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Nachricht vom 09.10.2023    

Kreisausschuss: Kampf dem Fachkräftemangel und bleibende Sorgen um Kliniken

Der Fachkräftemangel bereitet auch heimischen Unternehmen immer größere Sorgen. Kluge Köpfe suchen nach Strategien, um die personellen Lücken in den Firmen zu schließen. Die Wirtschaftsförderung Kreis Altenkirchen hat ein Fachkräfteportal im weltweiten Netz ins Leben gerufen und benötigt nun Geld, um die Initiative so richtig publik zu machen.

Auch im Handwerk fehlen an allen Ecken und Enden Fachkräfte wie in der Sparte Holzverarbeitung beispielsweise. (Foto: Archiv AK-Kurier)

Kreis Altenkirchen. Keine Branche wird verschont: So stellt sich der Fachkräftemangel, über den seit vielen Monaten und Jahren Unternehmen auch im Kreis Altenkirchen klagen, dar. Gefragt sind innovative Lösungen, wobei die allein selig machende sich noch nicht abzeichnet. Laut Wirtschaftsförderung Kreis Altenkirchen, so erfuhr der Kreisausschuss der Kreistages in seiner jüngsten Zusammenkunft am späten Montagnachmittag (9. Oktober), fehlten im AK-Land im zurückliegenden Jahr zwischen 484 und 823 qualifizierte Männer und Frauen, der volkswirtschaftliche Schaden soll nach In-Haus-Berechnungen auf Basis der Einwohnerzahlen und des Bruttoinlandsprodukts (wie bei Kopfzahlen auch) zwischen 90 und 150 Millionen Euro betragen haben. Per Fachkräfteportal (www.fachkraefte-ak.de), von der lokalen Wirtschaftsförderung ins Leben gerufen, soll dem personellen Mangel in Firmen vor Ort abgeholfen werden. Logisch, dass zunächst für das Projekt kräftig die Werbetrommel gerührt werden muss, wie der Leiter der Wirtschaftsförderung, Lars Kober, und Fides Lang aus dessen Abteilung aufzeigten. Für die Haushaltsjahre 2023 (Finanzierung durch Minderausgaben), 2024 und 2025 sind Ausgaben in Höhe von zusammen 188.219 Euro angesetzt (für 2024 und 2025 bislang Veranschlagungen im jeweiligen Haushalt). Parallel wurde der Antrag auf Förderung aus dem LEADER-Geldbeutel gestellt (im besten Fall bis zu 75 Prozent der förderfähigen Kosten), die, auf den gesamten Zeitraum gesehen, 122.342 Euro (schlecht gerechnet mit 65 Prozent) ausmachen, so dass der Kreis 65.877 Euro selbst beisteuern muss. Das befand das Gremium einstimmig für gut – immer unter der Voraussetzung, dass LEADER die Unterstützung gewährt.

Eine Vermittlungsplattform
Zum Hintergrund: Inwieweit die Rekrutierung erforderlichen Personals aus anderen Regionen Deutschlands gelingt, darf getrost in Frage gestellt werden. Deswegen ist es das Ziel der Wirtschaftsförderung, Unternehmen aus dem Kreis den Zugang zu Fachkräften aus Drittstaaten (Nicht-EU-Ausland) zu erleichtern. Dafür wurde, so beschrieb die Beschlussvorlage, das Fachkräfteportal initiiert. Die Homepage, seit einigen Wochen online, erfüllt im Kern den Zweck einer Vermittlungsplattform, die Personaldienstleister, die sich auf die Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland spezialisiert haben, und Unternehmen aus dem Kreis zusammenbringt. Die Firmen können zunächst anonym und kostenlos ihren Personalbedarf ins Portal einstellen. Ein Algorithmus prüft, welche Personaldienstleister die Anfrage bedienen können. Im weiteren Verlauf sollen Unternehmen und Personaldienstleister kommunizieren, und am Ende des Verfahrens steht die Beauftragung eines Personaldienstleisters, der die Fachkräfte für das Unternehmen aus dem Ausland rekrutiert. Die Wirtschaftsförderung hat dabei keinen Einfluss auf die preisliche Gestaltung des Rekrutierungsprozesses. Allerdings erhalten die Unternehmen von dem jeweiligen Personaldienstleister einen Rabatt, falls es zu einem Vertragsabschluss kommt.

13 Personaldienstleister schon im Boot
Sowohl für die Unternehmen als auch für die Personaldienstleister ist die Nutzung des Portals kostenlos. Bereits 13 Personaldienstleister, die 13 Branchen ins Portfolio einbringen, haben, wie in den Ausführungen erwähnt wurde, jeweils einen Kooperationsvertrag mit dem Landkreis Altenkirchen abgeschlossen. Pro Branche stehen mindestens fünf Personaldienstleister zur Auswahl, in den Sparten Gesundheit es es schon 12, in der IT bereits 10. Nun gilt es, die Unternehmen mit einer Marketingkampagne auf dieses Angebot hinzuweisen, die die Wirtschaftsförderung bereits konzipiert hat, die mit LEADER-Mitteln kofinanziert werden soll. Die Förderquote liegt bei mindestens 65, im Idealfall bei 75 Prozent. Der Antrag ist bereits fertiggestellt, jedoch noch nicht eingereicht. Damit dieser von der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Westerwald-Sieg positiv beschieden werden kann, ist es zwingend erforderlich, die Finanzierung des Vorhabens nachzuweisen. Aufgrund Budgeteinsparungen im laufenden Jahr könnten die im Jahr 2023 noch anfallenden Aufwendungen bestritten werden. Die finanziellen Mittel für die Jahre 2024 und 2025 sollen in den beiden Haushaltsplänen veranschlagt werden. Die Wirtschaftsförderung möchte für zwei Jahre Social Media intensiv bespielen, regionale Print- und Online-Medien einbeziehen, Großflächenwerbung an extrem befahrenen Straßen lancieren oder Omnibusse der Westerwaldbus, mit PR-Folien beklebt, durchs Land rollen lassen. Bestes Beispiel für ein Unternehmen, das versucht, Menschen aus dem Ausland in Brot und Arbeit zu bringen, ist Karl Georg GmbH (Ingelbach-Bahnhof). Drei junge Leute aus Ruanda haben jeweils ihre Ausbildung beim Kranrollenhersteller begonnen.

Teilnehmer an neuem Facharbeitskreis benennen
Für den Facharbeitskreis „Gesundheit“, in der jüngsten Sitzung des Kreistags zunächst als Antrag auf Gründung eines „Gesundheitsausschusses“ (unter dem Dach des Kreistages) von der FDP-Fraktion eingebracht und nach Diskussion sowie Abstimmung zu einem deutlich tiefer positionierten Gremium mutiert, sollen, so die Anregung von Landrat Dr. Peter Enders, bis zur nächsten Zusammenkunft des Kreisausschusses von den großen Fraktionen (CDU, SPD, Bündnisgrüne) jeweils zwei und von den kleinen (FDP, Die Linke, FWG und AfD) jeweils ein mögliches Mitglied benannt werden. „Fachlichkeit vor Farbe“ soll das Credo für die Zusammensetzung lauten. „Er soll breit aufgestellt sein. Wir haben auch fachkundige, qualifizierte Bürger“, meinte Udo Piske (FDP). „Wir könnten kundige Menschen einladen, die zu speziellen Themen wie Ärztemangel oder Pflege dazukommen“, sah sich Anna Neuhof (Bündnisgrüne) auf einer Wellenlänge mit Piske. Bernd Becker (SPD) wollte zunächst geklärt wissen, „was bis zur Kommunalwahl im nächsten Jahr und was danach passiert“. Enders sah den „Facharbeitskreis eher in der zweiten Reihe und langfristig strategisch ausgerichtet. Er kann besser unabhängig von der Geschäftsordnung agieren“. Nicht ausgespart wollte Becker das Thema der Krankenhäuser in Altenkirchen, Kirchen und Hachenburg wissen, nachdem die gemeinnützige Krankenhausgesellschaft mbH Rheinland-Pfalz die Insolvenz in Eigenverantwortung für das Trio (und zwei weitere) in die Wege geleitet hat. Viele seien an der Meinung der kommunalen Familie zu diesem Sachverhalt interessiert. Dr. Josef Rosenbauer (CDU) merkte an, dass „wir für die Krankenhäuser nicht zuständig sind. Das Land hat sich noch nicht geäußert“. Enders berichtete, er sei in ständigem und engem Austausch mit dem rheinland-pfälzischen Gesundheitsminister Clemens Hoch. Erste Ansätze zu einer Lösung seien bei ihm auf „null Akzeptanz“ gestoßen. Er wisse von einem enormen Druck, der auf den Mitarbeitern laste. Ein erstes Info-Treffen zwischen Sanierer und Angestellten sei nicht zustande gekommen. Täglich erreichten ihn besorgte, teils auch unsachlich formulierte Mails, fast täglich führe er Gespräche mit „verunsicherten Leuten. Der Landrat und beispielsweise auch die Bürgermeister der Verbandsgemeinden haben null Entscheidungskompetenz“, drückte er sich in aller Deutlichkeit erneut aus und erwähnte noch einmal das Jahr 2003, in dem die Hospitäler, einst in der Zuständigkeit des Kreises, per Erbbaupachtvertrag dem DRK übertragen worden waren. Außerdem hätten Rosenbauer und er vor rund 20 Jahren sich ein solches Szenario schon einmal vorgestellt.



Projektsteckbrief für „Grubenwelten“ entwickeln
Einstimmig wurde die Regionalentwicklung beauftragt, bis zum 15. November einen Projektsteckbrief für ein Marketing- und Inszenierungskonzept zum Thema „Bergbau und Industriekultur“ bei der LEADER-LAG einzureichen und die erforderlichen Mittel im Haushalt 2024 einplanen zu lassen. Das eigentliche Konzept soll im nächsten Jahr erstellt werden. „Bergbau und Industriekultur“ sind, wie die Vorlage darstellte, ein prägendes und identitätsstiftendes Merkmal des Landkreises Altenkirchen und der LEADER-Region Westerwald-Sieg. Zwar bestehen bereits diverse freizeittouristische Angebote in diesem Bereich, das vorhandene Potenzial wird jedoch weder hinsichtlich Qualität noch Quantität ausreichend genutzt. Ein Konzept soll deshalb die Bedarfe und Möglichkeiten zum Ausbau des Themas analysieren und Möglichkeiten aufzeigen, wie eine weitere Inszenierung und touristische Aufbereitung des Themas erfolgen kann. Ziel ist eine kreisweite, abgestimmte Entwicklung des Themas „Grubenwelten“ unter Berücksichtigung aktueller Trends und Anforderungen von Gästen sowie der Möglichkeiten lokaler Wertschöpfungsketten und -effekte.

Okay zu Zuwendungen für Kita-Baukosten
Nichts zu mäkeln hatte der Kreisausschuss an Zuwendungen zu Baukosten von Kitas, die als eine über- und eine außerplanmäßige Ausgabe erfolgen müssen: Empfänger sind die Stadt Daaden für die Erweiterung der Waldgruppe an der kommunalen Kita Daaden (5141 Euro) und die Stadt Kirchen für die Erweiterung der kommunalen Kita Kirchen-Herkersdorf, die insgesamt 608.000 Euro kostet (zuwendungsfähig 598.000 Euro), so dass auf den Kreis 162.800 Euro entfallen, wovon 37.800 Euro als überplanmäßig verbucht werden müssen. Den partiellen Neuaufbau der passiven Dateninfrastruktur am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Betzdorf unter dem Stichwort „Digitalisierung der Schulen“ übernimmt die Firma Elektro Böhm GmbH (Großmaischeid) auf Grundlage des Angebotes in Höhe von 137.026 Euro. Einwände gegen diesen Schritt gab es nicht genauso wenig wie gegen den Zuschlag an das Unternehmen Starline Computer GmbH (Kirchheim unter Teck), das für 62.416 Euro neue Komponenten für rund 350 virtuelle Arbeitsstationen im Bereich der IT-gestützten Vorgangsbearbeitung in der Kreisverwaltung liefert. Die genutzte Server-Hardware ist in die Jahre gekommen und muss aufgrund technischer Weiterentwicklung erneuert werden. (vh)


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