Von Mörderhasen und Hardcore-Kölsch
Gut unterhalten wird das Publikum ja von so manchem „Tatort“ – aber dass das Ganze wohl kaum die echte Polizeiarbeit widerspiegelt, das ist den meisten Zuschauern sicher nur zu bewusst. Wenn es sich bei den Zuschauern nun auch noch um zwei waschechte Kriminalbeamte handelt, kann aus diesem Gefühl schon mal eine kreative Idee entstehen.
Betzdorf. Im Rahmen des Krimifestivals „Betzdorfer Blutbad“ hatten die Veranstalter am Sonntagvormittag zum „Krimi-Frühschoppen“ in die Tenne des „Breidenbacher Hofs“ geladen. Ludwig Kroner und Bernhard Hatterscheidt, die besagten Polizisten, hatten schon vor zehn Jahren die Idee zu einem Roman, der mehr mit der Wirklichkeit des Kripolebens zu tun hat, als die sonstigen Geschichten im Fernsehen oder zwischen Buchdeckeln. Der erste Entwurf stammte von Hatterscheidt, aber der las sich noch, so Kroner mit einem Augenzwinkern, „wie der Bericht an die Staatsanwaltschaft“. Also beschloss er kurzerhand, mit in den Nebenjob als Schriftsteller einzusteigen und es entstand schließlich „Mörderischer Fastelovend“. Mit Ausschnitten aus ihrem erfolgreichen Erstlingswerk starteten die beiden denn auch in die gut besuchte Lesung in Betzdorf. Und ja, neben Kopfschüssen und anderen unappetitlichen Szenen ist noch reichlich Platz für Lacher. Apropos Appetit: Der erste Roman um den Kölner Kommissar Paul Westhoven beginnt mit einem Mord in einer Dönerbude. Und da kein Rheinländer zu Karneval das Haus ohne Verkleidung verlässt, bietet sich hier auch die beste Gelegenheit zur perfekten Tarnung für den Todesschützen: Ein Mörder im Hasenkostüm – auffällig unauffällig! Schon nach wenigen Minuten haben Bernhard Hatterscheidt und Ludwig Kroner die Zuhörer in ihren Bann gezogen. Dass die beiden ihre Romanfiguren lieben, merkt man in jedem Augenblick. Mit viel Humor, Charisma und wechselnden Dialekten erwecken die beiden ihre Romanfiguren zum Leben. Egal ob Westhoven und seine Kollegen, Imbissbesitzer Yalla oder Staatsanwalt Asmus („Der Terrier“) – hier lesen zwei Autoren die solche Figuren nur zu gut aus dem wirklichen Leben kennen. Das gilt sicherlich auch für den Publikumsliebling, „et Oehmchens Katrin“. Waschechtes Kölsches Original und Taxifahrerin aus Leidenschaft. Ihr leiht Kroner seine Stimme, denn – das muss einfach erwähnt werden – Kollege Hatterscheidt „hat einen entscheidenden Fehler: Er ist Westfale!“ Nach diesem Einblick in einen „Mörderischen Fastelovend“ brauchen auch die Herren Kommissare/Autoren eine kurze Verschnaufpause, die von der Brucher Bluesband musikalisch versüßt wird. Doch schon geht es weiter mit dem mörderischen Treiben in der Domstadt. „Eiskalt in Nippes“ heißt der zweite Roman, der erst im August erschienen ist. Nur so viel sei hier verraten: In mancher Tiefkühltruhe finden sich nicht nur Pommes und Pizza…
Auch im zweiten Teil der Lesung plaudern Kroner und Hatterscheidt aus dem Nähkästchen. So erfahren die Zuschauer, dass die meisten Fälle tatsächlich zu unchristlichen Zeiten beginnen, dass Zeugen und Verdächtige immer im obersten Stockwerk wohnen und dass das Essen in der Polizeikantine mit Vorsicht zu genießen ist. Egal ob die wirklichen Begebenheiten aus dem Polizeialltag oder die wendungsreichen Stories aus den Romanen – das Publikum in Betzdorf war begeistert und so hieß es nach der Lesung für die Autoren noch eine ganze Weile: Einmal signieren, bitte! (bud)
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