Gespaltene Gemüter: Tagesordnungspunkt bei Ratssitzung über Netto-Markt in Pracht vertagt
Von Jennifer Patt
Am gestrigen Donnerstag (12. Oktober) fand im Gemeinderat von Pracht eine Sitzung statt, bei der die mögliche Ansiedlung eines Netto-Marktes und der dazugehörige Bebauungsplan erneut zur Debatte standen. Die Stimmung im Dorf ist gespalten, und die Diskussionen in der Gemeinde zeigten, dass dieses Thema die Gemüter bewegt. Auch die Ratssitzung lief anders als geplant.
Pracht. Derzeit stehen sich in Pracht zwei Petitionen mit gegensätzlichem Inhalt gegenüber. Während eine Gruppe von Bürgern den Netto-Markt befürwortet, positioniert sich vor allem die Bürgerinitiative "Initiative Pracht" entschieden gegen die Ansiedlung des Discounters im Ort und brachte im Vorfeld der Sitzung eine Petition dagegen auf den Weg. Die Kuriere hatten bereits in der Vergangenheit mehrfach über die geplante Ansiedlung eines Netto-Marktes in Pracht berichtet. Nach lebhaften Diskussionen im Gemeinderat schlossen sich die Kritiker des Projekts zur "Initiative Pracht" zusammen. Sie argumentierten auf ihrer Webseite gegen den Markt und starteten eine Petition, um ihren Widerstand zu manifestieren. Die Vertreter der Initiative erklärten: "Da das Vorhaben erneut auf die Tagesordnung gesetzt wurde und die Kritiker des Projekts sich erneut überrumpelt fühlten (Tagesordnung Gemeinderatssitzung: Beschluss zum Bebauungsplan - vorher seit Mai keinerlei Information des Bürgermeisters an seine Bürger), wurde diese Petition gestartet und hat sehr schnell das notwendige Quorum erreicht."
Unerwartete Wendung in der Tagesordnung
Jedoch wurde in der gestrigen Sitzung der Tagesordnungspunkt, der die Entscheidung über den Bebauungsplan und somit auch über die Ansiedlung des Netto-Marktes betraf, überraschenderweise übersprungen. Nach einer einleitenden Rede von Gemeinderatsmitglied Georg Fuchs betonte dieser die Komplexität der zu treffenden Entscheidung und unterstrich die Notwendigkeit, alle relevanten Perspektiven sorgfältig zu berücksichtigen. Fuchs führte aus, dass eine Entscheidung dieser Tragweite nicht leichtfertig getroffen werden könne. Daher ersuchte er den Rat eindringlich um Vertagung, um ausreichend Zeit zu gewinnen, um sämtliche relevanten Aspekte in die Diskussion einzubeziehen und die Standpunkte aller beteiligten Parteien in gebührender Tiefe anzuhören.
Die Beratung über das Baugebiet wurde offiziell vertagt. Offenbar gibt es auf beiden Seiten Unklarheiten und offene Fragen, die geklärt werden müssen. Der Verbandsgemeindebürgermeister Dietmar Henrich war ebenfalls bei der Sitzung anwesend und äußerte sich zu diesem prekären Thema. Er betonte, dass die Situation in der Gemeinde eine Eigendynamik entwickelt habe und von vielen Missverständnissen geprägt sei, die auf gescheiterte Kommunikation zurückzuführen seien.
Weitere Zukunft ungewiss
Die Befürworter des Netto-Marktes setzen sich engagiert für eine verbesserte Nahversorgung der Bevölkerung ein. Mit der geplanten Ansiedlung eines Netto-Marktes wird den Bewohnern von Pracht eine bequeme Einkaufsmöglichkeit geboten, sodass lange Fahrten nach Hamm oder Altenkirchen für den Lebensmitteleinkauf der Vergangenheit angehören.
Zusätzlich zu diesem spürbaren Mehrwert für die Gemeinschaft sind die Schaffung neuer Arbeitsplätze ein weiterer bedeutender Vorteil. Die genaue Höhe der einmaligen Einnahmen für die Ortsgemeinde aus dem Verkauf des Grundstücks ist derzeit noch nicht bekannt, soll aber zu gegebener Zeit kommuniziert werden.
Die "Initiative Pracht", die sich vehement gegen die Ansiedlung des Netto-Marktes stellt, sieht nach wie vor keinen Grund für den Bau des Marktes. Sie argumentiert, dass die geografische Lage des Marktes vermuten lasse, dass dieser nicht von den Bürgern genutzt werde, und vermutet, dass Netto ausschließlich wirtschaftliche Interessen verfolge. Angesichts der Bedeutung des Klimaschutzes sei dies ihrer Meinung nach eine entscheidende Debatte.
Es bleibt noch viel zu klären. Es soll eine Bedarfsanalyse durchgeführt werden, um festzustellen, ob die Bürger überhaupt einen Netto-Markt benötigen und nutzen würden. Die Gemeinde beabsichtigt jedoch, die beiden Petitionen in ihre Überlegungen einzubeziehen. Die Gemeinde Pracht steht vor einer bedeutenden Entscheidung, die weiterhin hitzige Diskussionen und Debatten auslösen wird. Die Zukunft des Netto-Marktes in Pracht bleibt vorerst ungewiss. (JP)
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