Leserbrief zur DRK-Krankenhausinsolvenz: "Das Aus für Altenkirchen wurde schon lange vorbereitet"
LESERMEINUNG | Hat der "scheibchenweise Rückbau" des Krankenhauses Altenkirchen schon vor Jahren begonnen? Kuriere-Leser Klaus Hähner gehörte 48 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung zur Belegschaft der Klinik und hat einige Höhen und Tiefen des Hauses miterlebt. Welche Auswirkungen vor allem die Tiefen heute haben, hat er in einem Leserbrief zusammengefasst.
LESERBRIEF. "Man ist sprachlos und kann nur noch mit dem Kopf schütteln, wenn man sieht, was mit dem DRK-Krankenhaus Altenkirchen passiert. Ich habe 1974 meine Ausbildung zum Krankenpfleger in der Krankenpflegeschule am damaligen Kreiskrankenhaus Altenkirchen begonnen und bin bis zu meinem Renteneintritt im vorletzten Jahr dem Haus treu geblieben. In den 48 Jahren habe ich viele Höhen und Tiefen in unterschiedlichen Positionen miterlebt. Leider überwiegen die Tiefen!
Ende der 1970er Jahre hieß es schon, wir müssen sparen. In Kirchen wird ein neues Krankenhaus gebaut. Die eigene Wäscherei mit samt Nähstube wurde aus Kostengründen geschlossen. Eine Fremdwäscherei versorgt bis heute das Haus mit Frischwäsche.
Es folgte die Schließung der eigenen Apotheke. Medikamente wurden von der neu eingerichteten Zentralapotheke in Kirchen geliefert. Mittlerweile werden die Häuser von der Zentralapotheke am St. Vinzenz Krankenhaus in Limburg versorgt. Güter des medizinischen Bedarfs kamen und kommen immer noch aus Kirchen.
"Scheibchenweiser Rückbau des Krankenhauses"
Das Altenkirchener Krankenhaus wurde dann von der jetzigen DRK-Trägergesellschaft übernommen und damit begann der scheibchenweise "Rückbau" des Krankenhauses. Eine große Abteilung verschwand aus dem Krankenhaus, die Küche. Das Küchenpersonal musste nach Hachenburg wechseln, weil dort eine neue Zentralküche für beide Häuser entstand. Die damalige Altenkirchener Küchenleitung vertrat die Auffassung, dass von der Größe der Küche her für Hachenburg hätte mitgekocht werden können. Das Patientenessen wird aber jetzt dreimal täglich, an sieben Tagen die Woche, mit einem Lkw von Hachenburg nach Altenkirchen gebracht.
Das Zentrallabor wurde ebenfalls nach Hachenburg verlegt und untersteht der Leiterin des Zentrallabors am DRK-Krankenhaus Neuwied. Heute stehen in Altenkirchen nur noch "Point of Care”-Geräte in der Zentralen Notaufnahme, um zeitnah lebenswichtige Laborparameter ermitteln zu können. Die Blutproben für die Routinediagnostik werden täglich nach Hachenburg gefahren.
Beide Häuser verfügten über Krankenpflegeschulen. Die Krankenpflegeschule in Altenkirchen, mit hohem Ausbildungsniveau, wurde geschlossen und ein "Bildungszentrum” in Regie der DRK-Schwesternschaft, die Mitteilhaberin der Trägergesellschaft ist, wurde in Hachenburg etabliert. Die Krankenpflegeschule, das Schülerinnen- und Schwesternwohnheim in Altenkirchen wurden abgerissen. Die Gebäude waren wohl nicht mehr "renovierungsfähig”. Der DRK-Landesverband, der die Mehrheit an der DRK-Trägergesellschaft hält, baute an gleicher Stelle ein Altenzentrum.
Vorschläge abgelehnt
Ein heimisches Bauunternehmen errichtete zeitgleich ein mehrstöckiges Ärztehaus, in dem das Krankenhaus unter anderem mehrere Bereitschaftszimmer für Personal vorhält. Der damalige Vorschlag eines Altenkirchener Mitarbeiters, das bestehende Krankenhaus für eine Bettenerweiterung um eine Etage aufzustocken (statisch ist das möglich), wurde seitens der Geschäftsführung abgelehnt.
Ein Linksherzkathetermessplatz wurde dem damaligen aus Bonn kommenden Kardiologen in Aussicht gestellt. Heute steht der Messplatz in Hachenburg. Als die beiden Orthopäden in Altenkirchen in den Ruhestand gingen, machte der Altenkirchener Betriebsrat der Krankenhausleitung gegenüber den Vorschlag, den neuen Orthopäden in Altenkirchen anzusiedeln, weil er dort bessere Bedingungen (zum Beispiel ein separater "Knochen-OP" und 4 OP-Säle) vorfinden würde als in Hachenburg. Die Orthopädie hat aber ihren Platz in Hachenburg gefunden.
So summierten sich die Dinge, die von Altenkirchen nach Hachenburg verschoben wurden und man könnte noch eine Vielzahl anderer Aktivitäten aufzählen, die das Krankenhaus Altenkirchen zum Nachteil ertragen musste und heute noch erträgt."
Klaus Hähner, Astert
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