Wissen und resümierte dann angesichts der allgemeinen Situation: „Die Unternehmen müssen zu den jungen Menschen.“

Was tut die Wirtschaft, um junge Menschen im Landkreis zu halten und Fachkräfte zu gewinnen? Die IHK-Vertreter wiesen auf die 13. Ausbildungs- und Berufsorientierungsmesse am 12. und 13. September im Kulturwerk Wissen hin. Außerdem bringe das Azubi-Speeddating Unternehmen und angehende Schulabgänger zusammen. Darüber hinaus kooperiere die Wirtschaft mit den Schulen. Wie Bellersheim berichtete, werden in den Unternehmen der Region regelmäßig Schulklassen empfangen oder Praktika angeboten. Inzwischen sei den jungen Leuten auch bewusst, dass sehr stark um sie geworben werde, manche hätten ein sehr hohes „Anspruchsdenken“.



Bis zum 30. Juni wurden für dieses Jahr 3.112 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge der IHK Koblenz (Vergleich 2022: 3.212) registriert. Das bedeutete ein Rückgang um 3,1 Prozent. „Da einige junge Leute auch noch im September die Ausbildung beginnen werden, kann sich die Zahl noch etwas verändern“, sagte Kutting. 2022 wurden im Landkreis Altenkirchen 328 neue Ausbildungsverträge bei der IHK registriert, im Jahr 2021 waren es noch 341.

Beim IHK-Sommerinterview wurde auch das Thema Netzwerken aufgegriffen. Sei man in der Druckereibranche bis vor einigen Jahren eher verschlossen gewesen, tausche man sich nun untereinander aus, auch branchenübergreifend, sagte Winters. Er wies darauf hin, dass es im Landkreis viele Gelegenheiten zum Netzwerken gebe. Stammtischtreffen, Citymanagement und Wirtschaftsförderung in den Städten, Einladungen zu Vorträgen und einiges mehr würden das Angebot abrunden, fügte Kutting hinzu.

Bei den Treffen der Unternehmerschaft werde auch über drängende Themen diskutiert und Wissen ausgetauscht, sagte Winters. Beispiele seien steigende Energiepreise oder die Umsetzung neuer Gesetze oder Verordnungen. Eine große Herausforderung sah Bellersheim unter anderem im Mangel an Berufskraftfahrern. Die Lücke wachse jedes Jahr sehr deutlich. Man könne den Eindruck gewinnen, „dass die Problematik noch nicht voll umfänglich in Berlin angekommen ist“. Es gehe schließlich um den Transport von Gütern inklusive Lebensmittel und Einhaltung von Lieferketten in der Wirtschaft. „Wir brauchen eine Zuwanderungsstrategie, um das aufzufangen."

Hinsichtlich der Anerkennung von Berufsausbildungen und beruflichen Zertifikaten wurden auch die „langwierigen Verfahren“ vonseiten der Behörden angesprochen. Auch da müsse sich dringend etwas ändern. Man könne die Einhaltung des Datenschutzes verstehen, aber im Zeitalter der Digitalisierung ließe sich der Austausch von Daten unter den Behörden sicherlich noch optimieren beziehungsweise deutlich beschleunigen. Das nutze der zügigen Einstellung von Fachkräften.


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