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Vorsicht, wenn der Fremde klingelt
Kriminalität an der Haustür ist ein Problem. Fast tagtäglich werden irgendwo - auch im Kreis Altenkirchen - Bürger von schamlosen Betrügern über den Tisch gezogen. Aber such im Urlaub drohen unangenehme Begegnungen beispielsweise mit Trick- und Taschendieben. Deshalb ist Vorsicht geboten, riet Kommissar Jürgen Quirnbach bei einer Veranstaltung in Daaden.
Daaden. "Ich hätte nicht gedacht, dass es soviel Betrügereien an der Haustüre gibt", meinte eine Zuhörerin, nachdem sie die Ausführungen von Ersten Kriminalhauptkommissar Jürgen Quirnbach vom Polizeipräsidium Koblenz aufmerksam verfolgt hatte. Bürgermeister Wolfgang Schneider konnte bei der Gemeinschaftsveranstaltung von Arbeiterwohlfahrt Daaden, VdK Verbandsgemeinde Daaden, Evangelischer Kirchengemeinde und dem "Rat zur Kriminalitätsvorbeugung" der Verbandsgemeinde Daaden am Dienstag zahlreiche Zuhörer im Daadener Bürgerhaus begrüßen.
"Vorsicht, wenn Fremde läuten. Hilfsbereitschaft an der Wohnungstür zahlt sich meistens nicht aus", meinte Referent Quirnbach und wies auf die Machenschaften von schauspielerisch begabten Dieben und Betrügern an der Haus- und Wohnungstür hin. "Kann ich ein Glas Wasser haben – ich habe Durst“, „Ich muss schnell telefonieren – ich hatte einen Unfall", "Ich brauche dringend Schreibzeug – helfen Sie mir" sind typische Vorwände, um in die Wohnung zu kommen. Durch Ablenkungsmanöver wird dann der Besitzer häufig bestohlen oder unter Druck genötigt, einen Vertrag zu schließen. "Lassen Sie es nicht so weit kommen und lassen Sie niemals Fremde in ihre Wohnung", appellierte Quirnbach an die zahlreichen Zuhörer. Er empfahl, die Tür immer nur mit vorgelegter Türsperre zu öffnen. Bei vermeintlicher Notlage sollte der Wohnungsinhaber selbst nach Hilfe telefonieren oder das Gewünschte (Schreibzeug oder Glas Wasser) hinausreichen.
Auch als Polizisten, Gerichtsvollzieher und Mitarbeiter der Kirche geben sich Trickbetrüger aus. Der Rat des Fachmanns: Immer einen Dienstausweis vorzeigen lassen und das Papier sorgfältig prüfen. "Nur wenn Sie alleine sind, haben Trickdiebe leichtes Spiel mit Ihnen. Versuchen Sie, bei unbekannten Besuchern einen Nachbarn hinzuzubitten oder bestellen Sie den Besucher zu einem Termin, wenn eine Vertrauensperson anwesend ist", war ein weiterer Rat des Referenten.
Quirnbach informierte über die Möglichkeiten, Haustürgeschäfte zu widerrufen. Bei solchen Verträgen kann man die Erklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen schriftlich widerrufen. Aber windige Vertreter arbeiten auch hier mit üblen Methoden. Es werden beispielsweise Verträge zurück datiert, ohne Datum abgeschlossen oder aber die Adresse des Vertragspartners ist nicht zu ermitteln und befindet sich häufig im Ausland. "Schließen Sie an der Haustüre keinerlei Geschäfte", war daher der Rat des Fachmanns.
Oft kümmert sich niemand darum, was auf dem Nachbargrundstück oder der Wohnungstür nebenan vorgeht. Darauf vertrauen viele Betrüger und Ganoven. Mit aktiver Nachbarschaftshilfe kann nach Ansicht des Referenten ebenfalls vielen Betrügern das Handwerk gelegt werden.
Aber auch im Urlaub sind natürlich Ganoven unterwegs. Quirnbach informierte über die aktuellen Tricks der Taschendiebe, die Menschenmengen und dichtes Gedränge lieben. Taschendiebe sind meist dort unterwegs, wo ihnen viele Menschen Deckung und Schutz bieten: in öffentlichen Verkehrsmitteln, Kaufhäusern oder am Rande von Großveranstaltungen. Die Diebe ziehen die Geldbörsen und Brieftaschen aus Handtaschen oder der Kleidung. Oft beschmutzen Taschendiebe "versehentlich" die Kleidung mit Ketchup, Eis oder Flüssigkeit, um dann beim wortreichen Reinigungsversuch das Geld aus der Tasche zu entwenden. Manchmal fragen Taschendiebe auch nach dem Weg und bitten um Auskunft. Während man sich orientiert und abgelenkt ist, plündern Mittäter die Hand- und Umhängetasche.
Sammler an der Haustüre benötigen eine behördliche Sammelgenehmigung. "Leider gibt es hier viele Trittbrettfahrer. Lassen Sie sich diese Genehmigung zeigen", appellierte der Referent. Die Sammler müssen sich ausweisen können. Andernfalls handelt es sich um keine Sammlung sondern um "Betteln an der Haustüre". Dass die Hauseigentümer in der Verbandsgemeinde Daaden von Bettlern belästigt werden bewiesen die zahlreichen Beiträge: Besonders rumänische Bettler und Zirkusangehörige versuchen mit windigen Erklärungen an das Ersparte zu kommen. "Mir ist aus Koblenz ein Bettler bekannt, der nach getaner Arbeit in sein Fahrzeug der Oberklasse einsteigt und offenbar mit seiner Tätigkeit ein hervorragendes Auskommen hat", mahnte der Polizist auch hier zur Vorsicht.
Zum Abschluss verwies Quirnbach noch auf Betrügereien bei Kaffeefahrten hin. "Hier bekommen Sie nichts geschenkt", resümierte der Referent und berichtete auch aus eigenen Erfahrungen. "Bei der Möglichkeit zur Teilnahme an einer Werbeveranstaltung geht es nur ums Geschäft und ihr Geld", so der Fachmann und er stellte fest, dass die auf den Fahrten angebotenen Waren häufig minderwertiger und regelmäßig teurer als im Fachhandel sind. Auch diese Geschäfte können nach dem Haustürwiderrufsgesetz mit der Frist von zwei Wochen widerrufen werden.
Die Aussprache zeigte, dass der Referent viele neue Erkenntnisse vermittelt hatte. Bürgermeister Wolfgang Schneider dankte Jürgen Quirnbach für den informativen Vortrag und lobte die Mitveranstalter für die gute Bewirtung. Fazit der Veranstaltung: Hilfsbereitschaft an der Wohnungstür zahlt sich nicht aus.
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Gemeinschaftsveranstaltung zum Thema "Sicherheit an der Haustüre" in Daaden (von links): VdK-Vorsitzender Hans-Dieter Knetsch, Barbara Pottmann (Evangelische Kirchengemeinde), Bezirksbeamter Hubert Hammer, Referent Erster Kriminalhauptkommissar Jürgen Quirnbach, Kriminalhauptkommissar Leo Lück (KI Betzdorf), AWO-Vorsitzende Brigitte Trippler und Bürgermeister Wolfgang Schneider (Rat zur Kriminalitätsvorbeugung der Verbandsgemeinde Daaden).
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