Heimattheater Saalü!: Wenn in Altenkirchen eine Königin die Macht übernimmt
Im Singspiel mit Staatsakt und Audienz erklärt sich Altenkirchen zum unabhängigen Königreich: Endlich alle Steuern allein ausgeben, freut sich Stadtbürgermeister Ralf Lindenpütz. Wie die Umwandlung vonstatten geht und welche Folgen sie hat, wird am Sonntag, 17. September, auf der Bühne des Kultursalons geboten.
Altenkirchen. Es ist die Geschichte vom Aufstieg und Fall einer Königin, eine knallbunte und aberwitzige Komödie, die am Sonntag, 17. September, 17 Uhr, im Kultursalon auf der Altenkirchener Glockenspitze unter Federführung von Saalü!, dem Heimatprojekt des Kultursommers Rheinland-Pfalz, geboten wird. Mit eingebunden in die rund 150 Teilnehmenden sind auch zahlreiche Menschen aus der Stadt selbst, die die Bühne im Burgwächter Matchpoint bevölkern werden. „Das ist ganz was Neues für Altenkirchen“, sagte Stadtbürgermeister Ralf Lindenpütz am frühen Dienstagnachmittag (12. September) bei der Präsentation des Events, die Rahmenhandlung sei von Saalü! vorgegeben, drumherum kommen viele Akteure aus verschiedenen Vereinen und Gruppen als auch einzelne „Schauspieler“ zum Einsatz. So übernehmen unter anderem Mitglieder der Karnevalsgesellschaft einige Rollen, ist die Riege der Stadtführer eingebunden, tritt eine größere Abordnung der Tanzschule Let’s Dance von Viktor Scherf auf. „Die Ausarbeitung der Handlung war ein spannender Prozess“, ergänzte City-Manager Bastian Prieß, „und der Zeitplan war extrem straff, denn wir haben erst am 6. Juni die erste Anfrage zur Teilnahme erhalten.“ Viel wollte er zur Geschichte als solcher nicht verraten, nur so viel: „Alles endet in einem grandiosen Chaos.“ Vorher werde unglaublich viel passieren. Zudem versprach Helmut Nöllgen als Geschäftsführer der Felsenkeller-Kultur, der den Spielort mit einer extra großen Bühne bereitstellt, eine schöne Überraschung – ohne näher ins Detail zu gehen. Er war angetan vom Ablauf der Vorbereitung, denn der „Funke ist sofort übergesprungen“. Wie immer bei seinen Veranstaltungen dürfen sich die Zuschauer auf eine Bestuhlung im Salon-Charakter freuen, die Gastronomie übernimmt die Mannschaft des Hotels Glockenspitze. Als besonderes Schmankerl stellte Lindenpütz noch kleinere filmische Einspieler heraus, die in den zurückliegenden Tagen gedreht worden seien. Ach ja, Altenkirchen werde für die rund dreieinhalbstündige Aufführung sogar einen Wasserfall erhalten.
Königliche Familie schon gefunden
Eine königliche Familie ist indes schon gefunden: Königin Sassi (Saskia Kästner), die in quasi direkter Linie abstammt von Elisabeth Amalie Eugenie, einer Prinzessin aus der herzöglichen Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld-Gelnhausen des Hauses Wittelsbach, die später als Sissi Karriere machte. Ihr Schwippschwager Prinz Derrick (Dirk Rave) ist Hofkomponist und Hofarchitekt. Finanzminister des Königreiches ist er auch. Auch Verteidigungsminister. Und überhaupt Minister für alles andere. Herzogin Zäsi (Cécile Rose), französische Cousine der Königin, ist Chefin des KöDöGe (Königlich-dörflicher Geheimdienst), Graf Nanzi (Henry Nandzik, alle vier sind die Profi-Schauspieler) Zeremonienmeister und Kammerdiener ihrer Majestät. Neben diesen Royals, vier begnadigten Musikern, Sängern und Komikern, haben dann die vielen Altenkirchener Ämter in der neuen Dynastie übernommen und bereiten sich seit Wochen auf den Machtwechsel vor. Gemunkelt wird, der ehrenwerte Thomas Wunder stehe als königlicher Haus- und Hof-Berichterstatter zur Verfügung, Claudia Zey geleite als Stadtführerin durch das neue, das königliche Altenkirchen, der Elferrat der Karnevalsgesellschaft werde Parlament in der eventuell konstitutionellen Monarchie und Let’s Dance königliches Staatsballett. Unter großer Beteiligung der Bevölkerung wurde in einem Staatsakt bereits die feierliche Umbenennung des Trinkbrunnens am Marktplatz in Königin-Sassi-Fall vorgenommen. Beim feierlichen Einzug in den Kultursalon wird die Monarchin von ihrer Leibgarde, der Schützengesellschaft 1845 unter dem Kommando von Christoph Röttgen und assistiert von den fähigsten Bodyguards und allen Garden, begleitet. Auch wurden gemeinsam mit den Stadtführern bereits alle wichtigen Orte der Stadt sachgerecht nach den neuen Hoheiten umbenannt – neue Führungen zu den gewidmeten Plätzen sind natürlich schon längst im Angebot. Doch hat diese Dynastie, abgesehen von Vetternwirtschaft, Ämterhäufung und Bau eines Staatstheaters, nichts zu bieten. Dafür soll der Bismarckturm gesprengt werden. Das geht zu weit. So regt sich demokratischer Widerstand. Die Leibgarde läuft zu den Aufständischen über, mit Mistgabeln, Fäusten, Fahnen und Rufchören wie „Wir wollen unseren Ralf wieder haben“ werden die Royals vertrieben.
Seit 1994 von Dorf zu Dorf
Das Heimatprojekt des Kultursommers Rheinland-Pfalz wandert, so die eigene Homepage, seit 1994 mit großem Erfolg von Dorf zu Dorf, von Saal zu Saal und ist inzwischen eine Institution – nicht zuletzt zur Wiederbelebung der Dorfsaalkultur und Stärkung der Dorfgemeinschaft. „Maximal elf Dörfer können jährlich in den Genuss der Förderung kommen. Seit 1994 waren das etwa 350 Kommunen. Vertragspartner ist der Kultursommer Rheinland-Pfalz. Das Konzept stellt Dorf und Saal und deren Geschichte(n), Zusammenhalt und Zukunftsfähigkeit der dörflichen Gemeinschaft in den Fokus. Geschichten, die in Interviews und Publikumsspielen erzählt werden, gereichen auch zum Heimat-Drehort: Mit Bürgerbeteiligung wird ein Film zum Dorf gedreht. Mit umfangreichen Vor-Ort-Recherchen wird so jede Veranstaltung ein maßgeschneiderter Heimatabend. Es geht im Dorf um das Dorf, mit Geschichten aus Dorf und Saal. Diese Geschichten brauchen ein bühnenfähiges Rahmenprogramm. Das ist als Varieté inszeniert. Diese Form des Nummernprogramms hat gegenüber einem Theaterstück den Vorteil, dass flexibel und dramaturgisch sinnvoll kombiniert werden kann. Und das mit einem Minimum an Probenaufwand: da, wo sich das Dorf trifft, zum Tanzen, bei der Kirmes, zum Theaterspielen, Musizieren, Singen, bei Hochzeiten und Beerdigungen. Die vier Wände der „guten Stube“, aber auch die Plätze, Straßen und Gassen werden zum Reden gebracht. Denn der Star des Saalü!-Abends ist das Dorf. Für jedes erfindet sich Saalü! neu. Denn da die Dörfer so verschieden sind wie ihre Menschen, ist jeder Abend Überraschung, Unikat und andernorts so nicht wiederholbar“, heißt es weiter. (vh)
Billets für 14 Euro gibt es beim Kultur-/Jugendkulturbüro Haus Felsenkeller (Marktstraße) oder am Donnerstag, 14. September, beim Citymanagement auf dem Wochenmarkt (am Stand der Marktwurst). An der Abendkasse kosten die Karten 19 Euro.
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