Pfarrer Snethlage verlässt das Wisserland in Richtung Mexiko
Von Katharina Behner
Nach drei Jahren der Kirchenarbeit im Seelsorgebereich "Obere Sieg" zieht es Pfarrer Alhard-Mauritz Snethlage nach Mexiko. Sein Faible für Lateinamerika liegt in seinen familiären Wurzeln begründet. Schon seine Urgroßtante fand um 1905 in Brasilien ihren Lebensmittelpunkt. Sakristan Claus Behner und Bürgermeister Berno Neuhoff dankten für die Arbeit im Wisserland.
Wisserland. Wenn man Pfarrer Alhard-Mauritz Snethlage fragt, was ihn während seiner rund dreijährigen Arbeit im Seelsorgebereich "Obere Sieg" besonders bewegt hat, so nennt er die Punkte, die eigentlich zum "normalen Arbeitsalltag" eines Pfarrers gehören. Für Snethlage sind jedoch die Erstkommunionen, Taufen oder auch Firmungen, die er mit begleiten konnte, bleibende Erlebnisse. Tätig war Snethlage in seiner Zeit im Wisserland in den katholischen Pfarrgemeinden Birken-Honigsessen, Wissen, Schönstein/Selbach, Elkhausen/Katzwinkel sowie Mittelhof.
Enge Freundschaften und Bindungen bewegen Snethlage
Insbesondere sind es die Verbindungen zu Menschen, die den 1979 in Aachen Geborenen bewegen. Aus Bekanntschaften wurden zum Teil enge Freundschaften und persönliche Beziehungen, die ihn auch zukünftig mit dem Wisserland verbinden werden. Großes Engagement zeigte der Pfarrer in der Unterstützung des Café Kiew, wo sich geflüchtete ukrainische Menschen treffen und austauschen können. Zuletzt hatte der Pfarrer mit seiner offenen, menschenfreundlichen Art eine befreundete ukrainische Familie mit vier Kindern im Alter von acht bis 14 Jahren aufgenommen. Den Vater, der selbst Pfarrer in der Ukraine ist, kennt Snethlage bereits seit etwa 20 Jahren aus seiner Zeit, als er im Gebiet Lemberg Deutschunterricht gab. Anfang 2022 kam zuerst die Frau mit den Kindern, die er sofort in seinem Haus aufnahm. Kurz später folgte der befreundete Pfarrer. Heute übrigens hat die Familie eine eigene Wohnung und genau dort haben die ukrainischen Freunde Snethlage bis zu seiner Abreise aufgenommen.
Faible für Lateinamerika liegt wohl in den Genen
Sein Faible für Lateinamerika liege wohl auch in Bindungen und Verbindungen begründet, erzählt Snethlage. In diesem Fall sind es familiäre und damit scheinen sie wohl in den Genen zu liegen. Bereits seine Urgroßtante wanderte im Jahr 1905 nach Brasilien aus und war als Direktorin an einem naturwissenschaftlichen Museum in Belém, dem jetzigen Museu Paraense Emilio Goeldi, tätig. Später um 1923 folgte ihr Neffe, Snethlages Großvater, der im Auftrag des Field Museums Chicago naturwissenschaftliche Exkursionen in Nordostbrasilien vornahm. 1933 bis 1935, seine Tante war bereits 1929 verstorben, unternahm er eine zweite Expedition im Grenzgebiet zu Bolivien, bei der er seine Erfahrungen aufzeichnete.
Die Dokumentationen seines Vorfahren sind heute im Ethnologischen Museum Berlin gesammelt. Ein Manuskript des Tagebuchs hatte der Großvater, welches Alhard-Mauritz Snethlage - nicht zuletzt als Sprachtalent in Portugiesisch als auch Spanisch - um das Jahr 2000 half zu transkribieren und zu digitalisieren. In dieser Zeit muss sein Wunsch noch mehr herangewachsen sein, selbst einmal in Lateinamerika zu arbeiten.
Mit der Ausschreibung einer Stelle in Mexiko der Deutschen Bischofskonferenz rückte dieser Traum in greifbare Nähe. Kurz entschlossen bewarb er sich vor einigen Monaten und wurde prompt ausgewählt. "Es ist zwar nicht Brasilien, aber dennoch Lateinamerika", freut sich der Pfarrer, der aktuell auf die notwendigen Dokumente wartet, um sein Visum für Mexiko beantragen zu können.
Viele deutsche Christen warten in Mexiko auf Snethlage
In Mexiko wird er in den nächsten vorerst fünf Jahren für die katholische Kirchengemeinde für "normale Pfarreiarbeit" hauptsächlich in Mexiko-Stadt verantwortlich sein, erklärt Snethlage und weiter "Viele deutsche Zulieferfirmen sind in Mexiko vertreten. Entsprechend groß die Zahl deutscher Katholiken, die Gottesdienste gerne in ihrer deutschen Muttersprache erleben wollen." Zudem erwarte ihn viel "Reiserei", denn zu seinem Bereich gehören zukünftig weitere Städte wie Puebla, Querétaro, Veracruz und weitere Orte, die er regelmäßig besuchen wird.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge wünschte Bürgermeister Berno Neuhoff dem ambitionierten Pfarrer alles Gute für die Zukunft. Auch im Namen der Stadt und Verbandsgemeinde dankte er für seinen Einsatz im Wisserland, bei dem er vielen Menschen auch im übertragenen Sinne "Heimat gegeben" habe. Dem schloss sich auch Sakristan Claus Behner an, der ebenfalls alles Gute für die Zukunft wünschte und hofft, dass die Verbindungen zueinander bestehen bleiben. Da ist sich Snethlage, dem Verbindungen am Herzen liegen ganz sicher. "Ganz bestimmt", lächelt der Pfarrer, der das Wisserland ebenfalls mit einem lachenden und einem weinenden Auge in Kürze in Richtung neue Aufgaben in der Ferne verlassen wird. (KathaBe)
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