Pressemitteilung vom 03.11.2023
Betzdorfer Herztag macht in der Stadthalle auf Dringlichkeit des Themas aufmerksam
Niemand im Stadion ahnt, was hinter dem plötzlichen Zusammenbruch des Fußballspielers steckt. Viele vermuten eine Schwalbe und beginnen zu pfeifen - bis Betreuer auf den Platz eilen und mit der Reanimation beginnen. Ereignisse wie dieses wurden jetzt bei Vorstellung des Programms des 10. Betzdorfer Herztages, der Samstag, 11. November, um 10 Uhr in der Betzdorfer Stadthalle stattfindet, herangezogen, um auf die Dringlichkeit des Themas Herzstillstand hinzuweisen.
Betzdorf. Der Betzdorfer Kardiologe Fabian Quirmbach, der den Herztag leitet, mahnte, dass der Zusammenbruch unvermittelt eintritt und die Atmung schnell ausbleibt. Vor diesem Hintergrund müsse viel Sensibilisierungsarbeit geleistet werden. Die Diagnose "plötzlicher Herztod" werde meist postmortal erstellt. Rund 65.000 Bundesbürger sterben jährlich am plötzlichen Herztod. Auch wenn der Betroffene bereits an einer Herzkrankheit leidet, kommt die Attacke stets unerwartet.
Besonders beunruhigend dabei: Es trifft Menschen aller Altersgruppen - also auch Kinder. Quirmbach und seine Kollegen aus dem St. Marien-Krankenhaus Siegen suchen daher auch Sportvereine auf, um zur Hilfe anzuleiten. Eine im Vereinsheim eingeschlossener "Defi" sei die unnützeste Investition, die man sich vorstellen könne. Er müsse beim Spiel am Feld stehen, so Quirmbach.
Oberarzt Dr. David Assadi Moghaddam aus dem Siegener St. Marien-Krankenhaus und Referent auf dem Betzdorfer Herztag sieht hier auch dringenden Handlungsbedarf. Er besucht hierzu auch Vereine und vermittelt sein Knowhow: "Häufig erwischt der plötzliche Herztod jene Menschen, die noch lange nicht ans Sterben denken. Meistens geschieht es vor dem 60. Lebensjahr. Eindeutig weist die Statistik den plötzlichen Herztod dabei als Problem der Männer aus: zwei Drittel beträgt ihr Anteil." Dieses Problem sehe auch die Deutsche Herzstiftung, erklärte der für die Region Beauftragte Günter Nöll und verwies auf einen besonderen Workshop zur Reanimation, der die Vorträge des Herztages ergänzt.
Die Vorträge selbst greifen die Ursachen auf: "Häufig liegt einem solchen Ereignis allerdings eine langjährige koronare Herzkrankheit zugrunde, die nicht erkannt oder ausreichend beachtet wurde", erklärte Fabian Quirmbach. Expertenschätzungen zufolge hätten immerhin rund sechs Millionen Menschen in Deutschland diese Erkrankung, die wiederum durch Risikokrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen (hohes Cholesterin) entsteht. Hinzu kommen noch weitere Herzleiden sowie eine genetische Veranlagung, die ebenfalls das Risiko für einen plötzlichen Herztod erhöhen. Unmittelbarer Auslöser ist fast immer eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung, durch die der Kreislauf innerhalb kürzester Zeit zusammenbricht und das Herz stehen bleibt. Entsprechend groß ist die Verunsicherung bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen und bei Menschen, die Unregelmäßigkeiten ihres Herzschlags wahrnehmen. Dr. David Assadi Moghaddam wird in seinem Vortrag für Aufklärung sorgen wollen.
Am Ende der Vorstellung des Programms gaben die Experten noch einen Rat: Wer sich schützen will, dem ist ein Besuch beim Hausarzt oder Kardiologen zu empfehlen. Ab dem 50. Lebensjahr sollten Männer alle zwei Jahre zur Herzuntersuchung, bei Frauen gilt dies ab dem 60. Lebensjahr. Ist eine familiäre Vorbelastung bekannt, sollte man bereits ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig zur Vorsorge. Angebote wie Checkups sind als Angebot für besonders gestresste Menschen sicher eine sinnvolle Ergänzung.
Wer vom Arzt als Risikopatient eingestuft wird, erhält regelmäßig vorbeugende Medikamente. Bei Hochrisikopatienten, die bereits einmal wiederbelebt werden mussten, wird ein Defibrillator implantiert - auch diese Themenstellungen werden beim Betzdorfer Herztag durch Referenten vermittelt. Dieses Gerät - kleiner als Streichholzschachtel - erkennt Rhythmusstörungen und beendet sie durch einen oder mehrere Stromstöße. (PM)
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