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Pressemitteilung vom 09.08.2023    

Daadener Schüler sammelten bewegende Eindrücke während Projektarbeit in Griechenland

"Wir kennen nun eure Geschichte. Wir werden sie nicht vergessen. Wir werden sie weitergeben", so der Tenor von sieben Schülern der Hermann-Gmeiner-Realschule plus in Daaden, die in Kooperation mit der Organisation "Respekt für Griechenland" das Projekt "Friedenspark" verwirklichten - gemeinsam mit Jugendlichen des griechischen Märtyrerdorfes Kommeno in Griechenland.

Der Bau des Friedensparks. (Fotos: Amar Bašić, Simon Imhäuser und Lars Limbach)

Daaden. Die sieben Mitglieder der AG Friedenserziehung-Geschichte an der Hermann-Gmeiner-Realschule plus in Daaden haben eine besonders tiefgreifende Projektarbeit abgeschlossen. Die Zehntklässler beschäftigten sich in der Arbeitsgemeinschaft mit der traurigen Geschichte des Dorfes Kommeno.

Kommeno: Deutsche Soldaten ermordeten 317 Menschen völlig ohne jeden Grund
Das griechische Dorf Kommeno wurde von Wehrmachtssoldaten der Gebirgsjäger in einem unvorstellbar grausamen Massaker am 16. August 1943 komplett zerstört. Mehr als die Hälfte der fast nur aus Frauen, Kindern und Greisen bestehenden Bevölkerung wurde grundlos ermordet. Selbst vor dem Dorfpriester, einer ganzen Hochzeitsgesellschaft und schwangeren Frauen wurde kein Halt gemacht.

Gemeinsam waren die Schüler Rashat Eybo, Jonas Odendahl, Immanuel Kölzer, Simon Hees, Benny Nassen, Ben Levin Meyer und Fynn Brederlow mit den AG-Leitern Lars Limbach und Simon Imhäuser direkt an den Ort des furchtbaren Geschehens, in die griechische Gemeinde Kommeno, gereist. Mit einigen Jugendlichen vor Ort legten sie einen Friedenspark rund um eine Kunstinstallation des Architekten und Künstlers Amar Bašić an. Bašić hatte das Projekt initiiert und gemeinsam mit der in Arta ansässigen Landschaftsarchitektin Alexandra Andrianou geplant. Bašić selbst, der für die Organisation "Respekt für Griechenland" (RfG) in Griechenland tätig ist, hatte vor knapp einem Jahr mit dem stellvertretenden Schulleiter Lars Limbach Kontakt aufgenommen.

Limbach hatte bereits vor drei Jahren Kontakt zu "Respekt für Griechenland" und arbeitete damals mit seinem Lehrer-Kollegen Simon Imhäuser an der Einführung des Projektes "Der Balkon". Ebenso wurden die Zusammenführung und das Projekt von Bettina Münch-Rosenthal und Dr. Doris Lax (beide von der ADD) von Anfang an unterstützt. So wurde schnell über Videokonferenzen und Telefonate eine gute Verbindung zu Amar Bašić hergestellt, und es konnte geplant werden. Die Finanzierung der Reise wurde durch das EU-Programm Erasmus Plus gefördert.

Alles wurde verbrannt - Die Zukunft wurde genommen
Die schrecklichen Schicksale der Menschen in Kommeno wurden der kleinen Delegation aus Daaden nochmals ganz stark bewusst, als man gemeinsam mit den griechischen Jugendlichen die Orte des Verbrechens im Dorf aufsuchte, unterstützt von Originalaufnahmen und Interviews, die Amar Bašić in Kooperation mit einem griechischen Audiokünstler in einem Audiowalk verwenden wird.

Demut und Fassungslosigkeit bezüglich des brutalen Vorgehens der deutschen Soldaten wechselten sich mit der Frage nach dem "Warum?" ab. Eine weitere Installation von Amar Bašić, "Der verbrannte Tisch" symbolisierte im kleinen noch geschlossenen Dorfmuseum die Art der totalen Vernichtung. Die teils verkohlten Überreste und die zerstörten Stühle waren Sinnbild der Vernichtung des ganzen Familienlebens. Niemand würde sich wieder in Gemeinschaft an einen gedeckten Tisch setzen, um zu reden oder zu lachen. Frauen würden ihre Männer nie mehr sehen oder ihre Lieben in den Arm nehmen. Kinder konnten nicht heranwachsen, sie würden sich nicht verlieben und später auch wieder Familien gründen.

Alles - Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - verbrannt und genommen. Stimmen verstummten für immer, Überlebende wurden entwurzelt und traumatisiert. Das Dorf wurde zwar nach Jahren wiederaufgebaut, doch die Schrecken und Geister der Vergangenheit sind auch heute noch spürbar.

Brücken des Vertrauens
Diesbezüglich war es umso wichtiger, in der heutigen Zeit Brücken des Vertrauens und der Verständigung zu bauen. Eine solche Brücke wurde für die Jugendlichen vor Ort und aus Daaden das Projekt "Friedenspark" von Amar Bašić. Vier Tage gestaltete man gemeinsam am Ortseingang den Friedenspark sprichwörtlich Hand in Hand und kam so der Geschichte, aber auch der heutigen Zusammenarbeit näher. Es wurde begradigt, gehackt und angeglichen. Ebenso wurden Kieswege und die Bewässerungsanlage für die ganze Bepflanzung angelegt. Am Ende waren acht Tonnen Kies, 70 Meter Vlies und 100 Meter Bewässerungsschlauch verarbeitet. Heimische Kräuter und Sträucher säumen nun die Wege und laden zum Verweilen ein.



Zum Schluss wurde der "Baum des Lebens", ein Granatapfel, gemeinsam von den griechischen und deutschen Jugendlichen in Sichtweite des Denkmals, welches die metallgewordene Frage nach dem "Warum" stellt, gepflanzt.

Im Rückblick hatte sich vom ersten Tag an eine freundliche, herzliche Zusammenarbeit entwickelt, welche sprichwörtlich von Angesicht zu Angesicht mit der intensiven handwerklichen Wirkung in einer freundschaftlichen Bindung zwischen griechischen und deutschen Teilnehmern mündete. Im Gespräch tauschten sich die Schüler (auch mit ersten griechischen Worten) rege aus.

Nicht nur unter den Jugendlichen fand ein gedanklicher Austausch statt, sondern auch zwischen Amar Bašić, Dimitris Dimos, dem Ortsvorsteher, und den Lehrkräften aus Deutschland. Auch hier stand die Geschichte und deren Aufarbeitung im Fokus und wurde von Dimos aus eigener Perspektive eindrucksvoll erzählt. Gerade ihm ist daher besonders bedeutend, dass über die grausamen Geschehnisse und Begebenheiten in Kommeno generell nicht geschwiegen, sondern erzählt und berichtet wird. Er begrüßte es, dass in der Hermann-Gmeiner-Schule genau dies geschehen ist und erhofft sich aus der guten Zusammenarbeit der griechischen und deutschen Jugendlichen ein Fortbestehen der Völkerverständigung.

Die AG-Leiter übergaben mit einer ähnlichen Botschaft ein Geschenk des Daadener Stadtbürgermeisters Walter Strunk. Ein Gegenbesuch der griechischen Jugendlichen in Daaden wurde direkt vor Ort vereinbart. Mit Gastgeschenken für die Lehrkräfte und den Daadener Stadtbürgermeister trennte man sich nach einem sehr bewegenden Abend.

Es gab während des Aufenthaltes auch Gelegenheit, gemeinsam die Umgebung zu erkunden. So wurden von Amar Bašić drei Fahrräder bereitgestellt, die fleißig genutzt wurden. Ebenso spielten die Jugendlichen aus Daaden und Kommeno Fußball und Basketball zusammen. Auch konnten manche der Gruppe am ambrakischen Golf in die kühlen Fluten eintauchen oder beim Besuch in Arta die beeindruckende orthodoxe Kirche "Maria Trost", das archäologische Museum und die berühmte Brücke von Arta besichtigen.

Geschichte nicht vergessen
Am letzten Abend kam man am gemeinsam gestalteten Gedenkort noch einmal zusammen und gedachte im Stillen der Opfer des 16. August 1943. Drei Gedenklichter wurden von je zwei griechischen und deutschen Schülern in der Gedenklandschaft positioniert. So waren alle im Gedenken vereint. „Wir kennen nun eure Geschichte. Wir werden sie nicht vergessen. Wir werden sie weitergeben“, waren die Worte, die die Zeremonie abrundeten.

Eine kleine Schwester der Daadener Friedensglocke verblieb in Kommeno und wurde am letzten Tag an Amar Bašić übergeben. Natürlich wurden Kontaktdaten ausgetauscht und es wird sich auch jetzt immer noch rege ausgetauscht.

Auf alle Fälle ist ein Stück Herz der Daadener Besucher in Kommeno geblieben. (PM)


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