Brillantes von Bach bis Gershwin
Das Leipziger Posaunenquartett „Opus 4“ war erneut zu Gast in Birnbach und bot eine musikalische Zeitreise auf allerhöchstem Niveau. Die Zuhörer erlebten ein atemberaubendes Konzert und sie waren begeistert. Klassisches und Modernes brachte das Quartett mit alten und neue Instrumenten zu Gehör.
Birnbach. Da geht nichts mehr schief: wer sich die vier hoch dekorierten Musiker von „Opus 4“ mit ihren blitzenden Posaunen einlädt, der kann sich entspannt zurücklehnen und wirklich atemberaubende Konzerte erleben.
Das wusste auch die Kirchengemeinde Birnbach, in der das Ensemble, dessen Mitglieder aus den prominentesten Sinfonieorchestern Deutschlands stammen, nun schon zum zweiten Mal zu Gast war und mit seinem guten Ruf viele Freunde und Fans der „veredelten Atemluft“ in die Dorfkirche lockte.
Nach der Begrüßung durch Alfred Stroh legte „Opus 4“ auch sofort los mit seiner musikalischen Zeitreise durch mehrere Jahrhunderte, und man staunte nicht schlecht, wie die Posaune – optisch nicht gerade das filigranste Instrument – in alle ihr zugedachten Rollen schlüpfte, denn nur einige der Konzertstücke waren Originalkompositionen.
Natürlich gab es zunächst Klassiker wie Claude Gervaises „Suite für 4 Posaunen“ oder Monteverdis „Gloria und Exultent Caeli“ zu hören, die satte Bassklänge und einwandfrei intoniertes Zusammenspiel zeigten. Auch eine Werk-Trilogie von Josquin des Pres, Thomas Selle und Hans Leo Hassler auf Renaissance-Posaunen (Nachbauten historischer Originale und in ihrer Klangfarbe etwas zurückhaltender als ihre modernen Nachfolger) bot genau jene funkelnde, brillante Festlichkeit, die Blechbläserfreunde von einem solchen Konzert erwarten. Spannend wurde es jedoch, als sich Jörg Richter (Leiter und schalkhafter „Conferencier“ der Gruppe), Stephan Meiner, Honza Gimaletdinow und Michael Peuker (in Vertretung des sich auf Konzertreise befindlichen Dirk Lehmann) an Bearbeitungen wagten. Und wie sollte es anders sein: Leipziger Musiker sind verpflichtet zu – Bach! Man wählte dessen höllisch polyfone Orgel-Fuge in g-moll und meisterte diese schweißtreibende Aufgabe nicht nur unter dem Stichwort „Treffpunkt Schlussakkord“ außerordentlich gut.
Dagegen geriet das immer wieder gern gehörte „Air“ aus Bachs Orchestersuite Nr. 3 regelrecht entspannt. Netter Exkurs dann „Kaffeestunde bei Anna Magdalena“, ein „Leipziger Intermezzo“ des zeitgenössischen Komponisten Bernhard Krol (geb. 1920) und „Opus 4“ eigens zugedacht. Irving Berlins „Alexander`s Ragtime Band“ kam rassig-temperamentvoll daher und schlug wiederum den Bogen in die Moderne.
Daniel Suttons Bearbeitung der „Westside-Story“ für vier Posaunen bildete ganz sicher den künstlerischen Höhepunkt des Programms und verlangte dank bekannter rhythmischer Raffinessen auch technisches Höchstmaß – und doch vermisste man bei aller grandiosen Virtuosität vielleicht ein wenig die instrumentale Farbigkeit aus Leonard Bernsteins Orchester-Original.
„Ministrel Show“ von Philipp Greeley Clapp zog noch einmal alle Blechbläserregister, bevor die vier Herren mit einem fetzigen Gershwin-Medley einen vorläufigen Schlusspunkt unter ein Konzert setzten, dessen Eindruck von tänzerischer Leichtfüßigkeit, gepaart mit technischer Brillanz, noch lange nachklingen wird. (Julia Hilgeroth-Buchner)
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