Jugendamt der Kreisverwaltung: Von Kitas bis zu Kindeswohlgefährdungen
Die Abteilung „Jugend und Familie“ ist die größte in der Altenkirchener Kreisverwaltung. Sie kümmert sich um 26 Aufgabengebiete. Die Mannschaft unter Chef Mark Schneider sieht sich – wie viele andere Branchen auch – einem Fachkräftemangel gegenüber.
Altenkirchen. Prophet zu sein ist nicht vonnöten. Die Analyse der Gesellschaft macht deutlich: Den Jugendämtern in Deutschland wird über kurz oder lang die Arbeit nicht ausgehen, wahrscheinlich sogar noch verstärkt auf den Tischen der Mitarbeiter landen. Ist die Abteilung „Jugend und Familie“ schon die größte unter dem Dach der Kreisverwaltung Altenkirchen mit sage und schreiben 26 Aufgabengebieten, werden ihr in den nächsten Jahren weitere Themen zur Bearbeitung übertragen. „Wir bekommen die Fachkräftestellen aber gar nicht so schnell besetzt“, blickte Mark Schneider als Abteilungsleiter ein wenig in die Zukunft. Das stimme ihn bedenklich, ergänzte er in der Zusammenkunft des Jugendhilfeausschusses des Kreistages am späten Dienstagnachmittag (19. September). Welchen für die Gesellschaft großen Part die staatliche Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland einnimmt, machten diese Zahlen deutlich: Die Ausgaben stiegen von 19,1 Milliarden Euro im Jahr 2002 auf 62 Milliarden Euro im Jahr 2021. Diese Art der Unterstützung ist nach Familie und Schule die dritte Sozialisationsinstanz zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen. Beim Blick auf das große Ganze merkte Schneider an: „Wir gehen in die Richtung, in die alle Jugendämter gehen. Die Tendenz der Jugendhilfe in Deutschland ist auch im Kreis zu erkennen.“
Über zehn Millionen Euro Elterngeld
Wie schon gute Tradition, erläuterte Björn Heinz (Jugendhilfeplanung) erneut den Entwicklungs- und Jahresbericht 2022 (nur Teile der Jugendamtsarbeit abgebildet), den er gemeinen mit Gabriele Hachenberg (Controlling) ausgearbeitet hatte. Insgesamt, so Heinz, liege der Kreis bei vielen Aspekten über dem Landesdurchschnitt. Ein Auszug (in Klammern die Werte des Jahres 2021): Kosten Vollzeitpflege in Pflegefamilien (Pflegekinder): 2.491.511 Euro (2.146.569 Euro); Pflegekinder: 192 (179); Pflegefamilien: 133 (121); Anzahl Meldungen Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung: 241 (253); Inobhutnahmen: 102 (96); Mitwirkung bei Jugendstrafverfahren: 723 (726); Neue ambulante Maßnahmen (Jugendhilfe in Strafsachen) – Täter-Opfer-Ausgleich: 58 (40), soziale Trainingskurse: 75 (65), Betreuungsweisungen: 17 (24); Summe des bewilligten Elterngeldes: 10.376.305 Euro (10.691.394 Euro); bestehende Beistandschaften für Kinder und Jugendliche am Jahresende: 1192 (1163); Unterhaltsvorschussleistungen: 4.899.070 Euro (4.100.215 Euro), davon Kreisanteil 30 Prozent: 1.469.721 Euro (1.230.065 Euro); Kosten Eltern-Kind-Einrichtungen: 812.089 Euro (622.536 Euro); Zahl Eltern-Kind-Einrichtungen: 20 (28); Kosten stationäre Hilfen: 11.827.407 Euro (10.019.897 Euro); Kosten Eingliederungshilfe Schulbegleitung: 2.020.686 Euro (1.943.986 Euro); Eingliederungshilfe Schulbegleitung (Fälle): 131 (108); Kosten alle Hilfen: 22.640.526 Euro (19.656.879 Euro).
Immense Personalkosten
Das Jugendamt fungiert ebenfalls als Planungsinstanz für die Kindertagesstätten (Kitas) im AK-Land – Plätze: 5488 (5305); Ganztagsplätze: 2798 (2790); Personalkosten: 51.929.269 Euro (47.251.000 Euro), davon Kreisanteil: 21.714.978 Euro (19.918.204 Euro); Personal in Kitas – pädagogisches und Verwaltungspersonal: 1069 (1061); hauswirtschaftliches und technisches Personal: 218 (212); Kinder und tätige Personen in der öffentlichen geförderten Kindertagespflege – Kinder: 157 (196); Personen: 47 (64); durchschnittliche Zahl betreuter Kinder pro tätiger Person: 3,3 (3,1); Aufwendungen der Kindertagespflege – Landkreis: 846.723 Euro (835.013 Euro), Elternbeiträge: 112.464 Euro (118.127 Euro).
Zuschüsse zum Kita-Ausbau
Ohne Widerspruch genehmigte die Zusammenkunft die Übernahme einer halben Stelle Schulsozialarbeit an der Berufsbildenden Schule in Betzdorf-Kirchen durch den Kreis vom Land Rheinland-Pfalz, an dieser BBS werden insgesamt 1,75 Stellen vorgehalten. Das Land hatte mitgeteilt, dass es die Trägerschaft (und somit den finanziellen Zuschuss) nicht fortführt, wenn die aktuelle Stelleninhaberin die Position verlässt. Für den Kreis entstehen bei einem Landeszuschuss in Höhe von 15.300 Euro für eine halbe Stelle Kosten von 20.850 Euro im Jahr. Darüber hinaus sprach sich das Gremium einstimmig für Zuwendungen zu den Baukosten von Kitas aufgrund der Richtlinien (40 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten und nach Abzug der Landesförderung) aus: Stadt Daaden für die Erweiterung der Waldgruppe an der kommunalen Kita Daaden 5141 Euro; Stadt Kirchen für die Erweiterung der kommunalen Kita Kirchen-Herkersdorf 37.000 Euro; Ortsgemeinde Mudersbach für die Erweiterung der kommunalen Kita Mudersbach-Niederschelderhütte 671.400 Euro. Da es sich einmal um eine über- und eine außerplanmäßige Ausgabe handelt, erteilt der Kreisausschuss/Kreistag jeweils das finale Okay. (vh)
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