Wirtschaftsgespräch für Oberkreis: Unterstützung für Firmen durchaus vielfältig
Unternehmen müssen sich nicht allein durch die heutige schnelllebige Zeit durchwurschteln. Die IHK Koblenz, die Wirtschaftsförderung Kreis Altenkirchen und die Universität Siegen stehen beispielsweise bereit, Firmen wichtige Hilfe angedeihen zu lassen, wie bei einem Informationsaustausch in Daaden deutlich wurde.
Daaden. Die Angebote, Unternehmen in vielerlei Hinsicht zur Seite zu stehen, sind durchaus reichlich vorhanden. Das wurde beim Wirtschaftsgespräch, einer gemeinsamen Veranstaltung der IHK Koblenz (Regionalgeschäftsstelle Altenkirchen) und der Wirtschaftsförderung Kreis Altenkirchen, für die Verbandsgemeinden (VG) Betzdorf-Gebhardshain, Kirchen und Daaden-Herdorf am frühen Dienstagabend (7. November) im Sitzungssaal der Verbandsgemeindeverwaltung Daaden-Herdorf in Daaden deutlich. Und auch die Universität Siegen steht Gewehr bei Fuß, regionalen Firmen unter die Arme zu greifen. „Es geht um sie, um Themen, die ihnen wichtig sind“, eröffnete Landrat Dr. Peter Enders die Zusammenkunft vor knapp 40 Vertretern heimischer Betriebe. Er erinnerte an gesetzliche Bedingungen, die in Berlin und Mainz gemacht würden „und wir davon den Ärger kriegen. Die Vorgaben von Bund und Land werden noch durch die der EU getoppt“, fügte er an und sprach sich ganz klar unter der Überschrift „Fachkräftemangel“ für gezielte Zuwanderung aus. „Es geht nicht ohne Ausbau der erneuerbaren Energien“, betonte Enders zudem mit Blick auf die hohen Kosten, denen sich Firmen gegenübersehen, wenn sie zum Beispiel Strom einkaufen müssen. „Regionen, die viel erneuerbare Energien haben, werden der Gewinner sein“, lautete sein Blick in die Zukunft. „Hausherr“ Helmut Stühn, Bürgermeister der VG Daaden-Herdorf, sah „Herausforderungen, die nach schnellen Lösungen drängen, die aber nicht in Sicht sind“. Es gelte, vor Ort „das Nötigste und Möglichste in unserem Einflussbereich zu tun“. Ungenutzte Gewerbeflächen seien in der VG Mangelware, deswegen konzentriere sie sich auf Schwerpunkte, wie den Weg für die Nachnutzung des MOB-Stützpunktes und des Lagers am Stegskopf für die Ortsgemeinde Emmerzhausen zu ebnen.
Sammelstelle für überbordende Bürokratie
IHK-Regionalgeschäftsführerin Kristina Kutting stellte aktuelle Projekte sowie kostenfreie Beratungs- und Unterstützungsangebote der Kammer vor. Sie reichten von der Kampagne „Anschluss Zukunft“, die sich seit nunmehr gut zehn Jahren für eine bessere Anbindung des Kreises ans überörtliche Straßennetz stark macht, über IHK-Lotsten, Fachkräftesicherung, Aus- und Weiterbildungskampagnen, (teils kostenfreie) Seminare und Sprechtage bis hin zum IHK-Bürokratiemelder, der als Sammelstelle für womöglich „unsinnige“ Vorgaben und Vorschriften dient. Dass dieses Angebot wirklich Sinn macht, belegt eine bundesweit ermittelte Zahl. Die überbordende Administration werde als drittgrößtes Geschäftsrisiko angesehen, erläuterte Kutting und fasste zusammen: „Die IHK versteht sich als Dienstleister.“. Die IHK Koblenz als größte Kammer in Rheinland-Pfalz, die sich über elf Landkreise erstreckt, unterhält bei knapp über 1,5 Millionen Einwohnern acht Regionalgeschäftsstellen, hat knapp 104.000 Mitgliedsunternehmen (davon 3200 Ausbildungsbetriebe) und weist 529.867 sozialversicherungspflichtige Beschäftige am Arbeitsort (Stand 30. Juni 2021) auf. Hauptgeschäftsführer ist Arne Rössel.
Ein Blick in den Regionalmonitor
In aller Kürze beleuchtete Kutting den IHK-Regionalmonitor, der es landesweit ermöglicht, 129 Verbandsgemeinden, 29 verbandsfreie Gemeinden und zwölf kreisfreie Städte zu vergleichen. Herausgeber sind die Arbeitsgemeinschaft der vier rheinland-pfälzischen IHKs und das Statistische Landesamt. Das Zahlenwerk liefert eine tiefe Betrachtung von standortrelevanten Kennzahlen zu Themen wie Bildung, Betreuung und Breitbandanbindung – und das für alle 170 Kommunen, komplett auf Basis von Daten des Statistischen Landesamtes. Im Einzelnen betrachtet die Analyse 58 Indikatoren aus den fünf Themenbereichen Wirtschafts- und Infrastruktur, Innovation, Bildungslandschaft, Arbeit sowie Demografie. Möglich ist das Herunterbrechen bis auf jede einzelne Ortsgemeinde, so dass Fragen nach Herausforderungen und Chancen beantwortet werden können. „Die drei Verbandsgemeinden im Oberkreis gehören zur ,Werkbank Rheinland-Pfalz’“, zitierte Kutting aus der Studie und zeigte als Merkmale dieser Sparte unter anderem mittlere Bildungsabschlüsse, ausbaufähige Breitbandversorgung, eine geringe Kinderbetreuungsquote und das produzierende Gewerbe, das am stärksten vertreten sei, auf,
„Fachkräfteportal“ neu im Netz
Nur logisch war diese Frage in die Runde: Welches Unternehmen sucht Fachkräfte? Rund Dreiviertel der Firmenvertreter meldeten sich und ebneten den Weg für Lars Kober, den Chef der Wirtschaftsförderung des Kreises Altenkirchen, der das im weltweiten Netz verankerte neue „Fachkräfteportal“ vorstellte. Zum Hintergrund: Inwieweit die Rekrutierung erforderlichen Personals aus anderen Regionen Deutschlands gelingt, darf getrost in Frage gestellt werden. Deswegen ist es das Ziel der Wirtschaftsförderung, Unternehmen aus dem Kreis den Zugang zu Fachkräften aus Drittstaaten (Nicht-EU-Ausland) zu erleichtern. Die Homepage, seit einigen Wochen online, erfüllt im Kern den Zweck einer Vermittlungsplattform, die Personaldienstleister, die sich auf die Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland spezialisiert haben, und Unternehmen aus dem Kreis zusammenbringt. Sowohl für die Unternehmen als auch für die Personaldienstleister ist die Nutzung des Portals kostenlos. Bereits 16 Personaldienstleister, die 13 Branchen ins Portfolio einbringen, haben jeweils einen Kooperationsvertrag mit dem Landkreis Altenkirchen abgeschlossen. In den kommenden beiden Jahren, so Kober, werde groß die Werbetrommel gerührt. Diese Kosten beliefen sich auf 188.000 Euro. Eine 65-prozentige Förderung sei bei LEADER angefragt, die könne bis auf 75 Prozent anwachsen. Apropos Fachkräftemangel: Das deswegen entgangene Wertschöpfungspotenzial sei für 2022 für die gesamte Republik mit fast 100 Milliarden Euro errechnet worden. Auf den Kreis heruntergebrochen läge der Betrag zwischen 90 und 150 Millionen Euro, weil rund 500 bis 800 Menschen gefehlt hätten.
Geförderter Ausbau auf absteigendem Ast
Darüber hinaus präsentierte Kober die Arbeit der Wirtschaftsförderung, die allgemein Unternehmen mit verschiedenen Bausteinen hilft, berät und den Kontakt zu weiteren Ansprechpartnern herstellt. „Wir kommen zu ihnen“, verdeutlichte Kober. Neben dem großen Feld der Fachkräfterekrutierung ist die Breitbandversorgung ein weiterer, sehr wichtiger Teil des Aufgabengebietes. „Wir gehen davon aus, dass im Kreis rund 38.000 Adressen eigenwirtschaftlich ausgebaut werden und nur 9000 per gefördertem Ausbau ans weltweite schnelle Netz angeschlossen werden müssen. Diese Zahl wird wahrscheinlich sogar bis unter 8000 gedrückt werden können“, freute er sich und erwähnte vor diesem Hintergrund eine große finanzielle Entlastung der Kommunen, weil ihnen vielerorts Investitionen in neue Stränge durch die großen Provider wie Deutsche Glasfaser und Glasfaser plus als Telekom-Tochter abgenommen werden.
Kooperation mit der Uni Siegen
Die Transferstelle „connectUS“ knüpft die Verbindung zwischen der Universität Siegen und Firmen - auch aus dem AK-Land -, trug Dr. Jens Jacobs von der Hochschule jenseits der Kreisgrenze vor. Aktuelle Projekte mit der Region seien FUSION (Arbeit und Digitales), Mittelstand-Digitalzentren Ländliche Regionen (digitale Transformation), Haus der Innovation (mit Künstlicher Intelligenz) und Haus der Wirtschaft (Kinder- und Mittwochsakademie). Als Möglichkeiten der Kooperationsformen nannte Jacobs geförderte Projekte, Unterstützung von Innovationen, Transferprojekte zu initiieren und die Vermittlung von Professuren. Das Transferverständnis der Hochschule, so Jacobs, laute nun nach Änderung: „Gemeinsam entwickeln. Wir sind immer für Impulse offen.“ Knapp 15.200 Studierende sind derzeit eingeschrieben, 245 Professuren erfasst. Neue Rektorin für die nächsten sechs Jahre wird Prof. Dr. Stefanie Reese, eine Bauingenieurin, die von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen ins Siegerland wechselt. (vh)
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