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Nachricht vom 04.10.2023    

Peterslahrer Eisenbahntunnel: Offizielle Freigabe nach kompletter Sanierung

Wie so ein altes Gemäuer doch fein herausgeputzt werden kann: Durch den Peterslahrer Eisenbahntunnel werden nach der Sanierung weiterhin keine Züge fahren. Vielmehr ist er nun ein Schmuckstück, das Radfahrer und Fußgänger gewiss gerne passieren – auch, weil es in der Region wenig Vergleichbares gibt.

Dr. Peter Enders, Daniela Schmitt und Fred Jüngerich (von links) durchschnitten das obligatorische Band bei der offiziellen Freigabe des sanierten Peterslahrer Eisenbahntunnels. (Foto: vh)

Peterslahr. Beinahe auf den Tag genau 111 Jahre her ist die Eröffnung des Peterslahrer Eisenbahntunnels (1. Oktober 1912). Im neuen Outfit sich präsentierend, stellt er nun ein Highlight für Radfahrer und Fußgänger dar. Just dort, wo die Wied die Hälfte ihres Weges von der Quelle (bei Linden) bis zur Mündung in den Rhein bei Neuwied-Irlich hinter sich gebracht hat, wie zwei Wegweiser am Eingang des Bauwerks (Peterslahrer Seite) zeigen. In beide Richtungen ist die Entfernung bis zum Ursprung und bis zum "Exitus" jeweils mit 54,5 Kilometern angegeben. Nach dem Abschluss der Sanierung wurde die „Unterführung“ am späten Mittwochnachmittag (4. Oktober) eingeweiht. Daniela Schmitt, rheinland-pfälzische Ministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, Fred Jüngerich als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld und Landrat Dr. Peter Enders zerschnitten das obligatorische Band und machten im Kreise von Vertretern des Landesbetriebs Mobilität (LBM) Koblenz, weiterer Behörden und Kommunalpolitikern sowie Zaungästen den Weg offiziell frei. Die Sanierungsarbeiten hatten rund vier Monate gedauert und ebenfalls die Reinigung und Wiederherstellung der Natursteinportale umfasst. Zudem wurden im Tunnel beidseitig Drainagen zur Ableitung des nach innen drückenden Wassers verlegt. Das Ziegelsteinmauerwerk der Wände wurde mit Hochdruck gereinigt, einzelne Fugen und Steine erneuert und abschließend ein wasserabweisender Überzug (Hydroborierung) aufgebracht. Der Scheitel wurde mit einer zweischichtigen Spritzbetonschale saniert. Zur besseren Stabilisierung erhielt das Gewölbe Bewehrungsmatten. Die Beleuchtung besteht nun aus leistungsfähigen LED-Lampen, die nicht dauernd leuchten, sondern jeweils per Knopfdruck an den Portalen zum Leben erweckt werden können. Die Fahrbahn wurde auf einer Breite von rund drei Metern asphaltiert.

Neue Impulse für die Region
„Gerade für die kommunalen Radwege wollen wir unsere Unterstützung leisten. Ein gut ausgebautes und verkehrssicheres Radwegenetz schafft neue Impulse für die Region. Der Ausbau des Rad- und Gehwegs sowie des Tunnels in der Gemeinde Peterslahr ist insbesondere für den alltäglichen Radverkehr zwischen den Ortschaften Oberlahr, Burglahr und Peterslahr nach Neustadt von großer Bedeutung. Ein gutes Radverkehrsnetz macht die Region für Bürgerinnen und Bürger sowie unsere touristischen Gäste attraktiver. Jeder in die Radwege investierte Euro zahlt sich somit gleich mehrfach aus“, sagte Schmitt und stellte fest: „Es ist wichtig, dass wir Radverkehr in vielerlei Hinsicht betrachten.“ Die Strecke sei eine wichtige Verbindung, „wenn wir an die Nahversorgung denken, wenn wir an die Schulen denken, wenn wir auch an Arztpraxen denken, und ganz, ganz wichtig ist der Weg zum Arbeitsplatz“. Jüngerich betonte, dass die Sanierung des Tunnels sowohl für den Alltagsradverkehr als auch für die touristische Erschließung der Region von großer Bedeutung sei. „Besonders Fahrräder sind wichtiger Teil unserer Mobilität der Zukunft und dabei ein zuverlässiges Transportmittel für Menschen auch in ländlichen Räumen. Und ich bin froh, dass mit dem Peterslahrer Tunnel den Radfahrern die Möglichkeit gegeben wurde, auf dem überregionalen Wied-Radweg nicht mehr den gefährlichen Bereich der L 269 passieren zu müssen“, ergänzte er. Darüber hinaus ermögliche der Tunnel Radfahrern, nahezu ohne Steigung den Streckenabschnitt bei Peterslahr zu befahren. Das Gesamtarrangement sei ein touristisches Highlight. Zudem werde die Westerwälder Eisenbahngeschichte ein Stück erlebbarer gemacht. Enders bedankte sich für die „Unterstützung von Bund und Land“. Er freue sich als Bürger dieser Verbandsgemeinde, dass „wir diesen Tunnel jetzt restauriert haben“. In einem kurzen Vortrag tauchten Christoph Eul vom Planungsbüro Eul und Michael Volkwein („Der Tunnel ist wirklich ein Schmuckstück“) vom nationalen Geopark Westerwald-Lahn-Taunus darüber hinaus noch in die Eisenbahngeschichte der Region ein. Albert Schäfer, Heimatforscher aus Willroth, war wohl der einzige Gast, der sich noch an zwei Fahrten mit Personenzügen durch die unterirdische Passage erinnern konnte. Die letzte sei wohl im Februar 1945 gewesen, berichtete er und merkte im Hinblick auf etwaige Recherchen an, dass die Quellenlage zu der Eisenbahnstrecke gut sei. Während Schäfers erklärenden Worten passierten immerhin schon einmal vier Pedaleure das auf Vordermann getrimmte Bauwerk, das in massiven Fels getrieben worden war.



Förderung knapp 453.900 Euro
Einen großen Dank richtete Jüngerich an den Bund, das Land sowie den LBM für die Förderung mit insgesamt 453.872 Euro aus dem Sonderprogramm „Stadt und Land“ des Bundes und einen weiteren an Enders, da sich auch der Landkreis Altenkirchen mit 10.000 Euro an den Kosten beteiligte. „Ohne diese Mittel hätte unsere Verbandsgemeinde die Tunnelsanierung nicht finanzieren können“, wusste er. Auf Grundlage der Kostenschätzung wurde zunächst die Genehmigung einer Förderung in Höhe von 392.729 Euro ausgesprochen. Während der Umsetzung stiegen die Kosten letztendlich auf rund 605.200 Euro, so dass eine Aufstockung der finanziellen Unterstützung beantragt wurde. Bei einem Fördersatz von 75 Prozent wurden unter dem Strich 453.900 Euro überwiesen. Auf die VG entfiel ein Eigenanteil von 151.300 Euro, der durch die 10.000 Euro vom Kreis sich noch ein wenig verringerte.

150 geladene Gäste im Zug
Der Peterslahrer Tunnel, seit Mai 2009 beleuchtet, ist 156 Meter lang, steht nicht unter Denkmalschutz und war Teil der Bahnlinie zwischen Linz und Flammersfeld/Altenkirchen, die am 1. Oktober 1912 in Betrieb gegangen war (Eröffnungszug mit 150 geladenen Gästen von Altenkirchen nach Linz am 30. September 1912). Im Zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche Brücken im Verlauf der eingleisigen Strecke von sich zurückziehenden deutschen Truppen gesprengt, ein erstes Teilstück zwischen Linz und Vettelschoß im Juli 1945 wieder in Betrieb genommen. Bis Flammersfeld aber verkehrte aufgrund fehlenden Geldes für die Reparatur kein Zug mehr. 1957 wurden die Schienen zwischen Mettelshahn (heutiger Ortsteil von Neustadt) und Flammersfeld demontiert. Die Trasse ist nach wie vor zwischen Peterslahr und Neustadt an einigen Stellen noch zu erkennen. Der Tunnel ist auch Teil des Westerwaldsteigs, des Wied-Radweges und gehört seit 2021 der VG, die ihn für 5000 Euro erstand. Darüber hinaus ist er in den neuen Radweg „Raiffeisen-Runde“ (vor wenigen Tagen offiziell eröffnet) integriert, die etwa 23 Kilometer lang ist und 317 Höhenmeter aufweist. Sie wird als mittelschwer bezeichnet, führt zum Teil auch durch die Verbandsgemeinde Asbach und ist in der neuen Broschüre des Westerwald Touristik Service „Radfahren im Westerwald“ als eine von 41 Routen beschrieben. Das Radverkehrsnetz in Rheinland-Pfalz umfasst rund 16.000 Kilometer, davon rund 1944 Kilometer unselbstständige Radwege an Bundes-, Landes- und Kreisstraßen. (vh)


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