Pressemitteilung vom 07.08.2023
Runder Tisch zur Situation der Jugend in Wissen
Im März hatte der Wissener Stadtrat beschlossen, die Situation der Jugendlichen im Wisserland und insbesondere in der Stadt Wissen unter die Lupe zu nehmen. Auf Initiative von Verbandsgemeinde (VG) und Stadt Wissen wurden daher die Teilnehmer geladen und es fand ein reger Austausch statt.
Wissen. Zum Runden Tisch hatte Bürgermeister Berno Neuhoff Kreisjugendamt, Polizei, Jugendgerichtshilfe, die Schulsozialarbeiterinnen von Gymnasium, Berufsbildender Schule, Realschule plus, das Jobcenter Wissen und auch den ehrenamtlichen Arbeitskreisleiter Jugend der VG sowie das Jugendzentrum Offene Tür zu einem Gespräch eingeladen. Am Runden Tisch nahmen ebenso die Einrichtungsträger der Jugendarbeit in der Verbandsgemeinde Wissen wie der Friedenshort und die "Insel" aus Mittelhof teil.
Sehr detailliert diskutierte man die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und die Nachwirkungen durch Corona, aber auch die Besonderheiten in der Verbandsgemeinde und Stadt Wissen. Fazit ist, dass die Situation der Jugendlichen, auch was die Erziehungsleistungen angeht, sich nicht von der in anderen Städten im Kreis Altenkirchen unterscheidet. In sozialräumlicher Hinsicht führt das Jugendamt dazu eine Statistik und stellt fest, dass die sozialräumliche Belastung im Stadtgebiet von Wissen sowie den Ortsgemeinden als unauffällig einzustufen ist. Natürlich gibt es immer wieder auch Probleme. Diese treten phasenweise auf, ebben dann aber wieder ab.
Jennifer Czambor vom Jugendzentrum Offene Tür in Wissen berichtete, dass die Auswirkungen durch überforderte Erziehungsberechtigte nach Corona zugenommen haben, so auch das Fazit verschiedener anderer Teilnehmer der Runde. Das mache sich schon in Kita und Grundschule bemerkbar. Schwierig sei die hohe Zahl der Teilnehmer im Wissener Jugendzentrum mit teilweise bis zu 60 Kindern. Da könne man nicht jedem gerecht werden. Auch die Probleme der Migration und Integration, insbesondere bei der Sprache, machten sich bemerkbar.
Das Jobcenter berichtete darüber, dass insbesondere die Sprachkurse nicht zeitnah ankommen. Gerade bei Migranten, in deren Elternhaus kein Deutsch gesprochen wird, gibt es des Öfteren Probleme. Berno Neuhoff: "Das rasch zu ändern und Deutschkurse in ausreichender Zahl zeitnah anzubieten, einhergehend mit der Verpflichtung, die Sprache zu lernen, sei Aufgabe der Gesellschaft und Bundespolitik." In Wissen gelte es auch, die außerschulischen Angebote in der Freizeit zu verbessern. Konkret nannte Neuhoff das Stadion, wo in Kürze ein Sponsorenlauf der Wissener Schulen stattfindet. Aus dem Erlös sollen neue Basketballkörbe und nach Möglichkeit ein Kleinspielfeld für verschiedene Ballsportarten angeschafft werden.
Positiv berichtete die Polizei über die Jugend-Kriminalitätsstatistik und auch die Präventionsangebote in den Schulen. Dies wurde von den Schulsozialarbeiterinnen bestätigt. Thomas Rosenbauer von der Wissener Polizei stellte ein "Belohnungssystem" aus Kanada vor, das Jugendliche positiv fördert. In Kürze soll im Arbeitskreis Jugend nochmals eingehend diskutiert und geprüft werden, ob die Umsetzung eines solchen Systems auch bei uns möglich ist.
Festzuhalten ist, dass die Integration von Migranten, nicht nur in Wissen, viel zu langsam läuft. An Schulen bedarf es unbedingt einer verstärkten Förderung im Fach Deutsch und zusätzlicher Stunden und Lehrkräfte an Grund- und weiterführenden Schulen. Jennifer Czambor vom Jugendzentrum Wissen berichtete, dass sich die Jugendlichen gerne in gleichsprachigen Gruppen aufhalten und das Jobcenter sowie der Kinderarzt bestätigen, dass die Sprachprobleme der Eltern teilweise eklatant sind.
Wichtig ist es, die Dinge sachlich anzugehen und miteinander zu vernetzen. Das Kreisjugendamt mit Abteilungsleiter Marc Schneider an der Spitze begrüßte, dass Probleme offen angesprochen werden, um hieraus gemeinsam Positives zu bewirken. Auch die Einstellung eines Streetworkers durch die Verbandsgemeinde Wissen ist erfreulich. So sind alle erzieherischen Leistungen in der VG Wissen abgebildet und die Möglichkeit der aufsuchenden Jugendarbeit an Plätzen ist gegeben.
Der schreckliche Kirchenbrand, der derzeit vor dem Landgericht Koblenz verhandelt wird, hatte den Bürgermeister zusammen mit den Räten in Stadt und Verbandsgemeinde dazu veranlasst, Runde Tische zu führen und die Lage genau zu analysieren. Neben dem Bereich Jugend ist das die Psychiatrie, da es in Wissen ein Landeskrankenhaus gibt. Auch dieses Gespräch wurde zusammen mit der Polizei geführt.
Des Weiteren war beschlossen worden, eine Videoüberwachung auf dem städtischen Teil des Kirchplatzes vor der Freitreppe zu installieren. Hierüber ist nicht nur der Attentäter in die Kirche eingedrungen, es gab dort auch verschiedene strafrelevante Vorkommnisse in den letzten Jahren, die von der Polizei zusammengetragen wurden. Die Verbandsgemeinde wird im Auftrag der Stadt nun die ADD Trier und den Landesdatenschutzbeauftragten anschreiben und darum bitten, dass die Videoüberwachung geprüft und hoffentlich kurzfristig genehmigt wird. (PM)
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