Simone Solga überzeugte als Kabarettistin in Altenkirchen
Von Wolfgang Rabsch
Helmut Nöllgen konnte sich glücklich schätzen, mit Simone Solga eine der spitzesten Zungen des deutschen Kabaretts nach Altenkirchen verpflichtet zu haben. Wegen ihrer teils harschen Kritik an den aktuellen Zuständen fand sie größtenteils absolute Zustimmung, je nach politischer Couleur und Sympathie blieb manchem aber auch das Lachen im Halse stecken.
Altenkirchen. Doch zunächst der Reihe nach: Helmut Nöllgen, der das Publikum begrüßte, dann nochmals eindringlich um Unterstützung für das neue Kulturzentrum in der Innenstadt von Altenkirchen warb, geriet regelrecht ins Schwärmen, als er das Objekt beschrieb. Die ehemalige Gaststätte "Zur Guten Quelle" in der Wilhelmstraße von Altenkirchen soll ein Schmuckstück werden, mit Gewölbekeller, einem kleinen Innenhof, der von der alten Stadtmauer begrenzt werden und einer Innengestaltung, in der sogar Akrobatik stattfinden kann.
Mit freundlichem Beifall empfangen, betrat schließlich Simone Solga die Bühne im Kultursalon. Schon ihre Begrüßung wies in die Richtung, die ihr Programm beherrschen würde. "Meine sehr geehrten Damen und Herren und alle anderen Geschlechter, ich bedanke mich für den Beifall und empfinde das hier in Altenkirchen als besonderer Art der Willkommenskultur. Ich muss eine Trigger Warnung aussprechen, da vielleicht empfindliche Menschen in ihrem Weltbild gestört werden könnten". In ihrem Programm stellte sich die Kabarettistin als Mitglied der Selbsthilfegruppe "Ich will weg aus Deutschland" vor.
Klare Kante, klare Worte - Politik mal satirisch dargestellt
Hier einige ihrer Kernaussagen: Sie oute sich als Teilzeitveganerin, da sie nur Gemüse zum Fleisch essen würde, die GEZ-Gebühren bezeichnete sie als mediales Schutzgeld. 35 Jahre nach dem Fall der Mauer zog sie ein ernüchterndes Resümee, statt blühender Landschaften hätte man 16 Jahre Merkel bekommen. Olaf Scholz bezeichnete sie als Führungssimulator, er wäre praktisch Angela Merkel, nur ohne Haare. Scholz hätte auch seine Biografie geschrieben, die würde aus drei Seiten bestehen, zwei Deckblätter und eine Inhaltsangabe. Zu Nancy Faeser hatte sie auch eine spezielle Meinung: "Wer von ihr Sicherheit erwartet, der pinkelt auch gegen Elektrozäune". Das Problem in unserer Gesellschaft wäre, dass wir nicht mehr über Probleme reden würden, sondern wie wir über Probleme reden sollen.
Wenn ein Hund am Hinterteil eines anderen Hundes schnüffeln würde, dann hätte er mehr Informationen als das, was in Nachrichten bei den öffentlich-rechtlichen Sendern zu erfahren sei. Ihre beste Freundin hätte sich immer eine Tochter gewünscht, doch sie bekam einen Sohn, den Lenny. Als Lenny älter wurde, fühlte er, dass in seinem Körper eigentlich eine Frau leben würde. Aus Kummer darüber legte er so viel Gewicht zu, dass er auf der Straße um Autogramme gebeten wurde, weil viele ihn für Ricarda Lang hielten. Lenny hätte sich jetzt in Helene umbenannt, ihre Transition wäre abgeschlossen, jetzt müsse nur noch der Vollbart weg. Joe Biden ist für Simone der Beweis, dass es ein Leben nach dem Tod gibt.
Man müsse aber auch über die AfD sprechen, obwohl sie lieber über die CDU reden würde, doch über Tote soll man bekanntlich nicht schlecht reden. Die AfD sei wie ein Mensch, der einen Schlaganfall erlitten hat und seitdem seine rechte Seite nicht mehr kontrollieren könne. Freibäder würden inzwischen vom Faustrecht der Badehose beherrscht. "Neid auf Geld ist geil, aber Neid auf Intelligenz ist kaum vorhanden. Aus dem großen Wort der Wertegemeinschaft ist inzwischen eine Gemeinschaft ohne Werte entstanden", so die Meinung von Simone Solga.
Mit ihrer Ehe mit ihrem Göttergatten Udo ist Simone auch nicht ganz zufrieden, als sie meinte, Essen sei der Sex im Alter, da Essen schöner wäre. Die meisten Studenten, beziehungsweise Studierenden, so korrigierte sich Simone selbst, wären eigentlich die "Heulsusenden" der Republik. In ihren Ohren klingt vegetarische Wurst wie ein Migrationsbeauftragter der AfD. Cem Özdemir käme ja aus der Landwirtschaft, schließlich habe er auch Hanf angebaut und kenne sich da rum beim "Joint" Venture bestens aus.
Letzte Chance für Deutschland
Auch die Politik der Entwicklungshilfe der Bundesregierung bekam ihr Fett ab: "Wir schicken Millionen und Milliarden in die dritte Welt, damit dort Schulen gebaut werden können. Wenn die jungen Menschen dann dort ausgebildet sind, werden sie von uns abgeworben, um in dem gelobten Land als Fachkräfte zu arbeiten". Bevor Simone Solga einen Ausreiseantrag stellt, will sie ihrem Land noch eine letzte Chance geben, darum lobte sie ihre Selbsthilfegruppe, die ihr sehr geholfen habe.
Wie eingangs erwähnt, scheute Simone Solga nicht, Klartext zu reden, natürlich kabarettistisch aufgearbeitet, so dass viele ihrer Aussagen nicht nur mit Beifall, sondern auch mit viel Lachen belohnt worden. Sie entfachte ein politisches Feuerwerk, mit einem Mix aus Frechheit, Intelligenz und schonungslose Offenheit verstand sie es hervorragend, mit Klischees zu spielen, trotzdem nahe an der Realität zu bleiben. Dankbarer Beifall honorierte Simone Solga am Ende ihres rund zweistündigen Auftritts, bei dem auch so manchem im Kultursalon der Spiegel vorgehalten wurde. (Wolfgang Rabsch)
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