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Nachricht vom 05.12.2023    

Aktionskreis Altenkirchen will in der Stadt für eine "neue Lebendigkeit" sorgen

Das Schiff wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen: Das hat sich der neue Vorstand des Aktionskreises Altenkirchen mit Thomas Wunder an der Spitze vorgenommen. Vergessen gemacht werden sollen die Wochen und Monate, in denen der Kurs der Werbegemeinschaft doch hin und wieder als unklar und schlingernd empfunden wurde.

Petra Schwarzbach und Thomas Wunder führen den Aktionskreis Altenkirchen nunmehr an. (Foto: vh)

Altenkirchen. Neue Besen kehren gut. Das sagte sich auch der Aktionskreis Altenkirchen und bestimmte in seiner Jahreshauptversammlung neues Führungspersonal. Thomas Wunder (66) als erster Vorsitzender und Petra Schwarzbach (48) als zweite „Chefin“ lenken nunmehr die Geschicke der Werbegemeinschaft, die zuvor von Dennis Eichel geführt wurde. Das Duo baut im Vorstand und im Beirat auf teils „alte Hasen“ als auch auf Neulinge. Wichtig ist Wunder der Ansatz, „die Reibereien und die Brüche, die es gegeben hat und die mir aufgefallen sind, schnell zu überwinden“, wie er in einem Interview mit dem AK-Kurier darstellte. Darüber hinaus solle in der Stadt eine „neue Lebendigkeit“ Einzug halten. Im „wahren Leben“ ist Wunder Unternehmensberater in eigener Firma, Schwarzbach als gelernte Kauffrau im Einzelhandel Inhaberin des Geschäftes „Stilecht“ in der Fußgängerzone. Das Doppelinterview mit Wunder und Schwarzbach im Wortlaut:

Ich habe gelesen, dass Sie die Jahreshauptversammlung mit Ihrer Kandidatur für den Posten des Vorsitzenden gerettet haben. Ist Ihre Entscheidung, sich zur Wahl zu stellen, erst in der Jahreshauptversammlung gefallen?
Wunder: Nein, wir haben das vorher besprochen mit vielen Freunden aus dem Aktionskreis und aus der Stadt. Dann kam die Überlegung, was das Sinnvollste ist. Schließlich habe ich gesagt, okay, ich mache das, weil ich auch in und für die Stadt etwas tun will, weil Altenkirchen auch meine Heimatstadt ist. So ist das entstanden, auch, weil ich das Gefühl hatte, die Leute machen mit und halten zusammen. Es war also nicht in der Jahreshauptversammlung, die eigentlich ganz gut über die Bühne gegangen ist. Es ging nur darum, dass ich gesagt habe, dass wir jetzt nach vorne schauen müssen, und nicht alles, was geschehen ist, aufbereitet werden muss.
Schwarzbach: Es zeichnete sich ab, dass über vergangene Dinge diskutiert werden würde, so dass Thomas einen Cut hineingebracht und gesagt hat, die Dinge seien halt passiert und liegen hinter dem Pflug. Wir schauen aber jetzt nach vorne, und wenn wir was verändern wollen, hilft es nicht mehr, so weit zurückzuschauen.

Haben Sie ein großes Chaos übernommen?
Wunder: Nein, das kann man wirklich nicht sagen. Ich habe von Anfang an, das zeigte sich auch in der Vorbereitung der ,Himmlischen Weihnacht’, gemerkt, dass alle anpacken und Lust haben, sich zu engagieren. Insofern habe ich kein Chaos übernommen. Aber die Reibereien und die Brüche, die es gegeben hat und die mir aufgefallen sind, haben wir versucht, schnell zu überwinden. Vielleicht nur nebenbei: Wir haben 15 neue Mitgliedschaften. Das zeigt, dass viele sowohl ehemalige Mitglieder als auch neue zurück- und dazugekommen sind.

Wie ist denn Ihre Wahl - auch von den örtlichen Politik - aufgenommen worden?
Schwarzbach: So weit wir das mitbekommen haben, sehr gut, sehr positiv. Ich habe nicht mit jedem einzelnen Mitglied gesprochen, aber die Resonanz war überall durchweg sehr positiv. Die Erleichterung war groß, dass es mit so einem großen Vorstand nach vorne geht, dass noch einmal neu angepackt wird.
Wunder: Fred Jüngerich als Bürgermeister der Verbandsgemeinde und Ralf Lindenpütz als Stadtbürgermeister waren die komplette Versammlung anwesend. Auch die Fraktionen im Stadtrat bewerten die Wahl wohl positiv und sind überzeugt von einer guten Zusammenarbeit. Das fand sich sehr, sehr positiv und auch sehr warmherzig. Deswegen weiß ich auch, dass die Stadt den Aktionskreis voll unterstützt. Das merken wir auch den Vorbereitungen. Die Stadt hilft organisatorisch mit. Alles geht freundschaftlich Hand in Hand.

Was haben Sie in den ersten Wochen Ihrer Amtszeit im Verein geändert?
Schwarzbach: Wir sind im Moment sehr damit beschäftigt, die ,Himmlische Weihnacht’ vorzubereiten. Veränderungen werden, so denke ich, ab nächstem Jahr umgesetzt, auch Strukturen neu aufgestellt. Aber nur in den Punkten, bei denen wir glauben, tätig werden zu müssen.
Wunder: Das Gute ist die Mischung des Vorstandes aus ,alt und neu’. Mit dem Beirat haben wir eine sehr breite Grundlage geschaffen. Ehemalige Vorsitzende des Aktionskreises stellen auch ihren Rat zur Verfügung und machen auch wieder mit, was ich gut finde. Und anderem zählen dazu Peter Schmidt und Guido Franz, die beide dem Beirat angehören. Und Majed Mostata ist wieder dabei. Wir haben eine breite Grundlage geschaffen.

Was werden die Schwerpunkte Ihrer künftigen Arbeit sein?
Wunder: Das werden zum einen die Veranstaltungen wie die Toskanische Nacht sein, also die Dinge, die wir jedes Jahr organisieren. Diese werden gründlich vorbereitet. Aber: Wir sind nicht nur eine Event-Organisation, sondern wir verstehen uns auch als Teil der Stadt. Deswegen möchten wir auch eine neue Lebendigkeit in der Stadt schaffen, an der wir teilhaben möchten. Die Stadt ist - auch für uns selbst - unser Lebensraum. Mit neuer Lebendigkeit meine ich, dass wir uns mehr Zeit füreinander nehmen. Das hört sich altmodisch an, aber wir möchten Gelegenheiten für Begegnung schaffen, bei denen man sich Zeit nimmt, miteinander redet, ins Gespräch kommt. Nicht nur allein den Einzelhandel und dessen Umsatz betrachten, sondern das eine bedingt das andere. Wenn du Lust hast, in die Stadt zu kommen, um Leute wieder zu treffen, und du sagst wir haben uns lange nicht mehr gesehen und feststellst, wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Neue Lebendigkeit und Zeit für Begegnung zu schaffen.
Schwarzbach: Vielleicht schaffen wir auch noch etwas im kulturellen Bereich, klein und fein mit Musik. Das muss nicht Monate im Voraus geplant werden, um die Leute ein bisschen zusammen zu holen, ein bisschen Geselligkeit zu schaffen. Es geht dabei nicht nur um die Veranstaltungen und die Frage, wie viel Veranstaltungen wir machen. Es kommt auf eine gute Qualität des Zusammenseins an. Das ist das richtige Rezept für unsere Stadt.



Denken Sie über neue Veranstaltungsformate nach?
Wunder: So weit sind wir noch nicht, dazu können wir noch nichts sagen. Wir möchten alle Mitglieder im Februar oder März einladen, um sie zu beteiligen, um ihnen mitzuteilen, welche Ideen wir haben. Wir haben viele Ideen und diese sammeln wir, um daraus zwei, drei zu entwickeln, denn weniger ist manchmal mehr. Ich mache auch selbst meine künstlerischen Angebote und habe gemerkt, dass kleinere Events sehr intim, sehr angenehm sind. Große Veranstaltungen müssen sein, kleine Veranstaltungen aber auch.
Schwarzbach: Kleine Events werden auch sehr stark wahrgenommen, darüber wird Wochen später noch gesprochen wie ,das war schön, das war entspannend“. Das plant man nicht im voraus, das ergibt sich.

Die Leuchtturmveranstaltungen bleiben auf jeden Fall erhalten …
Wunder: Absolut. Und nach dem Weihnachtsmarkt ist vor dem Weihnachtsmarkt. Wir müssen dann schon wieder überlegen, wie wir ihn wieder etwas größer anlegen können – beispielsweise karitative Sachen einzubinden. Das ist eine unserer Ideen, die jedoch gut vorbereitet werden müssen mit den Ressourcen, die wir haben. Wir dürfen uns nicht übernehmen.

Wie sieht die Zukunft von Innenstädten, wie sie Altenkirchen eine hat, aus?
Wunder: Die allgemeinen Schwierigkeiten kennen wir mit Internet-Handel und ähnlichem mehr. Ich würde mir von den Haus- und Ladeneigentümern wünschen, dass sie selbst mehr initiativ werden. Das sehe ich als ein Problem an. Wir versuchen mit Kunst, Leerstände anzureichern, aber nicht jeder Eigentümer macht mit. Wenn wir schon einen Leerstand haben, dann nutzen wir auch das Angebot, etwas Leben hineinzubringen. Das ist eine Zwischenstrategie. Dann müssen die Eigentümer selbst mehr tun und nicht glauben, ganz große Mieten dafür zu nehmen. Das ist das Thema, dem man sich annehmen muss. Mit gutem Willen kann man auch gemeinsam ein Stück Innenstadtentwicklung betreiben. Das meine ich auch mit neuer Lebendigkeit und Begegnung schaffen und die Eigentümer mit einzubeziehen.

Das heißt auch, die Öffnungszeiten der Geschäfte auf einen Nenner zu bringen …
Schwarzbach: Das wird eine große Herausforderung. Das würden wir gerne. Es ist schwierig, alle in ein Boot zu holen. Man kann niemanden zwingen. Ich finde es ganz wichtig, auch jetzt in der Weihnachtszeit, wenn wir an den Adventssamstagen alle gemeinsam geöffnet hätten oder wenigstens eine Kernöffnungszeit hätten.

Sie sehen für die Zukunft von Innenstädten Altenkirchener Prägung nicht unbedingt schwarz …
Wunder: Nein, nicht nur, weil ich Berufsoptimist bin. Ich sehe darin die Chance, die Stadt ein bisschen neu zu sehen. Das hört ich ein bisschen akademisch an. Aber neu sehen bedeutet, die Leute zu motivieren und zusammen zu kriegen. Dann kann man mit vielen kleinen Dingen eine Lebendigkeit erzeugen, so dass man Spaß hat, dorthin zu gehen und das nicht nur im Sommer. Da müssen alle zusammenwirken. Was ich jetzt schon bei der ,Himmlischen Weihnacht’ sehe, ist, dass die Vereine von sich aus alle mitmachen, weil man sich kennt, weil man befreundet ist. Das ist das eigentliche Rezept. Wenn wir dann noch schaffen, die Eigentümer der Leerstände mit einzubeziehen, schaffen wir es, mehr Anlässe zu kreieren, dass wieder mehr Leute in die Stadt kommen. Das ist ein weiter Weg, und du musst dicke Bretter bohren bis hin zu dem Thema: Können wir Konzepte finden, um an einigen Tagen mit beispielsweise Late-Night-Shopping gemeinsame Ansätze zu haben?

Wie sehen Sie die Situation der „getrennten“ Verbindung zwischen Fußgängerzone und Wilhelmstraße?
Wunder: Dieser Boulevard, die Bahnhofstraße, ist richtig gut ausgebaut. Es gibt jedoch nur einige Geschäfte, die Dienstleistungen anbieten. Im hinteren Bereich gibt es dann noch das Unikum und La Piccola, wo sich etwas abspielt, und dazwischen sind die Dienstleister. Da könnte ich mir vorstellen, dass wir bei Veranstaltungen Hotspots schaffen, wo ebenfalls etwas stattfindet, dass auch diese Fläche bespielt wird. Ich selbst habe bei der Toskanischen Nacht dort Musik gemacht, und der kleine Platz war voll. Es müssen Anreize geschaffen werden, die die Leute bis zum Konrad-Adenauer-Platz weitergehen lassen.

Wie sehen Sie die Innenstadt vor dem Hintergrund des Baus des Fachmarktzentrums auf dem Weyerdamm?
Schwarzbach: Das Fachmarktzentrum hilft der Innenstadt auf jeden Fall. Ich sehe es sehr kritisch, dass es überhaupt so lange dauert. Ich will hoffen, dass diese Kunden mit der Eröffnung des Fachmarktzentrums auch wieder zurückkommen. Es gibt kurze Wege. Es wird für die Fußgängerzone positiv sein. Es ist schlecht, dass der Bau so viele Jahre gedauert hat. Erst der Leerstand, dann der Abriss, und jetzt dauert es immer noch, bis der Neubau beginnt.
Wunder: Da üben wir auch ganz klar Kritik an den Verwaltungen. Die Verwaltungswege sind zu lang. Das ist ein zentrales Bauprojekt, und es gibt einen Investor, der unter allen Umständen bauen will. Alle Verwaltungsläufe sind so unendlich kompliziert und lang. Das hat auch der Stadtrat so beklagt. Wir als Vertreter der Geschäftswelt sagen, dass das uns geschadet hat. Wir erwarten, dass die Verwaltung uns nicht schadet. Das kann ich als Kritik so deutlich formulieren. Darüber habe ich mich schon geärgert.

Was ist Ihr größter Wunsch für die Stadt und den Aktionskreis Altenkirchen?
Wunder: Zusammenhalt, Solidarität, Gemeinschaftsgeist und das alles kombiniert mit guter Laune und Humor, weil es auch Spaß machen soll. Und das Zweite: Wir wollen wirklich unseren Beitrag leisten für diese Lebendigkeit in der Stadt. Ich spüre das auch nach den ersten Wochen, dass die Leute auch „Bock haben“, etwas zu machen.
Schwarzbach: Ich möchte ergänzen, dass wir uns wünschen, weitere neue Mitglieder zu gewinnen, dass sich für unsere Aktivitäten Leute bereit erklären, mit anzupacken, so dass wir noch etwas größer als Verein aufgestellt werden und wir wirklich etwas in der Stadt bewegen können. (vh)


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