Senioren-Leichtathlet Friedhelm Adorf reich beschenkt: EM-Medaillen und Rekord
Die Frage ist erlaubt im Rückblick: Welches Geschenk zum 80. Geburtstag war für Senioren-Leichtathlet Friedhelm Adorf das schönste während den EM-Tagen im italienischen Pescara? Die Antwort fällt dem Sprinter aus Heupelzen nicht gerade leicht.
Pescara/Heupelzen. Nun ist sie schon wieder Vergangenheit, die Leichtathletik-EM der Senioren in Pescara (Italien). Und Friedhelm Adorf aus Heupelzen ist sich nicht ganz sicher, was denn aus seiner Sicht und für ihn ganz persönlich das absolute Highlight war. Denn Höhepunkte waren für den Sprinter, der in Deutschland für die LG Rhein-Wied startet (Adorfs Heimatverein ist die ASG Altenkirchen), üppig gesät. So hatte er sich das sportliche Abschneiden zunächst einmal gar nicht vorgestellt, „eine Medaille“ als Ziel ausgegeben. Schließlich kehrt er mit „Übergepäck“ in die Heimat zurück. Denn vier Edelmetallplaketten wiegen bekanntlich mehr als nur eine. Der inzwischen 80-Jährige eilte in der Klasse M 75 (maßgebend für die Einteilung war der erste Wettkampftag vor Ort) über 100 Meter in 14,99 Sekunden überraschend zu Bronze und das gegen teils viel jüngere Kontrahenten. Zu diesem dritten Platz gesellten sich weitere drei Silbermedaillen, die bewiesen, dass Adorf ein richtiger „Staffelfachmann“ ist: über 4x100-, über 4x400- und mit der 4x400-Meter-Mixed-Staffel. Diese Ausbeute belohnte den trainingsfleißigen Akteur zwar über alle Maßen, aber was für ihn womöglich noch wichtiger war, war die erfolgreich beendete Jagd nach einem Rekord auf kontinentaler Ebene. Über 400 Meter steigerte er als inzwischen 80-Jähriger (der Geburtstag wurde am 25. September gefeiert) die europäische Bestmarke der Klasse M 80 im Semifinale auf 1:13,97 Minuten. Im Endlauf blieb Adorf in 1:16,45 Minuten dann ein wenig hinter diesem Bravourstück zurück und erreichte als Sechster das Ziel. Diese Position nahm er auch im 200-Meter-Finale in 31,21 Sekunden ein. „Der 26. September war schon ein harter Tag, der Zeitplan war nämlich eine Katastrophe“, blickt Adorf zurück, „denn neben der Staffelentscheidung über 4x100 Meter musste ich auch noch Halbfinale und Finale über 400 Meter laufen.“ Eigentlich hätte er nur den Deutschen Rekord knacken wollen, deswegen habe er im Halbfinale „richtig Gas“ gegeben, dennoch hätten „zwei Prozent“ seiner Leistungsfähigkeit gefehlt. Schließlich habe es ein wenig gedauert, bis die Zeit als Europarekord bestätigt worden sei. So sprach Adorf „von seinem schönsten Geschenk. Und mit der Einzelmedaille über 100 Meter habe ich gar nicht gerechnet“.
Als ihm Sohn Dirk auf einem Velo entgegenkam
Dass am Tag nach dem Jubelfest alles so perfekt geklappt hatte, konnte Adorf auch auf den Umstand zurückführen, dass sich die Feierlichkeiten im Rahmen gehalten hatten. „Wir waren mit ein paar Kollegen in einem Restaurant essen, nur einer hat ein Bier getrunken, die anderen sind alle bei Wasser geblieben“, nennt er den Grund, warum sich kein Kater breit machen konnte. Selbst die unzähligen Glückwünsche, die ihn mündlich als auch auf elektronischem Weg überfluteten, kratzten nicht an Adorfs optimaler Form, die ihm sein Trainer Reiner Falk (Troisdorfer LG) schon vor der Abreise bescheinigt hatte. Zu allem Glück traf er dann überraschenderweise noch seinen Sohn Dirk, der in Pescaras Fußgängerzone urplötzlich mit dem Fahrrad einen Tag vor dem Geburtstag auf ihn zukam und der schließlich drei Tage mit seinen Eltern (Mutter Eleonore ist bei allen sportlichen Aktivitäten ihres Mannes an dessen Seite) verbrachte. „Da hatte ich einen Herzaussetzer“, erinnert sich Adorf an den besonderen Moment und an die Begegnung, mit der er absolut nicht gerechnet hatte. Auch das sei wieder optimal gewesen, „besser hätte es nicht laufen können.“
Training wird reduziert
Wieder in heimischen Breiten angekommen, wird Adorf etwas kürzen, sprich das Training auf zweimal in der Woche reduzieren. „Die Saison ist zu Ende, ich werde ich es piano angehen lassen“, steckt er sein Programm für die nächsten Wochen ab, ehe die intensivere Vorbereitung auf die Hallensaison beginnt. Und das nächste Jahr hält wieder zwei Topereignisse für den nun immer als M-80er startenden Westerwälder bereit. Die Europameisterschaft in der Halle wird Adorf vom 17. bis 23. März ins polnische Torun, wo er schon mehrfach an den Start gegangen ist, und vom 13. bis 25. August nach Göteborg (Schweden) führen, wo die interkontinentalen Meisterschaften unter freiem Himmel entschieden werden. Voraussetzung ist natürlich, dass er gesund bleibt und das linke Knie, das hin und wieder schmerzt, keine Zicken mehr macht. „Ich habe es beim Einlaufen vor dem letzten Staffelwettbewerb wieder gespürt und das im Wechsel mit dem rechten. Dann hatte sich wahrscheinlich vor dem Start so viel Adrenalin in mir, dass ich nichts mehr gemerkt habe“, lautet Adorfs abschließendes medizinisches Bulletin. Die reduzierte Übungszeit bietet also die Möglichkeit, der Zipperlein-Problematik auf den Grund zu gehen, um die nächsten Auftritte schmerzfrei in Angriff nehmen zu können. (vh)
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