Fachmarktzentrum Altenkirchen: Baugenehmigung im Oktober? - Wo einst Gänse badeten
Dort, wo einst die Gänse der Grafen zu Sayn baden durften, erstreckt sich inzwischen ein Trümmerfeld, das dem an gleichem Ort nach dem Zweiten Weltkrieg ähnelt. Nur noch wenige Reste des ehemaligen Rewe-Centers stehen senkrecht, der Großteil des Komplexes ist nach dem Einsatz von Maschinen zu Bauschutt geworden.
Altenkirchen. Weg mit dem Rewe-Center und der alten Heimstatt des Elektrofachmarktes Expert Klein und hin zum neuen Fachmarktzentrum auf dem Altenkirchener Weyerdamm: Beide ehemals dominierenden Gebäude sind fast nur noch Schutt und Asche. Das Gelände erinnert eher (alte Altenkirchener können sich wohl noch erinnern) an die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als das Areal inklusive eines Tümpels mit Häuserresten als Folge des mehrfachen Bombardements der Alliierten Luftstreitkräfte vor allem im März 1945 verfüllt und die ehemalige Badewanne für die Gänse der Grafen zu Sayn zugeschüttet wurde. Das Federvieh gelangte vom Schloss (1586 - 1862) unter anderem durch das „Gänsepförtchen“ ans Wasser und auch wieder auf identischem Weg zurück in die Unterkunft. Noch heute ist der Durchgang durch die Bruchsteinmauer Teil der fußläufigen Verbindung vom Schlossplatz aus in Richtung B 8. Der kleine Teich war im Winter, falls er denn zugefroren war, ein beliebter Treffpunkt für Schlittschuhläufer.
Ein viel genutzter Bereich
Schon vor dem Bau der inzwischen Geschichte gewordenen Konstruktion des Interkaufparks (Eröffnung am 26. Oktober 1978), aus dem in der Folge unter anderem Jumbo und Toom und schließlich Rewe-Center wurde, war der Weyerdamm ein viel genutzter Bereich, der bautechnisch gesehen vom alten Feuerwehrhaus (von 1957 an in Betrieb) geprägt wurde, das schließlich dem zweiten großen Bauvorhaben (zunächst Pro Markt, dann ein Baumarkt) weichen musste. Die Floriansjünger zogen 1995 in ihr neuen Domizil in der Kumpstraße um. Längst vergessen sind die vielen Reitturniere, die unzähligen Schützenfeste, die jährlich wiederkehrenden Tage, an denen am fast tiefsten Punkt der Stadt der Simon-Juda- und der Weihnachtsmarkt ausgerichtet wurden. Teils wurde sogar Vieh angeboten. Auch die Schützengesellschaft war von Umzügen betroffen. In den 1970er-Jahren wanderten Zelt, Vergnügungspark und Vogelschießstand von der linken auf die rechte Seite des Quengelbachs und somit auf den neu angelegten Festplatz. In den 1970er-Jahren erwies sich die Westerwald-Schau, in Zelten organisiert, in den Niederungen mehrmals als Publikumsmagnet. Im Laufe der Zeit wurde die alte Brücke über das kleine Gewässer abgerissen und ein Stückchen weiter „stromaufwärts“ neu gebaut (1989), eine hölzerne Fußgängerquerung ist ebenfalls Geschichte. Zu den „modernen“ Errungenschaften gehört der Parc de Tarbes, der 1984 seiner Bestimmung übergeben wurde und an dessen Start-/Endpunkt der Bürgermeister-Klöckner-Weg den Weyerdamm mit dem Stadtteil Honneroth für Fußgänger verbindet. Er erinnert an Karlheinz Klöckner, der viele Jahre in Personalunion als Stadtbürgermeister und als Bürgermeister der Alt-Verbandsgemeinde Altenkirchen wirkte.
Baugenehmigung Mitte Oktober?
Doch zurück zur Gegenwart: Nach unendlich sich hinziehendem bürokratischen Vorgeplänkel könnte der Investor des Fachmarktzentrums, die Unternehmensgruppe Widerker aus Stuttgart und bereits Eigentürmer der beiden abgerissenen Gebäude, Mitte Oktober mit der Baugenehmigung, die die Kreisverwaltung Altenkirchen erteilen muss, rechnen, wie Stadtbürgermeister Ralf Lindenpütz darstellte. „Beide Seiten sind in einem regen Austausch“, ergänzte er. Der Bauherr sei entspannt, es gebe keine Irrungen mehr zwischen beiden Seiten. „Der Abriss geht gut voran“, bald werde geprüft, ob die Sperrung des Dammweges aufgehoben werden könne. Sie war verhängt worden, um Gefährdungen von Straßenverkehrsteilnehmern und Fußgängern bei den Abbrucharbeiten auszuschließen. Noch einmal zurück zur Bruchsteinmauer als Parallele zur Bundesstraße: Die evangelische Kirchengemeinde Altenkirchen teilte der Stadtverwaltung mit, dass sie beabsichtige, das stützende Element, das nach dem Zweiten Weltkrieg aus Originalsteinen der Stadtmauer errichtet worden war, sanieren zu lassen. Nach Mitteilung könnten Kosten in Höhe von rund 40.000 Euro unter dem Strich stehen, so dass der Besitzer die Kommune bat, ihm mit rund 20.000 Euro (50 Prozent der Kosten) unter die Arme zu greifen. Das Projekt soll im kommenden Jahr realisiert werden, so dass die Stadt im Haushalt für 2024 diesen Betrag bereitstellen könnte. Letztendlich wird der Stadtrat in seiner Sitzung am 11. Oktober sich final mit diesem Sachverhalt befassen. (vh)
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