VG Altenkirchen-Flammersfeld: Ausschuss zeigt Alternativen zu B-8-Umgehungen auf
So recht kann sich kaum jemand mit den geplanten Ortsumgehungen im Zuge der B 8 bei Helmenzen, Weyerbusch und Kircheib anfreunden. Da ist zum einen die Bürgerinitiative, die sehr stark mobil gegen die Vorhaben macht, aber auch Kommunen ist das Projekt ein Dorn im Auge.
Altenkirchen. Die Liste der Gegner aus dem kommunalen Bereich gegen die geplanten Ortsumgehungen im Verlauf der B 8 ist bekannt. Zu den „Ablehnern“ zählen die Stadt Altenkirchen sowie Kircheib, Weyerbusch, Hasselbach, Werkhausen, Oberirsen als auch Helmenzen. Der Umwelt- und Bauausschuss des Verbandsgemeinderates Altenkirchen-Flammersfeld vermied es in seiner Sitzung am späten Donnerstagnachmittag (28. September), zu 100 Prozent in dieses Fahrwasser einzuschwenken. „Die Verbandsgemeinde spricht sich dafür aus, dass anstelle des Baus der Ortsumgehungen entlang der Bundesstraße 8 auf dem Gebiet der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld folgende Alternativmaßnahmen zur
Ausführung kommen: dreispuriger Ausbau der bestehenden Trasse an weiteren Stellen, Bau einer neuen Verbindungsstraße zwischen der neuen Kurve in Hasselbach entlang der Ortslage von Weyerbusch bis zur L 276 Richtung Flammersfeld, Verbesserungen der bestehenden Trasse im Bestand (Ausbau von Fuß- und Radwegen auch zwischen den Ortslagen zur Stärkung des Alltagsradverkehrs), Bau weiterer Kreisverkehrsanlagen, stationäre Geschwindigkeitskontrollen in den Ortschaften, Optimierung und Erweiterung der Fußgängerüberwege, Optimierung der Auf- und Abfahrten auf die B 8 sowie die Entschärfung der Kurve im Bereich Helmenzen“, lautete der Beschluss, der einstimmig mit elf Ja-Stimmen und zwei Enthaltungen protokolliert wurde. Die finale Entscheidung liegt in Händen des VG-Rates, der am 12. Oktober zu seiner nächsten Sitzung zusammenkommt. Abgelehnt worden war zuvor (zwei Ja-, neun Nein-Stimmen, zwei Enthaltungen) der Antrag der Fraktion der Bündnisgrünen, den Wortlaut mit dem Satz „Die Verbandsgemeinde spricht sich gegen die Errichtung der Ortsumgehungen auf dem Gebiet der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld aus“ zu ergänzen. Zugleich wurde Bürgermeister Fred Jüngerich beauftragt, die Verkehrsministerien des Bundes und des Landes Rheinland-Pfalz über den Beschluss zu informieren. Die Umfahrungen von Kircheib und Weyerbusch-Hasselbach sind in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes 2030 eingestellt. Die gesamte Planung hat zum Ziel, die Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Ost-West-Trasse (B 8/B 414/B 255) zwischen dem Autobahnende in Hennef (A 560) und der Autobahnanschlussstelle der A 45 bei Herborn zu erhöhen.
„Auch unsere Meinung äußern“
„Mein Wunsch ist es, wenn schon alle ihre Meinung nach außen tragen, dass wir auch unsere Meinung äußern“, nannte Jüngerich den Grund, warum das Thema erneut nach einem ersten Aufruf im Umwelt- und Bauausschuss (15. Juni) auf der Tagesordnung platziert worden war. Er sehe mit dem Wortlaut nicht, dass „wir die Ortsumgehungen zerschlagen“. Die Alternative sei, das ganze eine Nummer kleiner zu machen und auf mehrere Sparten zu verteilen. Er suche einen Mittelweg, eine „Meinung, die wir haben, zu formulieren“. Dagmar Hassel (CDU) pflichtete Jüngerich bei und sprach von „Alternativmaßnahmen, die ich für überprüfenswert halte. Allein durch eine neue Anbindung der L 276 holen wir rund 1500 Fahrzeuge pro Tag aus Weyerbusch raus.“ Jürgen Salowsky (Bündnisgrüne) verteidigte den Antrag auf Änderung des Beschlussvorschlags: „Ich würde gerne mit dem Verbandsgemeinderat die Beschlüsse der Ortsgemeinden unterstützen. ,Wir wollen diese Umgehungen nicht’ muss in den Beschluss rein.“ Walter Wentzien (FWG) äußerte die Befürchtung, dass „wenn wir das streichen lassen, das für immer weg ist. Es gilt, nicht die Tür zuzuschlagen und damit Ende!“ Die Verbandsgemeinde müsse die Ortsgemeinden unterstützen. Es dürfe nichts Halbherziges formuliert werden, betonte Kevin Lenz (Bündnisgrüne), der auch dritter Beigeordneter der Verbandsgemeinde ist. Nicht außer Acht gelassen werden darf bei allem Pro und Contra das Nadelöhr in Uckerath. Nach Aussaage von Jüngerich habe die Stadt Hennef noch keine Umweltverträglichkeitsprüfung in Auftrag gegeben (Hennef hat unter anderem die Aufgaben zu erledigen, die in Rheinland-Pfalz dem LBM anvertraut sind). Und bekanntermaßen ist klar: Wenn Uckerath nicht umfahren werden kann, machen die drei Bypässe im AK-Land erst recht keinen Sinn.
Wie groß ist der Zeitgewinn?
Der Tenor in den Räten stützt sich auf die Annahme, wonach der zu erwartende Zeitgewinn von Altenkirchen bis Kircheib in keinerlei Verhältnis zu dem baulichen Eingriff in die Natur steht. Weiterhin müssten die innerörtlich an der B 8 gelegenen Betriebe und Geschäfte einen merklichen Umsatzverlust hinnehmen. Der genaue Zeitgewinn kann der Projektbeschreibung des Bundes nicht entnommen und auch nicht aus den vorliegenden Daten berechnet werden. Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) verweist bei der Frage nach der Zeitersparnis ebenfalls auf den Bund. Unter der Annahme, dass ein Pkw die Umgehungsstrecken von insgesamt 9,1 Kilometer Länge mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h und die Ortsdurchfahrten mit einer Länge von 7,5 Kilometer mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h durchfährt, ergibt sich bei dieser vereinfachten Betrachtung eine Zeitersparnis von dreieinhalb Minuten. Im Fall der Realisierung der Maßnahme, so errechnete die Bürgerinitiative, würden ca. 120 Hektar (rund 140 Fußballfelder) an Bodenfläche in Anspruch genommen. Hierdurch entstünde zudem eine großflächige Zerstörung des Landschaftsbildes.
Deutliche Steigerung des Verkehrs bis 2035
Es liegen Berechnungen über die Verkehrsentwicklung für das Jahr 2035 auf Basis der Werte für 2018 vor (erste Zahl Pkw, zweite Zahl Schwerlastverkehr, in Klammern Prognose) - B 8 Landesgrenze: 11.800/1080 (15.400/1640); Ortsdurchfahrt Kircheib 10.000/1090 (12.800/1560); Rettersen 9600/1050 (12.000/1520); Ortsdurchfahrt Hasselbach 9800/1160 (12.200/1630); Ortsdurchfahrt Weyerbusch 12.700/1210 (14.800/1720); Birnbach 10.300/1010 (11.200/1380); Helmenzen 14.300/1140 (14.900/1500). Unter dem Strich wurden in der Sitzungsvorlage Argumente Für und Wider der Ortsumgehungen zusammengefasst – Vorteile: Minderung der Lärmbelästigung, mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer, flüssigerer Verkehr mit Zeitersparnis; Nachteile: Kreisverkehr in Weyerbusch (bessere Einfädelung in die B 8), Eingriff in den Wasserhaushalt, große Flächenversiegelung, Wegfall von land- und forstwirtschaftlichen Flächen, Umsatzeinbruch der Gewerbebetriebe, größeres Verkehrsaufkommen auf den Bundesstraßen wegen höherer Leistungsfähigkeit, enormer Kostenaufwand der Maßnahmen.
Plan: Kipki-Geld für energetische Schulsanierung
Ohne Widerspruch bestimmte die Zusammenkunft, dass die Fördermittel aus dem kommunalen Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation (Kipki) in Höhe von 1.030.078 Euro zur energetischen Sanierung der Raiffeisen-Grundschule in Flammersfeld dienen sollen. Ein zweiter angedachter Verwendungszweck, der Bau einer Fotovoltaik-Freiflächenanlage, soll in erster Linie über die noch zu gründende Energieerzeugungsgesellschaft abgewickelt werden, da es als Kipki-Projekt Probleme mit dem EU-Beihilferecht und Fristen geben könnte. Projekte, die mit Zuschüssen aus dem Kipki gefördert werden, müssen bis zum 30. Juni 2026 umgesetzt sein. Um den Raumbedarf an der Erich-Kästner-Grundschule in Altenkirchen zu decken, liefert die Firma FAGSI Vertriebs- und Vermietungs-GmbH aus Morsbach eine Containeranlage, die aus vier Einheiten besteht. Die Ausgaben in Höhe von 87.930 Euro wurden einstimmig gebilligt. Die Kostenschätzung hatte bei 119.000 Euro gelegen. (vh)
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