Für die Zukunft der Innenstadt: Wissen will gemeinsam stark sein
Von Katharina Behner
Das Thema "Sterben der Innenstädte" ist ein aktuelles. Corona hatte dies zuletzt nochmals befeuert. Die Stadt Wissen hat das Thema bereits durch eine attraktive Gestaltung der Innenstadt angepackt. Das alleine reicht aber nicht. Citymanager Ulrich Noß und Wissens Stadtbürgermeister Berno Neuhoff sprachen über Herausforderungen und Lichtblicke.
Wissen. Immobilien mit Sanierungs- und Modernisierungsstau, Leerstände, unattraktive Angebote, fehlende Perspektiven; dazu ein Onlinehandel, der sich ausweitet. Das alles sind Gründe, warum es immer schwieriger wird, Menschen für Besuche in den Innenstädten zu begeistern.
Wie die Stadt Wissen damit umgeht, davon gaben Citymanager Ulrich Noß und Stadtbürgermeister Berno Neuhoff ein Bild und zeigten Lichtblicke auf. Wenngleich dem klassischen Einzelhandel heute eher eine Abfuhr erteilt wird, gibt der Besuch dreier neuer oder in Veränderung befindlicher Geschäfte zu verstehen: Da geht doch was! Gemeinschaftlich heißt es, den Wandel zu gestalten, bei dem die Mischung der Angebote eine Stadt von heute attraktiv macht.
Attraktive Gestaltung der Innenstadt ist ein wichtiger Faktor
Rund vier Millionen Euro hat Wissen in den letzten Jahren in die Innenstadtentwicklung gesteckt. Von Steinbuschanlage bis Rathausstraße wurde für mehr Attraktivität investiert. Stadtentwickler beschreiben das, was in Wissen etwa mit der Neugestaltung der Rathausstraße bereits passiert ist: ansprechende Architektur, ausreichend Platz zum Verweilen, Bänke und Grün und nicht zuletzt Parkmöglichkeiten.
Wenn auch die Geschäftsleute schon heute bestätigen, dass die bisherigen Veränderungen mit einer Frequenzsteigerung einhergegangen seien, reiche dies noch nicht aus, so Noß und Neuhoff. Es brauche ein verbessertes Einkaufserlebnis, um zu überzeugen. Dazu eine gesunde Mischung aus Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungsangeboten. Immobilien, die sich so gestalten, dass sie einen überzeugenden und vielfältige Angebotsmix bei Neuvermietungen anziehen. Ganz unglücklich zeigt sich Noß dabei nicht: "115 Gewerbetreibende im Bereich vom Kreuztal bis zum Europakreisel stellen selbst trotz zwölf Leerständen einen recht guten Besatz dar."
Gründungsfreudig? Die Stadt hilft!
Dass nach wie vor Interesse an Ladenlokalen besteht, zeigt das Beispiel von Natascha Sadoski. Die Bezirksleiterin der Handelsvertreter der Wüstenrot Bausparkasse ist gerade in ihr frisch modernisiertes Büro in der Marktstraße 2 eingezogen. Vor rund einem Jahr hat sich die gründungsfreudige Sadoski selbstständig gemacht. Vorab in der Finanzberatung einer Bank aktiv arbeitete sie lange im Homeoffice und Außendienst.
Dabei war sie parallel auf der Suche nach einem passenden Ladenlokal. Wissen sei dabei immer ihre erste Wahl gewesen. Noß unterstütze sie bei der Suche, knüpfte Kontakte und letztendlich konnte etwas Passendes gefunden werden. Allerdings auch nur, weil verschiedene Aspekte zusammenkamen: die Unterstützung durch die Stadt, ein zur Modernisierung bereitwilliger Immobilienbesitzer und die Eigenleistung von Sadoski. Warum Sadoski trotz der Möglichkeit zum Homeoffice ein Ladenlokal suchte, sei einfach erklärt. "Das Arbeiten im Büro ist anders als zu Hause und für die Kundschaft ist eine Anlaufstelle in der Stadt mit geregelten Öffnungszeiten und einem guten Service wichtig."
Von digital und stationär bis zu interkulturellen Angeboten
Dass die eigene Veränderung ein Schritt in die richtige Richtung sein kann, zeigt der Kyno Shop. Schon seit 2010 hat Michaela Schade im "besonderen Hundeladen" neben der stationären Präsenz auch auf die Onlinevermarktung der angebotenen Produkte gesetzt. Zwischenzeitlich mit dem Geschäft ins Gewerbegebiet umgezogen, stand Schade nach einem Schicksalsschlag 2020 alleine da. Auf Dauer wäre sie mit der Verwaltung des Onlinebereiches und Geschäfts vor Ort überfordert gewesen. Das Geschäft aber ohne die Onlinevermarktung hätte sich auf Dauer als nicht rentabel gezeigt. Die Lösung kam dieses Jahr mit Josua Krombach. Krombach, der bereits als IT-Dienstleister eine eigene Firma besitzt, übernahm den Kyno Shop. Mit dieser Lösung kann Michaela Schade nach wie vor für ihre Kunden vor Ort da sein. Parallel baut Krombach den Online-Vertrieb weiter aus. "Es ist wichtig, Dienstleister am Standort zu haben", ist sich Krombach sicher. Dabei stellt die Verkaufshalle, die für die Kunden ansprechend hergerichtet ist, gleichzeitig das Lager für den Online-Shop dar.
Wie die Stadt mit neuen interkulturellen Angeboten belebt werden kann, zeigt das Geschäft "Gurman". Alexander Guzey, der mit einem mobilen Verkaufswagen im Bereich Hamm unterwegs ist, hat sich kürzlich dazu entschlossen, seine osteuropäischen Lebensmittel lokal in der Rathausstraße anzubieten. Die angedachte Erweiterung der Öffnungszeiten zeugt dafür, dass die kulturell vielfältige Gesellschaft das Angebot annimmt.
Blick nach vorn: Symposium und Treffen der Immobilienbesitzer
Stillstand ist indes für Bürgermeister Neuhoff und auch Citymanager Noß keine Option. So stehen Planungen für zwei Veranstaltungen an. Zum einen soll Anfang 2024 ein Treffen mit Immobilienbesitzern stattfinden. "Der Sanierungsstau einzelner Immobilien macht mir Sorge", sagt Neuhoff. Wertige Immobilien zögen gleichwohl wertige Geschäfte an. Mit der Veranstaltung soll das Ziel verfolgt werden, Lösungen für mögliche Investitionen und damit für die Stadt aufzuzeigen.
Für April 2024 steht sodann eine Veranstaltung über das Wisserland hinaus unter Mitorganisation der Industrie- und Handelskammer sowie der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kreis Altenkirchen auf dem Plan. Das Thema: "Zukunft der Innenstädte". Neben Best-Practice-Beispielen sollen hier Impulse gegen das Innenstadtsterben gesetzt werden. (KathaBe)
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