Ehrenamtliches Engagement: Naturtage in der Birkenbach-Aue beim Kloster Hassel
Auch in diesem Jahr fanden die Naturtage wieder im Oktober beim Kloster Hassel statt. Dabei stand auch dieses Mal die Birkenbach-Aue unterhalb des Klosters im Zentrum des Wirkens der ehrenamtlich Helfenden.
Pracht/Hassel. Die Birkenbach-Aue muss regelmäßig von Verbuschungen und wuchernden Pflanzen, die schnell das Landschaftsbild dominieren würden, befreit werden. Nur dadurch kann der Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren, die auf offene naturnahe Bachauen und Feuchtwiesen angewiesen sind, ein geeigneter Lebensraum gewährt werden. Es wirken einzelne Ehrenamtliche das gesamte Jahr in diesem Bereich, nur im Herbst finden jährlich die bekannten Naturtage statt. Der Schwerpunkt lag wiederum in der Auslichtung des Adlerfarns durch Niederlegen mit Heugabeln und der Zurückdrängung von
Brombeergestrüppen, die ohne solche Maßnahmen immer mehr die Bachaue überwachsen würden.
Auch die schnell wachsenden kleinen Pappeln mussten aus der Aue entfernt werden. Es zeigte sich zur Freude der Ehrenamtlichen, dass das umfangreiche Wirken der letzten Jahre noch nachhaltig spürbar war, so dass man sich zeitlich gesehen auch stärker auf Areale konzentrieren konnte, die sonst weniger im Fokus liegen. Darüber hinaus säuberten Teilnehmende den Laichtümpel und erneuerten das Haselgeflecht zum Schutze des Biotops grundlegend, um den hohen Bestand zahlreicher Amphibien, darunter die Gelbbauchunke und den Feuersalamander in der Bachaue zu sichern.
Spannende Exkursionen und Beiträge
Hinzu kamen spannende Exkursionen und Beiträge: Am Morgen des Feiertages fand eine Exkursion mit der Leiterin des Forstamtes Hachenburg und des Waldbildungszentrums, Frau Monika Runkel sowie Förster Siegfried Rohs zum Thema Wald im Klimawandel statt. Dabei hoben sie anhand lebensnaher Beispiele und Objektbetrachtungen alter Eichen mit Blick auf eine alte Waldfläche mehrere Kernpunkte hervor: Der Wald ist weit mehr als eine Ansammlung von Bäumen. Das Wesentliche des Waldes ist unsichtbar und besteht aus zig Milliarden Lebewesen, die als Tier, Bakterium, Pilz, Flechte oder Pflanze stark vernetzt sind und als Ganzes den ‚Organismus Wald‘ bilden, dessen ökologischen Prozesse ihn lebendig und widerstandsfähig machen. Die lebenswichtigen Ökosystemleistungen reichen vom Trinkwasser, Lawinenschutz, Kühlung der Landschaft über die Artenvielfalt bis zum Holz als klimafreundlichem, nachwachsenden Rohstoff. Der Wald leidet selbst stark unter den Folgen der Klimakatastrophe wie Hitze, Dürre, Starkregen und Krankheiten.
Andererseits brauchen die Menschen die Wälder unbedingt zur Bewältigung der Krise. Wälder wirken als ‚Kühlakku‘ der Erde, spenden sauberes Trinkwasser und sind wichtiger Lebensraum. Können sie das nicht mehr leisten, verliert die Menschheit ihre Lebensgrundlage und den Wohlstand. Klimaschutz ist vielleicht mehr ‚Wohlstandsschutz‘ und ‚Menschenschutz‘ als man meint, denn es geht um die eigene Lebensgrundlage. Die Nutzung der Wälder, sei es durch Holznutzung, Erholung oder anderweitig, muss so erfolgen, dass das verletzliche Ökosystem Wald erhalten, geschont und respektiert wird. Dies ist möglich durch Beschränkung (Suffizienz) und ökosystemgerechte Waldnutzung. Dazu ist Bildungsarbeit gut ausgebildeter Fachkräfte unerlässlich und wichtiger denn je.
Am nächsten Morgen folgte bei herrlichem Wetter wie bereits im Jahr zuvor ein spannender Austausch mit dem sehr engagierten Ausbilder der Forstwirte, Vladimir Ksimitov, von Landesforsten in Altenkirchen und seinen ebenso motivierten Auszubildenden. So führten diese die Ehrenamtlichen durch praktische Anleitungen in die richtigen praktischen Handhabungen verschiedener Werkzeuge der Forstwirtschaft wie etwa dem Schweizer Gertel, der schwedischen Räumaxt und des sehr originellen Neheimer Pflanzspatens ein. Sehr erfahrungsnah berichteten sie über ihren Beruf und gaben Einblick in eine Welt, die vielen kaum bekannt ist. Wiederum wurde verabredet, diese erfolgreiche Zusammenarbeit mit Landesforsten fortzusetzen.
Geschichte, Tradition und Entwicklung von Pracht
Am späteren Nachmittag schließlich, schloss ein spannender Vortrag des über hundertjährigen Prachters Kurt Salterberg an, der aus der Geschichte, Tradition und Entwicklung des früher selbständigen Dorfes Hassel und der Gemeinde Pracht in den letzten 200 Jahren berichtete. Mit seinem tiefgründigen Humor erzählte er auch lustige Geschichten von alten Prachter Originalen wie etwa Gustav. Es entwickelte sich ein lebendiger Austausch, nicht zuletzt deshalb, weil einige jüngere Nachfahren verschiedener damaliger Bürger anwesend waren, um von dem wohl letzten Zeitzeugen einer vergangenen Zeit mehr zu ihren Vorfahren wie Großvätern oder Urgroßvätern zu erfahren. Herr Salterberg, hoch erfreut darüber, berichtete daraufhin aus deren Leben gespickt mit Anekdoten so, als ob das Ganze gestern geschehen sei.
Zum Ende der jährlichen Naturtage fand eine gemeinsame Exkursion und naturschutzfachliche Beratung mit der Naturschutzmanagerin für den Landkreis Altenkirchen Linda Bödger statt. Dabei wurde die sehr positive Entwicklung in den Werten der alten Kulturlandschaften wie des Birkenbachtals und der umliegenden Grünflächen begutachtet und lobend als wichtiger Beitrag zum Erhalt und zur Schaffung der biologischen Vielfalt dieses lokalen Kleinodes hervorgehoben.
Damit das ehrenamtliche Wirken auch reibungslos voranschreiten konnte, trugen andere Ehrenamtliche durch die Zubereitung und Anlieferung geschmackvoller Mahlzeiten, die in der Birkenbach-Aue eingenommen wurden, nicht unerheblich zum Gelingen der Naturtage bei. Den zahlreich erschienenen Ehrenamtlichen gab das achtsame Wirken in der Natur Regeneration und Ruhe, gestützt am Abend durch lebensnahe Vorträge und begleitende Gespräche sowie kurzen Weisheitsgeschichten mit subtilem Humor durch Ew. Dhamma Mahatheri. Wiederum und wie nicht anders zu erwarten, wünschten die Teilnehmenden am Ende der Woche, sich im nächsten Jahr wieder treffen zu wollen. Die Naturtage sind seit Langem zu einer Art festen Institution geworden. (PM)
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